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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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er ein Knacken hörte.
    Die anderen sammelten sich um ihn.
    »Was ist denn los, zum Teufel?«
    »Das ist die einzige verdammte Beute!«
    Simon sah entgeistert hoch, als man sich um ihn scharte.
    »Wie meint ihr das?«
    »Wir meinen«, sagte Conrad, »daß sonst keiner auch nur einen einzigen verdammten Vogel erlegt hat. Das meinen wir.«
    Simon verstand noch immer nicht. Die erste Welle aus einer so gut bestückten Deckung wie dieser brachte normalerweise eine Beute von mindestens hundert Vögeln.
    Lord Logan nahm Simon den Fasan ab. Henry, der Gehilfe des Wildhüters, eilte mit einem Ausdruck wilden Zorns und zugleich völliger Verdutztheit auf sie zu.
    Lord Logan untersuchte den Fasan. Kleine silberne Kugeln steckten in seiner Kehle.
    »Silberschrot?« stieß jemand hervor. »Ein bißchen überspannt, Michael, selbst für dich.«
    Simon sah, wie die Augen seines Vaters unter ihren buschigen Brauen kurz aufblitzten.
    »Das ist kein Schrot«, sagte er und rollte ein Silberkügelchen zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. »Und auch kein Silber.«
    Er steckte die Kugel in den Mund und zermalmte sie mit den Zähnen.
    »Zucker!« sagte er traurig. »Bloß Zucker.«
    Simon holte eine heile Patrone aus der Tasche und pulte das Ende ab. In die ausgestreckte Handfläche seines Vaters kippte er ein Häufchen Aberhunderter farbiger und silberner Zuckerkügelchen, Reis und ein Konfettiklümpchen.
    »Herrgott!« sagte Conrad. »Sabsen. Die verdammten Sabsen.«
    »Sabsen?« sagte Simon. »Aber die würden doch nicht …«
    »Klar! Sabsen! Das war Sabotage, verdammt noch mal!«
    Das Rufen wurde lauter und zu einem Gebrüll, das sich mit dem Glucken der Fasane mischte, die ihre Nester wieder einnahmen, es mischte sich auch mit dem tränenden, perlenden Lachen eines der Treiber, der hinter den anderen zurückgeblieben war und jetzt auf dem Boden lag, tief im Wald, vor Glück strampelte und, seiner Branche alle Ehre machend, die Fäuste ins Erdreich trieb.

DREI
     
     
     
Lieber Onkel Ted,
bloß eine kurze Notiz, um mich ganz herzlich für Dein Geschenk zu bedanken. Ich finde es sehr schade, daß Du es nicht zum Gottesdienst selbst geschafft hast, aber soweit ich weiß, hast Du fürchterlich viel zu tun.
 
Mr. Bridges, mein Englischlehrer, hat gesagt, daß Dein Geschenk eine Erstausgabe ist und daß die sehr wertvoll ist. Ich bin überwältigt von Deiner Großzügigkeit. Die
Vier Quartette
habe ich noch nie gelesen, aber
Das wüste Land
haben wir fürs GCSE durchgenommen, und es hat mir ungeheuer gut gefallen, deswegen freue ich mich sehr darauf, diese neuen Gedichte zu lesen und zu verstehen. Mir drängt sich die Frage auf, ob es da wohl eine Verbindung zu Beethovens Quartetten gibt. Im Moment ist Wordsworth mein Lieblingsdichter.
 
Die Konfirmation war großartig. Vorher hat der Bischof von St. Alban’s mit uns allen gesprochen und uns an die Feierlichkeit dieses Anlasses gemahnt. Als der Augenblick kam, wo er mir die Hand auf den Kopf legte, habe ich gemerkt, daß ich weinte. Ich hoffe, Du findest nicht, daß das falsch von mir war. Ich glaube, am meisten bewegte mich die Vorstellung der Apostolischen Nachfolge. Christus legte Petrus die Hand auf, Petrus wurde Bischof von Rom und legte jedem anderen die Hand auf, der Bischof wurde. Auch wenn wir im 16. Jahrhundert mit Rom gebrochen haben, so können sich doch dieBischöfe der Church of England durch dieses Handauflegen bis auf Christus zurückführen.
 
Als ich die Hostie kaute, war ich überrascht, wie schmackhaft sie war. Alle hatten mir erzählt, daß sie widerlich schmeckt – wie Pappe. Mich erinnerte sie eher an das Reispapier unter Makronen. Der Wein war sehr süß
,
aber so ist er mir sowieso am liebsten.
 
Du hast gesagt, Du hofftest, die Konfirmation werde halten, was ihr Name verspricht, und der Gottesdienst nicht nur meinen Glauben öffentlich stärken, sondern mich auch privat festigen. Also, ich glaube, das hat er. Alle finden, daß die Welt von Jahr zu Jahr immer schlimmer wird. Es gibt mehr Verbrechen, mehr Armut, mehr Korruption, mehr Leid. Ich glaube, die Gnade, über die wir im Konfirmationsunterricht oft diskutiert haben, ist wahrscheinlich das einzige, was die Welt retten kann. Ich weiß, daß das sehr idealistisch ist, aber ich finde, logisch macht es mehr Sinn als alles andere. Gnade dreht sich darum, nach
innen
zu sehen, nicht nach draußen. Wenn alle in ihre Seelen oder Psychen, oder wie man das auch nennen mag, hineinsehen würden, dann

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