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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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daherkommen. Da wurde Volkêr sehr zornig. »Seht Ihr, Hagen, da kommen mehr als tausend Ritter mit Îrinc, der ganz allein mit Euch kämpfen wollte. Er hat erbärmlich gelogen.« Aber Îrinc bat seine Begleiter: »Macht mich nicht zum Lügner. Ich will mein Versprechen halten, und Furcht soll mich nicht abhalten: Wie grauenerregend Hagen nun sein mag, ich will allein mit ihm kämpfen.« Er drang darauf, daß sie ihn allein ließen, aber sie taten es ungern, denn sie kannten Hagen.
    Îrinc trug den Speer hoch, er deckte sich mit dem Schild. Er lief Hagen zum Saal hinauf entgegen. Sie warfen einander die Speere durch die Schilde auf den Panzer, daß die Speerschäfte weit davonwirbelten. Dann griffen sie zu den Schwertern. Der Saal und die Türme erschallten von ihren Schlägen, aber Îrinc konnte seine Absicht nicht ausführen. Er ließ Hagen unverwundet stehen und ging zu dem Spielmann. Er hoffte ihn mit seinen starken Schlägen zu überwinden, aber davor konnte Volkêr sich gut schützen. Der Spielmann schlug über den Schild, daß die Klammern unter seiner Hand davonflogen. Da verließ Îrinc auch diesen gefährlichen Mann und trat auf Gunther zu. Jeder von ihnen war dem anderen im Kampf ebenbürtig. Kein Blut floß unter ihren Schlägen, denn ihre Rüstungen waren stark. Îrincließ Gunther stehen und griff Gêrnôt an, dem schlug er das helle Feuer aus dem Harnisch. Gêrnôt hätte ihn beinahe getötet. Da wich er dem Fürsten sehr behende aus, und in kurzer Zeit hatte er vier aus dem burgundischen Gesinde erschlagen. Gîselher war zornig. »Gott weiß, Herr Îrinc«, sagte er, »daß Ihr mir die vier Toten sofort entgelten müßt.« Er griff den Dänen an und schlug auf ihn ein. Der stürzte vor ihm nieder, daß alle glaubten, er werde keinen Schlag mehr tun können. Aber er war nicht verwundet. Das Dröhnen des Helms und der Aufklang des Schwertes hatten ihm das Bewußtsein genommen, er war nicht bei sich. Als die Erschütterung von dem Schlag, den er hatte hinnehmen müssen, aus Îrincs Kopf zu weichen begann, dachte er: ›Ich lebe noch und bin nicht verwundet. Jetzt begreife ich erst Gîselhers Stärke.‹ Auf beiden Seiten hörte er die Feinde. Hätten sie gewußt, wie es stand, wäre es ihm noch schlimmer gegangen. Er hörte Gîselher in der Nähe. Er überlegte, wie er seinen Feinden entkommen solle. Er sprang aus dem Blut auf wie ein Rasender. Die Schnelligkeit ließ ihn aus dem Haus kommen, da stand Hagen – dem versetzte er schwere Schläge. Doch Hagen dachte: ›Du mußt sterben. Wenn dich nicht der Teufel in Schutz nimmt, wirst du nicht davonkommen.‹ Aber Îrinc verwundete Hagen durch die Schutzkappe unter dem Helm hindurch, das war ihm mit Waske gelungen, einer guten Waffe. Als Hagen die Wunde fühlte, raste das Schwert in seiner Hand. Nun mußte Hâwarts Gefolgsmann vor ihm zurückweichen. Hagen begann ihm die Treppe hinunter zu folgen. Îrinc hielt den Schild über seinen Kopf, und Hagen hätte ihn auch auf einer dreimal längeren Treppe zu keinem Gegenschlag kommen lassen. Wie die Funken über seinem Helm aufstoben! Îrinc kam unversehrt zu den Seinen zurück. Kriemhilt erfuhr, was er Hagen zugefügt hatte,und dankte ihm herzlich: »Gott vergelte dir, teurer Held. Du hast mein Herz getröstet und erhoben. Ich sehe Hagens Kleidung von Blut gerötet.« Sie selbst nahm ihm den Schild von der Hand vor Freude.
    »Dankt ihm nicht so sehr«, sagte Hagen. »Wenn er zurückkäme und es noch einmal versuchte, dann wäre er ein kühner Mann. Die Wunde, die ich von ihm habe, nutzt Euch wenig. Daß Ihr Blut auf meinem Harnisch seht, das hat mich gierig gemacht auf den Tod von vielen Männern. Ich bin erst jetzt so recht zornig. Und Îrinc hat wenig ausgerichtet.«
    Îrinc hatte sich im Windzug aufgestellt und kühlte sich ab im Harnisch, nur den Helm nahm er ab. Jedermann lobte seine Leistung, und der Markgraf war stolz darauf. »Meine Freunde, waffnet mich unverzüglich von neuem«, sagte er. »Ich will noch einmal versuchen, ihn zu überwinden.« Sein Schild war zerschlagen. Er ließ sich einen besseren geben. Bald war er wieder gerüstet. Er nahm einen mächtigen Speer, mit dem er Hagen angreifen wollte.
    Hagen war voller Mordlust. Er konnte ihn nicht erwarten. Er lief ihm entgegen mit Würfen und Schlägen bis an den Fuß der Treppe. Er war in heller Wut, und Îrinc hatte wenig Nutzen von seiner Kraft. Sie durchschlugen ihre Schilde, daß feuerrote Winde wehten. Hagens Schwert brachte Îrinc durch

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