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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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abzusitzen. Die meisten der dafür verantwortlichen Dramatiker sind inzwischen Gott sei Dank an Alkoholvergiftung oder desillusioniertem Sozialismus gestorben, und Oliver spezialisiert sich dieser Tage, wie du weißt, auf detailreich und liebevoll gemachte Kostümadaptationen der Klassiker und scheißt auf die Arbeiter, obwohl er es Dir nicht gerade danken würde, wenn Du das sagtest. Es gibt keinen Besseren für das Schreiben affektierter Petitionen an die Presse: »Sehr geehrte Herren, wir, die Unterzeichnenden, sind entsetzt über die Versuche der Regierung, die Stipendien des
Arts Council
zu kürzen / Mehrwertsteuer auf Kordhosen einzuführen / Dickie Attenborough zu privatisieren«, du kennst den glattzüngigen Schlick, den ich meine: Er ist imstande, im Harpo Club die üblichen Verdächtigen auszukundschaften, und bringt sie dazu, sich als Mitunterzeichner aufführen zu lassen. Wollte mich mal dazu bewegen, meinen Namen unter eine Tirade zu setzen, die die Einführung der Mehrwertsteuer auf Bücher bejammerte. Meist ein leutseliger und amüsanter Gesellschafter (falls Du Dir den Verstand gern in gekräuselte Schleifchen legen läßt), wenn er aber gerade seine sozialistischen Reste mit den kostspielig geschmückten Klauen umklammert der humorloseste Teigkloß, der je vor der südafrikanischen Botschaft Mahnwache hielt oder einem widerstrebenden Erstbesteiger eine »Stoppt Aids!«-Plakette anpinnte.
    »Quid pro quo«, hatte ich gesagt. »Erst unterschreibst du einen von mir aufgesetzten Brief, der die Regierung dazu auffordert, das Auspeitschen von Graffitischmierernund Müllwegschmeißern auf dem Marktplatz wieder einzuführen …« Ich hatte damals außerordentlich kratzbürstige Ansichten zu diesem Thema, da die meiner Wohnung gegenüberliegende Mauer am Butler’s Yard gerade mit Buchstabenähnlichem vollgesprayt worden war, das wie auf dem Kopf stehendes Arabisch aussah.
    Mutter Mills war natürlich verwirrt davongestapft. Trotzdem verstanden wir beide uns blendend, und er begrüßte mich am Donnerstagabend in Swafford frohgemut, als ich frisch gebadet und geschrubbt und auf dem Weg zu meinem Glas Prä-Dinner-Sprit eintrudelte.
    »Also, wenn das nicht der Happy Hippo ist«, sagte er – Herrgott, wie ich diesen alten Spitznamen hasse –, »der von einem Stärkeren zur Tränke geprügelt wird.«
    »Hallo, Oliver«, schnaufte ich, »und was entpflückt dich Kensington?«
    »Dasselbe wie dich, Engelchen. R & R. Mutter war in den letzten Monaten so betriebsam wie eine begierige braune Biene. Sie ist gekommen, um sich den Flor wieder zu füllen.«
    »Aber lökert immer noch den Wodka weg, fällt uns auf.«
    »Seit Barbara Cartland Fergie als vulgär bezeichnete, hat kein verlotterter Esel mehr die Françoise Frechheit besessen, solch Sonja Schäfchen ein schwarzes zu schelten.«
    Ich ignorierte ihn und goß mir einige Wurstfingerbreit Macallan ein, derweil er von seiner neuen Liebschaft flötete.
    »Dennis. Ein Name, so romantisch wie Fliegenspray, aber so süß und vertrauensvoll und schwer beschwänzt. Ich nehme noch einen Woddie, wo du grade dabei bist.«
    »Was macht er denn, dein Dennis?«
    »Alles, was ich verlange.«
    »Beruflich.«
    »Sozialversicherungsangestellter, wenn du’s unbedingt wissen mußt. Ich hab ihn am
Christopher Street Day
kennengelernt.«
    Manchmal beneidet man Tunten und manchmal nicht. Zumindest müssen wir simplen alten Heten keinen Haushalt mit Lieferanten und Schweißern und Laufburschen aufmachen. Nenn mich einen Snob, nenn mich unhöflich, aber wie Oliver die Vorstellung erträgt, daß ignorante Leichtgewichtzephalen aus Clapham oder Camberwell ihm ins Bett furzen oder sich vor seinem Drehspiegel die Eier kratzen, ist mir unbegreiflich.
    »Und wie steht’s bei dir, Ted? Wie wir das sehen, hast du der Liebe junge Träume über Rasen und Auen kavaliert.«
    »Kaum mit ihr gesprochen.«
    »Nein, nein. Nicht die Quarktasche. Ich meine den karamelgeschenkelten Hylas der Marschlande. Den Rupert Graves der Ikener, wie du ganz genau wußtest.«
    Hatte ich gewußt, aber Mißverständnis vorgeschützt.
    »Beziehst du dich zufällig auf meinen Patensohn?«
    »Bitte, Ted. Du bist ein Püppchen, wenn du du selbst bist, aber nicht mal als Kaminholz geeignet, wenn du so steif und mürrisch bist. Sag Mutter einen Spruch auf, sonst kommt sie furchtbar schlecht drauf.«
    Bei so viel Stilsicherheit läßt sich kaum das kühle Äußere bewahren.
    »Für dich muß er ein schnuckliges kleines Ding

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