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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Wahl dieses Vornamens wohl etwas Bedeutsames entfahren war. »Was macht die Frucht der Cliffords eigentlich so? Ist sie … ich meine …«
    »Falls du meinst, daß ihr nur mehr zwei Körbchen zum
Corps de ballet
abgehen, so irrst du, Liebster. Sie ist vierzehn, hat Silberblick und vorstehende Zähne, dafür aber weder Busen noch Busenfreundin, und nichts kann sie glücklich machen. Da kannst du doch wohl kaum erwarten, daß sich die ganze Party um sie reißt, oder?«
    »Und du selbst? Bereit, deinem Schöpfer ins blutunterlaufene Auge zu sehen?«
    »O Herr, wir werden ob der Ansteckung ins Gebet genommen, das seh ich doch von weitem. Mutter ist ganz sicher, danke, Schatz, und ganz gesund. Sozialismus ist immer noch ihre einzige ansteckende Krankheit.«
    »Du hast allerdings etwas abgenommen.«
    »In jenen Tagen, die meine Jugend sahen, als man Fitzrovia noch für den Ursprung der Zivilisation hielt und Quentin sich noch Crisp anfühlte, fand man Gewichtsverlust noch erstrebenswert. Heutzutage hält man es wohl eher für ein Banner der Schande. Bloß weil wir Gary Glitter lieben, Teuerster, müssen wir doch nicht gleich fett werden, um den Befürchtungen unserer Freunde gerecht zu werden.«
    »Ja, Herrgott noch mal, vielleicht hörst du endlich auf zu erwarten, ich würde überall auf den süßen kleinen Zehenspitzchen politischer Korrektheit dahertrippeln?«
    »Schatz, die wahre politische Korrektheit in diesem unserem Lande besteht, wie du ganz genau weißt, darin, die Minderheiten zu verarschen und ›Heuchler, Heuchler‹ zu schreien, wann immer einer etwas anderes behauptet.«
    Wir können einfach nicht anders, Oliver und ich. Wir könnten nicht mal die Chancen in der dänischen Fußballiga ohne Keifen diskutieren.
    »Na dann – es ist schön, dich so gesund und munter zu sehen«, bot ich an.
    »Ha, siehst du, da täuschst du dich, mein fetter Ted. Der wahre Grund für mein Abnehmen liegt darin, daß mein Dennis mir die Sachen, für die es sich zu essen lohnt, vorenthält. Vielleicht hab ich ’ne hübsche Figur, aber ich hab auch ’ne hübsche Angina.«
    »Oh, mein lieber Oliver, das tut mir sehr leid.«
    »Ich hab nur Schmerzen in der Brust, nichts Ernsthaftes. Aber mein süßer Dennis zieht es vor, das als eine
Warnung
anzusehen.«
    »Also bist du hergekommen, um seinen Adleraugen zu entgehen und dich bis obenhin mit guten Sachen vollzustopfen.«
    »So in etwa, Ted, ja.«
    So. Da hast du’s, Jane. Das sollte zu These 3 reichen, hoffe ich.
     
    4.
Mehr Informationen über Tante Anne
    Später am selben Vormittag schleifte Davey mich zu den Stallungen, auf daß ich Pferden und Hunden guten Tag sage. Anne klapperte auf der Rückkehr vom Morgengalopp in den Hof.
    »Das ist ja eine Überraschung«, sagte sie beim Absteigen. »Werden wir dich zu Pferde sehen, Ted?«
    »Wenn ich bedenke, was wir beide so wiegen, ist es wahrscheinlich fairer, wenn ich das Pferd auf den Rücken nehme und lostrabe«, sagte ich.
    Ein Stallbursche kam und übernahm Annes Roß.
    »Kann ich Sie einen Moment sprechen, Lady Anne?« fragte er.
    »Worum geht’s, Mr. Tubby?«
    »Wegen Lilac, ne. Simon sacht, die is krank.«
    Wir drängelten uns vor der Box des betreffenden Pferdes. Lilac ist eine große kastanienbraune Stute und gehörtMichael. Sie stand schräg mit an die Seitenmauer gelehntem Kopf da, eine trostlose Pose, die Krankheit bezeugen mochte oder auch nicht, auf jeden Fall eine eher deprimierte Einstellung zum Leben vermittelte. Pferde finde ich immer so trübe im Blick und einfältig im Verhalten, daß es mir – anders als etwa bei Hunden – schwerfällt, ihren Gesundheitszustand einzuschätzen.
    »Simon is heut morgen die Runde mit ihr, und da hat er gesehn, wie se nich frißt und im Kreis läuft und wie se Blut im Speichel hat«, sagte Tubby.
    »Aber gestern war sie in Ordnung, oder?«
    »Klar, da war se echt gut beinander, Lady Anne.« (Verzeih den Versuch, den Wortlaut wiederzugeben, Jane, Schatz. Es ist eine ziemliche Herausforderung.) »Als se vonner Weide reinkam, war se richtig voll … tjä … Feuer … kann man so sagen.«
    »Oje, haben Sie irgendeine Vermutung, woran es liegen könnte?«
    »Wußte Simon auch nich. Abba er sacht, dasses Kreuzkrautvergiftung oder vielleicht Grasschnupfen sein kann.«
    »Oje, ich hoffe, er irrt sich. Wir hätten doch wohl gemerkt, wenn es Kreuzkraut wäre? Das dauert doch immer etwas, nicht wahr?«
    »Kann auch auf ’n Mal kommn, Lady Anne, is jedenfalls, was Simon sacht.«
    Wer war

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