Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Schritte zurück und hielt sich den seltsam geknickten Arm.
Zwei weitere Mönche kamen aus angrenzenden Hauseingängen. Sie hatten offensichtlich nicht mitbekommen, wie es ihrem Kollegen ergangen war, und gerieten in ein wahres Feuerwerk aus Schlägen und Tritten, als Angelica auf sie losging. Frontaltritte, Roundkicks, Schläge, Snaps. Kurz darauf lag einer bewusstlos am Boden, während der andere sich keuchend den Bauch hielt.
Ich hatte es inzwischen geschafft, den Revolver zu ziehen, und wedelte mit ihm herum. Einige Passanten betrachteten uns mit verständlicher Unruhe und Angst. Einer von ihnen redete hektisch in ein Handy.
»Ihr Schweine!«, schimpfte Angelica. »Wenn Silvio oder Lorenzo etwas passiert …«
Ich richtete den Revolver auf die beiden Mönche, die sich mir näherten.
»Stopp!«
Sie hielten nicht an. Vielleicht lag das an meinem Italienisch. Vielleicht daran, dass sie keine Angst hatten oder einfach nur dumm waren.
»Stopp!«, rief ich noch lauter.
Sie gingen weiter. Vermutlich glaubten sie, dass ich nicht schießen würde. Aber das tat ich.
Der erste Schuss ging auf den Boden und prallte von dort in Richtung eines Taubenschwarms ab, der aufflatterte. Der Schuss ließ die Mönche für einen Moment innehalten. Dann gingen sie weiter. Auf mich zu. Sie mussten wirklich glauben, dass ich es nicht noch einmal versuchen würde. Aber das tat ich. Und dass Gott auf ihrer Seite war. Er war es nicht.
Dieses Mal zielte ich auf den Schenkel eines der Männer, schoss und traf. Mit einem kurzen Schrei ging er zu Boden.
Irgendwo war eine Polizeisirene zu hören. Hinter mir tauchten weitere zwei oder drei Mönche auf, die jetzt aber etwas zu zögern schienen. Während ich sie weiterhin mit der Waffe bedrohte, öffnete ich die Tür des Fiats, setzte mich hinein, verriegelte die Tür und ließ den Motor an. Mit der Hupe gab ich Angelica ein Zeichen. Einer der Mönche versuchte, die Tür aufzureißen. Wenn er es etwas fester versucht hätte, hätte es ihm vielleicht sogar gelingen können. In der Zwischenzeit hatte Angelica sich in Richtung Mini bewegt. Sie schlüpfte hinein und verschloss die Türen. Mit den Handflächen schlugen die Mönche auf die Fenster. Ich legte den Gang ein und fuhr los. Angelica folgte mir. Ein Mönch stellte sich mir in den Weg und wollte mich mit gespreizten Fingern aufhalten. Ich fuhr ohne zu halten auf ihn zu, sodass er auf die Motorhaube kippte. Ein oder zwei Sekunden lang verhakten sich unsere Blicke, während er sich zu fragen schien, ob er sich an den Scheibenwischern festhalten könnte. Doch etwas in meinem Blick musste ihm wohl gesagt haben, dass das nicht sonderlich klug wäre, denn schließlich ließ er los und rollte sich seitlich von der Motorhaube. Im Rückspiegel sah ich, dass ein Chevrolet Silverado mit Vollgas aus einer Nebenstraße raste. An der ersten Kreuzung fuhr ich nach rechts. Angelica folgte mir. Die Verfolger auch. Eine schmale Gasse. Sehr schmal. Angelica war direkt hinter mir. Unsere Verfolger zehn bis fünfzehn Meter dahinter. Mitten in der Gasse bremste ich und hielt an. Angelica verstand meinen Plan sofort. Sie machte den Motor des Mini aus, zog die Handbremse an und nahm die Schlüssel mit. Noch ehe unsere Verfolger verstanden hatten, was vor sich ging, lief sie zum Fiat und stieg ein. Ich gab Gas und fuhr weiter.
Wir hatten unsere Verfolger mit dem Mini in der schmalen Gasse blockiert.
K APITEL 18 Nacht in Piombino
F LORENZ – G ROSSETO,
N ACHT AUF D ONNERSTAG
I
In den Schatten. Sie sind in den Schatten, glaube mir. Davon verstehe ich etwas. Immer in den Schatten. Die Dämonen. Die kleinen Teufel. Die abscheulichen kleinen grünen Geister, die in mir hausen und die sicher bereits wieder ihre Campingstühlchen aufgeklappt, den Grill angezündet und sich ein Bier genehmigt haben, während sie voller Hoffnung darauf warten, dass alles zur Hölle geht. Und das wird es. Früher oder später. Sie sehen grinsend zu, wenn du in einem Augenblick der Faulheit ganz zufrieden mit der Wendung bist, die dein Leben genommen hat. Und sie treten dich tief in den Dreck, wenn du das Gefühl hast, dein Leben endlich in den Griff zu bekommen. Oh, frag mich nicht. Nicht nach Göttern oder Engeln, Dämonen und Teufeln. Für mich ist Religion ein kollektiver Wahn. Die Akzeptanz des Absurden. Zu glauben heißt, sich dem Ungewissen hinzugeben und sein Leben auf erdichteten Antworten aufzubauen. Auf Wunschträumen. Manche finden ihren Gott in heiligen Schriften, in
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