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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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abgeben, das ist kaum zu bestreiten«, gab ich zu und machte es mir in einem Sessel bequem. »Übrigens empfindsam, wo’s nach außen dringt.«
    »Als ob ich das nicht wüßte. Während du mit Simon Simplicius bei den groben Kürbissen dem Feudelweitwurf huldigtest, nahm er mich in seinem kleinen Dinghi mit,
sehr
zum Verdruß des Patricia-Elements, das zu geängstigt oderhochgestöckelt oder engbestrumpft oder schnöseldörflich war, um an Bord zu klettern, den sündigen Davey aber dennoch ganz für sich haben wollte. Und
wir
wissen, warum!«
    »Wissen wir das?«
    »Aber natürlich!« Oliver sah mich erstaunt an und merkte, das ich wirklich ahnungslos war, und wurde selber ganz verwirrt. »Oder nicht? Ich meine, Liebling. Ich dachte, du wärst aus demselben …«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Max und Mary Clifford stolzierten herein.
    »Ah, Ted … zurück von deinen Abenteuern.« Max reichte mir eine schlaffe Hand. Gebürtiger Liverpooler, aber mit Akzent und Manieren, die den Duke of Devonshire wie Ben Elton klingen lassen. Ein Selfmademan, der seinen Schöpfer preist, wie mal jemand über einen anderen sagte oder ein anderer über jemanden. Seine Frau Mary stammt aus Wales – Wrexham, falls mein Gedächtnis mir keinen Hundekot andreht, und verfügt ebenfalls über Vokale wie ein Kollier aus Lalique-Kristallen.
    Sie bot eine gepuderte Wange dar und wedelte mit einem wackligen Finger. »Also, Ted, ich hoffe, du bleibst heute
sehr
anständig und
sehr
nüchtern. Der Bischof und seine Gattin kommen heute abend, und auch die Draycotts werden zugegen sein, also: beste Ballmanieren.«
    Nix hipp-hipp und nix hurra.
    »Dasselbe gilt für dich, Oliver. Kein atheistisches Gerede bitte schön.«
    In einem Ton, als ob
sie
die Party veranstaltete und
ihr
das Haus gehörte.
    »Ist er Heidi oder Lorraine?« wollte Oliver wissen.
    Mary verstand nur Bahnhof. »Er heißt Ronald, Oliver. Ronald und Fabia sind meines Wissens die Namen der beiden. Sie waren in Ripon.«
    »Ich glaube, Oliver möchte wissen«, sagte ich, »ob der Bischof zur
High Church
oder zur
Low Church
gehört.«
    »Danke, Teuerster«, sagte Oliver.
    »Oh, nichts dergleichen«, artikulierte Max voller Autorität und ergriff geschickt mit einer Hand zwei Sherrygläser. »Grundsolide Privatschulfibel. Keinerlei Schnickschnack.«
    »Hört sich nach Gertrud Gemäßigt an«, meinte ich zu Oliver.
    »Hin …« Oliver betrachtete versonnen seine Fingernägel. »Schade. Das Verhohnepipeln der Niedrigmieten kann ich am besten. Bischöfeködern«, erläuterte er Mary, »ist Mutters Spezialität.«
    »Also Oliver«, kreischte Mary, »ich
verbiete
dir hiermit …«
    »Was verbietest du?« Michael war hereingekommen, mit glatt zurückgekämmtem Haar und im Hemdausschnitt funkelnden Saphiren.
    »Oliver droht, sich heute abend über den Bischof lustig zu machen.«
    »Wirklich?« Michael sah zu Oliver hinüber, der als schleppenden Gruß mit den Eiswürfeln im Glas klimperte. »Ich glaube, er macht sich eher über dich lustig, Mary.«
    »Ach.«
    »Aber versuch dein Glück ruhig, Oliver. Ich glaube, Ronald hat in der Armee geboxt. War das nicht so, Max?«
    »So habe ich’s gehört, Michael. So habe ich’s gehört.«
    Max hat einen eigenen Stimmfall kultiviert, mit dem er sich an Michael wendet. Er verrät der Welt eine besondere Beziehung, ein enges und geheimes Band, dank dessen man sich insgeheim über diese Welt lustig macht. Er macht mich absolut wahnsinnig, wie Du Dir vorstellen kannst. Ich kannte Michael lange vor Max und Konsorten. Es istzugleich Neid (ich weiß, daß Max als Stallgefährte mit Michael auf eine Art Tacheles reden kann, die mir versagt bleibt) und Fürsorge. Ich fühle mich wie Piggy im
Herrn der Fliegen
, den man zurückläßt, als Ralph mit den anderen aufbricht, um die Insel zu erkunden: »Aber ich war als allererster mit ihm zusammen! Ich war dabei, als er die Muschel fand«, möchte ich am liebsten schreien.
    Im großen und ganzen blieb der Bischof letztlich ungeködert. Zwanzig Leute nahmen am Abendessen teil. Ich glaube, ich geb Dir am besten die Gästeliste, und Du kannst mir im nächsten Brief schreiben, ob Du weitere Einzelheiten brauchst.
     
    Michael und Anne
    Ted
    Patricia
    Max und Mary Clifford
    Rose (Michaels uralte österreichische Tante, sagte kein einziges Wort)
    Oliver
    Simon
    David
    Ronald und Fabia * Norvic (der Bisch und die Bischin)
    John und Margot Draycott
    Clara (die Tochter der Cliffords – spindeldürr, trägt

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