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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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und Begattbarkeit: Sie färbt ihr Haar. Darüber hinaus weiß ich nicht, was für oder gegen sie spräche.
    Das einzige Zimmermädchen, an dessen Namen ich mich erinnern kann, heißt Joanne. An sie erinnere ich mich wegen ihrer Kombination stattlicher Schenkel mit geräuschvoller Wäsche. Ergebnis ist ein ständiges Wischeln,wenn sie Treppen steigt oder den Flur entlanggeht. Passend zu den Schenkeln stellt sie einen freischwebenden Busen zur Schau: Ich denke jedesmal, daß sie sich immerzu nach hinten lehnen muß, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Das andere Mädchen ist beleidigend flach und wird es in ihrer Branche nie zu etwas bringen, solange sie nicht lernt, daß die wenigsten Gäste sich für die Bravourstücke ihres Bruders auf der Rennbahn interessieren.
    Dann gibt es Küchenpersonal, in dessen Sphäre ich allerdings nicht vorgedrungen bin. Von der Köchin weiß ich nur, daß sie Cheryl heißt und einen sündhaft guten Eierpudding bereitet. Freizügigkeit im Umgang mit der Muskatnuß scheint mir hier die Parole.
    Wagen wir uns jetzt aus dem Haus, so begegnen wir Alec Tubby, dem Stallburschen. Er ist vom echten Norfolker Schrot und Korn und hat keinerlei erkennbaren Charakter. Sein Sohn Kenny assistiert ihm beim Ausmisten und Striegeln, worum das Stalleben sich dreht. Im Augenblick ist er vermutlich etwas geknickt, da der Tierarzt heute nachmittag wenig Chancen sah, daß Lilac sich von ihrem Verfall erholt.
    Ein Prachtstück namens Kate ist für die Hunde zuständig und präsentiert, wie es bei diesem Schlag Brauch ist, der Welt Schnurr- und Backenbart. Man braucht mindestens einen Quadratmeter festen blauen Kord, um allein ihr Hinterteil zu bedecken. Sie ist übrigens eine ziemlich lustige Nummer, und ich unterhalte mich gern mit ihr. Sie hat mich überredet, einige der jungen Jagdhunde auszuführen; die brauchen das zu dieser Jahreszeit, und mir macht es großen Spaß. Die Art und Weise, wie Welpen mit dem Schwanz wedeln, hat etwas unentwegt Unterhaltsames.
    Weiter draußen treffen wir auf Tom Jarrold, den Wildhüter.Er wacht mit aggressiver Eifersucht über seine Hähne, Hennen und Küken und erkennt einen nichtsnutzigen Stadtmenschen wie mich schon von weitem. Wir haben uns wenig zu sagen. Henry, sein Assistent, will nichts weiter als eine gute Kopie von Tom abgeben. Simon scheint das einzige menschliche Wesen zu sein, das sich mit ihnen verständigen kann. Jarrold hat eine Tochter mit Hasenscharte, Katrina. Und diese Scharte ist überdies behaart. Mutter Natur kann unglaublich grausam sein.
    Die einzige Personalangehörige, die sonst noch zu erwähnen lohnt, ist Valerie, Michaels Privatsekretärin oder Assistentin. Sie ist ziemlich introvertiert und auch nur manchmal da. Ich weiß noch nicht genau, ob das ein Muster hat. Wenn sie hier ist, speist sie abends allein in Michaels Arbeitszimmer und überwacht die Telefone. Anscheinend aus freien Stücken, da ihr ein Platz an der Tafel unter Leuten von Rang und Namen angeboten worden ist.
    Ich fürchte wirklich, mein Engel, daß ich Dir weiter nichts erzählen kann. Aber, wie es Dein letztes Diktum fordert, wird These sieben, werden die vier Dauerhaftigkeiten mich ewig geleiten.
     
    Dauernde Wachsamkeit; dauernde Obhut; dauernde Beobachtung; dauernde Aufmerksamkeit.
    Sei also versichert: Nie will vom Mühen ich abirren, noch soll Simons Computer ruhn an meiner Hand, eh wir erbaut Jerusalem auf Norfolks grünem Weideland.
     
    Sie, Madam, meiner Treu und meines Glaubens versichernd in diesen wie in anderen Angelegenheiten.
     
    Dein (für Logan-Wallace Biogs Plc)
    Ted Wallace (CEO)

     

     

IV
     
     
    David schloß das Buch und starrte ins Nichts, als er zur Deckenrosette aufsah. Um elf war es so dämmrig geworden, daß es das Schlagen der Stalluhr zum Schweigen gebracht hatte. Seitdem waren zwei Stunden vergangen. In einer Stunde wäre er bereit. Im Moment war es das sicherste, aufgeregt wie er war, seinen ganzen Körper zu entspannen und sich auf nichts zu konzentrieren.
    Er dachte an einen Kreis, und in diesem ein weiterer Kreis, und darin noch einer und noch einer und noch einer, und ließ sein geistiges Auge mit hohem Tempo durch die endlosen Ringe aus Ringen rasen, fand einen glühenden Mittelpunkt, der sich seinerseits als weiterer Kreis entpuppte, der abermals mehr und mehr Kreise enthielt. Es war, als tauche man ins Zentrum der Dinge und lenke den Geist von allen niedrigen, weltlichen Gedanken ab. Die Technik stammte aus einem Buch über

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