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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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anzweifeln konnten. »Also, Tedward: Was möchtest du wissen?«
    Erst verstand ich nicht, worauf er hinauswollte. Dann kapierte ich, und ein breites Grinsen überzog mein Gesicht. »Du machst mit? Du willst mitarbeiten?«
    »Meine Anwälte und ich behalten uns absolutes Vetorecht vor.«
    »Selbstverständlich.« Ich nickte energisch. Als ob es je dazu kommen würde.
    Augenblicklich schob Michael ein Bündel Papiere über den Tisch, einzeilig betippt in engen Spalten, von grüner Fadenheftung zusammengehalten.
    »Lies und unterschreib«, sagte er. »Initialen, wo meine stehen, volle Unterschrift, wo ich voll unterzeichnet habe.«
    Jaja, der Mächtigen Manier. »Muß ich das lesen?« fragte ich.
    »Tedward, du Jammerlappen, wie ein Kind vor seinen Hausaufgaben. Deine
Ballade des Arbeitsscheuen
muß aus tiefstem Herzen gekommen sein. Ich lese Akten, die zwanzigmal so dick sind, vor dem Frühstück auf dem Lokus.«
    »Kein Wunder, daß du Hämorrhoiden kriegst«, sagte ich.
    »Du weißt von meinen Hämorrhoiden?« Michael runzelte die Stirn.
    »Leidensgenosse«, versicherte ich hastig. »Man sieht es daran, wie du dich hinsetzt.«
    »Ihr Schriftsteller! Nicht eine Spur arbeitsscheu. Eure ganze Arbeit besteht in der Beobachtung der Leute.«
    Lieb von ihm, mir einfach so zu glauben. »Dann sag an«, sagte ich, einen seiner Lieblingseinleitungssätze nachahmend, »was genau steht hier drin?«
    »Standardvertrag für eine autorisierte Biografie. Recht auf gerichtliche Unterlassungsverfügung. Keine Sorge, darin steht kein Wort, daß ich dir die vollen Tantiemen vorenthalten könnte. Da fällt mir ein, du schuldest mir einen Penny.« Er öffnete die Hand und streckte sie über den Tisch.
    »Ja?« Ich sah erstaunt hoch.
    »Vor dem Gesetz«, sagte Michael, »ist ein Vertrag ohne Gegenleistung nicht rechtskräftig. Jemand muß jemandem etwas zahlen. Du wirst dem Schriftsatz, den du unterzeichnest, entnehmen können, daß ich als Gegenleistung für die Summe von einem Penny an deiner Biografie, nachstehend das Werk genannt, mitzuarbeiten gewillt bin. Also. Einen Penny bitte.«
    Von dieser Kombination aus Juristenchinesisch und Ernsthaftigkeit benommen, suchte ich in meiner Hosentasche einen Penny.
    »Kannst du fünf Pennies wechseln?«
    »Selbstverständlich.« Michael fing meinen Shilling, öffnete eine Schublade, nahm eine kleine Stahlkassette heraus, wühlte mit den Fingern in ihr herum und fand zwei Zweipennymünzen. »Und vier macht fünf«, sagte er. »Schlag ein, Partner. Wir sind im Geschäft.«
    Ich stand auf, um ihm die Hand zu geben, zauderte aber, als er loslachte.
    »Tedward! Lächeln! Geschäftsabschlüsse sind ein Grund zum Feiern.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich glaube, ich bin eingeschüchtert vom Gewicht, das du dem Ganzen beimißt.«
    »Das war deine erste Lektion in unserm Arbeitsstil. Bis zum Moment von Unterschrift und Handschlag ist alles finstere Entschlossenheit. Sobald die Tinte auf dem Papier trocknet und die Hände sich umeinander geschlossen haben, verbindet uns eine Ekstase, größer als die der Liebe.«
    Michael stellte zwei Kassettenrekorder auf den Tisch und drückte ihre Aufnahmetasten.
    »Einen für jeden von uns«, sagte er. »Bloß für den Fall des Falles.«
    Und so, einzig unterbrochen von zwei Anrufen aus Johannesburg, vierzehn Faxen von dort und anderswo sowie einer Teepause, saßen wir da, und Michael begab sich an Bord seiner Lebensgeschichte.
    Die Einzelheiten des Gesprächs verschiebe ich auf ein langes Wochenende, Jane. Nur so viel sei gesagt: Mir ist vieles klargeworden.
    Heute morgen hingegen etwas Merkwürdiges.
    Ich schlich zum Morgenmahle und hoffte noch etwas gebratenen Speck zu erwischen, bevor er sich in der Terrine in Leder verwandelte, und setzte mich wie gewöhnlich allein mit dem »Telegraph« ans Ende des Eßzimmertischs.
    Patricia kam errötet und erregt herein.
    »Ted!« schrie sie. »Ich bin ja so froh, daß ich dich gefunden habe.«
    »Tasse Kaffee?« fragte ich ein wenig kühl. Es fällt mir schwer, einem Mädchen mit Herzenswärme zu begegnen, das mich kürzlich erst als Warzenschwein bezeichnet hat, sosehr ich mich auch danach sehnen mag, ihr meinen Schwanz in den Trichter zu rammen.
    Aber Kaffee interessierte sie nicht. Sie hatte etwas auf dem Herzen. Glückliches Etwas.
    »Ted, ich möchte, daß du alles vergißt, was ich gestern nachmittag zu dir gesagt habe.«
    »Aha.«
    »Es tut mir so furchtbar leid. Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren war.

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