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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ist ein chronischer Zustand, der bleibenden Leberschaden hervorruft. Wie kann es Lilac wieder gut gehen?«
    Simon nuschelte etwas wie, Tierärzte könnten sich genauso irren wie jeder andere auch.
    »Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, Anne«, sagte Mary. »Ich weiß, daß du nicht gern darüber sprichst, aber es muß doch einmal gesagt werden, nicht wahr? Ganz abgesehen von allem anderen, sind Max und ich Davey einfach so
dankbar

    Unter heftigem Quietschen zerschnitt Simon auf seinem Teller eine Scheibe Gänsebrust.
    »Ich bin sehr froh darüber, daß ihr glücklich seid«, sagte Anne. »Und ich bin sehr froh, daß Clara glücklich ist.«
    »Und Oliver«, sagte Max. »Oliver ist auch glücklich.«
    »Und wie«, sagte Oliver. »Ich bin glücklich. Ich kann wieder ohne Angst eklige Sachen essen und mit Woddie nachspülen.«
    »Und ich bin glücklich«, sagte Rebecca. »Glücklich über meine Tochter.«
    »Und ihr müßt doch auch glücklich sein, Anne, Michael? Ihr müßt doch über Edward glücklich sein«, sagte Patricia.
    »Und Simon muß über Lilac glücklich sein«, sagte Mary.
    Simon nickte unbehaglich.
    »Es ist so
dumm
, nicht darüber zu reden!« fuhr Mary mit glänzenden Augen fort. »Als wäre es ein schuldbeladenes Geheimnis und kein herrliches, herrliches Wunder, das jedermann glücklich macht.«
    Klirrend legte ich Messer und Gabel hin. Jetzt. Es konnte genausogut jetzt erledigt werden.
    »Also, tut mir leid, wenn ich euch in die Parade pissen muß«, sagte ich. »Aber ich bin nicht scheißglücklich. Ich bin absolut nicht scheißglücklich. Tatsache ist, ich fühl mich so mies wie die verdammte Sünde.«
    »Natürlich tust du das, du mieser alter Scheißer«, keifte Oliver. »Und du hast es auch nicht besser verdient. Allmächtiger Gott, du bist ein hartes Stück Arbeit.«
    »Ruhe jetzt, Ruhe jetzt!« Michael schlug mit der Hand auf den Tisch. »Was ist denn in euch gefahren? Dies ist eine Dinnertafel. Bitte!«
    »Tut mir leid, Michael. Du bist der Gastgeber und hast hier das Sagen, aber ich glaube, Edward Pissing Wallace kann sich auf was gefaßt machen.«
    »Hört, hört«, sagte Rebecca zu meiner Linken.
    Oliver zeigte mit einem Löffel auf mich. »Du glaubst noch immer nicht an Daveys Kraft, oder, Ted?«
    Ich schaute zu Anne hinüber und zuckte die Achseln. »Wenn du es hören mußt, werd ich’s dir sagen. Nein, ich glaube nicht an Daveys Kraft.«
    »Seht ihr? Er kann es einfach nicht akzeptieren.« Olivers Stimme wurde schriller. »Da wird ihm diese eine Chance geboten, wie wir alle hier sie bekommen haben, eine Chance, wie sie die meisten Leute selbst in tausend Jahren nicht bekommen, ihm wird diese
eine
Chance geboten, sich an den eigenen Haaren herauszuziehen, diese eine Chance, sich aus dem Sumpf zu erheben, in dem er all die Jahre versackt war, diese eine Chance, seinen Blick nach oben zu richten und die Schönheit der Welt zu erkennen, und was sagt er? ›Ich bin nicht scheißglücklich. Ich fühle mich so mies wie die verdammte Sünde.‹ Natürlich ist er nicht glücklich. Was wir in der letzten Woche erlebt haben, ist nichts weniger als eine göttliche Offenbarung. Eine verdammte göttliche Offenbarung, und wir können sie alle sehen, alle können wir sie sehen und feiern. Wir haben wenigstens diesen letzten Rest an Demut, der uns gestattet, vor schrankenloser Freude zu jauchzen und zu weinen. Wir alle bis auf den verdammt beschränkten, sturköpfigen, stockblinden, stocktauben, ungläubigen Ted.«
    Er hatte Tränen in den Augen. Ich sah verlegen auf meinen Teller.
    »Es tut mir leid«, sagte Oliver. »Es tut mir leid, Ted. Aber es ist einfach so, daß ich dich liebe, du dämlicher Scheißhaufen. Du bist ein Freund, den ich liebe. Wir alle lieben dich. Aber du bist so ein … so ein …«
    »Schon gut, Oliver«, sagte Rebecca, »wir wissen alle, was er ist. Es ist einfach folgendes, Schatz«, sagte sie zu mir, »warum akzeptierst du nicht, was du siehst? Warumwürde es dir so weh tun, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen?«
    »Welcher Wahrheit?« fragte ich.
    »Der Wahrheit«, sagte Oliver, »daß sich hier etwas wie Gnade offenbart hat.«
    »Der Wahrheit«, sagte Rebecca, »daß es da oben wirklich etwas gibt.«
    »Mich interessiert nicht, was es da oben gibt«, sagte ich. »Mich interessiert, was es hier drin gibt.« Ich schlug mir auf die Brust.
    »Herrgott!«
Oliver knallte seine Gabel hin. »Warum mußt du solche Sachen sagen? Warum mußt du solche Sachen sagen? Das ist hier

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