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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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am Freitag und Samstag, dem 24. und 25., den Computer keines Blickes mehr gewürdigt habe.
    Ich bin den Text durchgegangen, weil ich sehen wollte, ob er wirklich »geändert« wurde. Ich konnte keine Veränderungen entdecken, aber jemand brauchte bloß versehentlich auf die Leertaste gedrückt zu haben, während er oder sie den Brief las, und das hätte schon als hinreichendeÄnderung gegolten und den Spalteneintrag unter dem DATEINAMEN verändert.
    Danach hielt ich mich erst mal für übertrieben paranoid. Woher wollte ich denn wissen, daß der Computer das genaue Datum weiß? Vielleicht glaubt er ja auch, es sei ein kalter Dezemberabend in Heidelberg in der Glanzzeit des Heiligen Römischen Reiches. Um das herauszufinden (da ich keine Möglichkeit sah, wie ich den Computer fragen konnte, was er unter Wochentag versteht), habe ich einen brandneuen Brief geschrieben und dann darauf geachtet, mit welchem Datum er ihn stempelte. Es ist gar keine Frage, der Computer ist auf die Minute genau.
    Das kann also nur heißen, daß JEMAND meinen letzten Brief an Dich gelesen hat. Das wäre nie passiert, wenn Du mir erlaubt hättest, per MANUSKRIPT (das heißt lateinisch handschriftlich) mit Dir zu kommunizieren.
    Ich weiß nicht, wer der Missetäter sein kann. Diese Maschine gehört Simon, und er kann natürlich mit ihr umgehen … er hat hier ein lächerliches Programm geladen, das den Bestand jagdbarer Vögel auf dem Anwesen von Swafford auflistet und den Verlauf der Jagdsaison verzeichnet. Seine Erfahrung im Umgang mit Computern muß ihm aber wohl zugute gehalten werden, weil er wahrscheinlich nicht so dämlich wäre, eine Änderung an meinem Brieftext vorzunehmen und den dann auch noch auf eine Weise abzuspeichern, daß ich als absoluter Grünschnabel merke, daß daran herumgepfuscht worden ist. Andererseits wissen wir, daß Simon nicht zu den gescheitesten Hervorbringungen von Mutter Natur zählt.
    David vielleicht? Durchaus möglich, bloß ist er so besessen von Ehrlichkeit und Tugend und Sittenstrenge, daß er sich wahrscheinlich eher die Augen ausgerissen hätte, als sich dabei zu ertappen, wie er anderer Leute Briefe liest.Allerdings könnte ich mich in den Arsch beißen vor Entsetzen, wenn ich nur daran denke, daß er, falls er es gewesen sein sollte, dann auch meine alles andere als schmeichelhaften Bemerkungen zu seinem verdammten Gedicht gelesen hat. Eieiei.
    Oliver, Max und Rebecca können es nicht gewesen sein, das steht immerhin fest. Die waren von fünf vor acht bis zum Ende des Abendessens mit mir zusammen. Die andern Anwesenden, Simon, David, Clara, Michael, Anne, Mary und Patricia, kamen alle erst gegen zwanzig nach runter, schätze ich; falls ich also nicht beweisen kann,
es war der Butler
, müssen wir wohl Poirot kommen lassen.
    Aber darum geht es eigentlich nicht, oder? Sorge macht mir nicht das
wer
, sondern das
was jetzt
? Es war ein verdammt langer Brief und nicht nur vollgestopft mit indiskretestem Tratsch, sondern würde auch jedem klarmachen, daß du mich fürs Herumschnüffeln bezahlst: Daher meine Befürchtung, man könne mir die Tür weisen. Gegenwärtig mogle ich mich so durch. Scheiß auf die Technologie. Scheiß auf Dich. Scheiß auf mich und jeden, der dafür verantwortlich ist.
    Als nächstes kommen wir zu den sieben Thesen von Onslow Terrace, die Du mit dem letzten Schreiben angeschlagen hast:
    1.
Keine lateinischen Wendungen mehr.
    Hatten wir schon.
     
    2.
Erkundige dich nach den Zwillingen.
    Ähm. Die Zwillinge sind, dies zur Beantwortung Deiner Frage, bei Annes Schwester Diana, die, wie Du Dich erinnern wirst, in der Nähe von Inverness wohnt. Edward leidet an Asthma, und die Luft in Schottland hält man um diese Jahreszeit für weniger schädlich als die in Norfolk.James und Edward sind unzertrennlich: Also sind sie zusammen gefahren. Aber zu diesem Thema bekommst Du unter These vier noch einiges zu hören.
     
    3.
Finde heraus, wie es Oliver geht und was ihn hertreibt.
    Erst hab ich überhaupt nicht verstanden, was Du mit »Finde heraus, wie es ihm geht« gemeint hast. Es geht ihm wie … Oliver, dachte ich. Und was ihn hertreibt: Seine Erklärung am letzten Samstag lautete »R & R«, was du vielleicht nicht verstanden hast. Es ist Jargon der Achtziger und bedeutet Ruhe und Regeneration, manchmal auch Ruhe und Rekreation, im Zweifelsfall noch Ruhe und Rekonvaleszenz.
Weder
Rock and Roll noch Reim und Räson, noch rauh, aber reif, noch Radikale und Revolutionäre, noch Rum mit

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