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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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den Gegenstand zurück.
      »Unser kleines Problem drängt einem Schluß zu«, sagte er.
      »Zweifellos haben Sie die Lösung im Geiste bereits skizziert.«
      »Ich weiß nicht einmal, wo der Kopf und wo der Schwanz ist.«
      »Der Kopf zeichnet sich wahrlich deutlich genug ab, und den Schwanz werden wir sicher morgen sehen. Ist Ihnen an dem Inserat nichts Eigenartiges aufgefallen?«
      »Ich sah, daß das Wort ›Pflug‹ falsch geschrieben war.«
      »Oh, das ist Ihnen aufgefallen, wirklich? Watson, Sie machen immerzu Fortschritte. Ja, das war schlechtes Englisch, aber gutes Amerikanisch. Der Drucker hat es so gesetzt, wie es ihm vorgelegt worden ist. Dann die Bockwagen. Das ist auch amerikanisch. Und ›Artesische Brunnen‹ sagt man drüben auch eher als hier. Es war ein typisch amerikanisches Inserat, obwohl dem Anschein nach von einer englischen Firma aufgegeben. Was halten Sie davon?«
      »Ich kann nur vermuten, daß dieser amerikanische Anwalt es selber aufgegeben hat. Warum, begreife ich nicht.«
      »Nun, da gibt es verschiedene Erklärungen. Auf jeden Fall wollte er das gute alte Fossil nach Birmingham locken. Das ist sonnenklar. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er wird eindeutig in den April geschickt; aber dann schien es mir doch besser, daß die Bühne frei wird, indem ich ihn fahren ließ. Morgen, Watson – nun, der morgige Tag wird für sich selbst sprechen.«

    Holmes war früh auf und aus dem Haus. Als er zum Lunch zurückkehrte, war sein Gesicht sehr ernst.
      »Die Sache ist gewichtiger, als ich erwartet habe, Watson«, sagte er. »Es ist nur fair, Ihnen das zu sagen, obwohl ich weiß, daß es für Sie nur ein zusätzlicher Grund sein wird, Ihren Kopf zu riskieren. Inzwischen sollte ich meinen Watson kennen. Aber es besteht Gefahr, und Sie müssen es wissen.«
      »Nun, es ist nicht die erste, die wir teilen, Holmes. Ich hoffe, es wird nicht die letzte sein. Um welche besondere Gefahr handelt es sich diesmal?«
      »Wir sind in einen sehr schweren Fall verwikkelt. Ich habe Mr. John Garrideb, Rechtsanwalt, identifiziert. Es ist kein anderer als Killer Evans, ein Mann von finsterem, mörderischem Ruf.«
      »Ich fürchte, ich bin um nichts klüger.«
      »Ach, zu Ihrem Beruf gehört es nicht, immer den Newgate-Calendar im Kopf zu haben. Ich habe unseren Freund Lestrade im Yard aufgesucht. Möglicherweise herrscht dort ein Mangel an phantasiereicher Intuition, aber Gründlichkeit und methodisches Vorgehen kann man ihnen nicht absprechen. Ich hatte die Idee, wir könnten unserem amerikanischen Freund durch ihre Akten auf die Spur kommen. Und natürlich stieß ich auf sein Pausbackengesicht, es lächelte mir aus dem Verbrecheralbum entgegen. James Winter alias Morecroft alias Killer Evans stand unter dem Bild.« Holmes zog einen Umschlag aus der Tasche. »Ich habe aus der Akte ein paar Punkte abgeschrieben. Alter vierundvierzig Jahre. Geboren in Chicago. Bekanntermaßen hat er in den Staaten drei Leute erschossen. Konnte durch politischen Einfluß aus dem Zuchthaus entkommen. Ließ sich 1893 in London nieder. Schoß im Januar 1895 beim Kartenspiel auf einen Mann in einem Nachtclub in der Waterloo Road. Der Mann starb, aber es wurde so dargestellt, als wäre er der Angreifer bei dem. Streit gewesen. Den Toten hat man als Rodger Prescott identifiziert, in Chicago als Urkunden- und Münzfälscher bekannt; Killer Evans wurde
    1901 aus der Haft entlassen, stand seitdem unter Polizeiaufsicht, führte nun aber, soweit bekannt, ein ehrbares Leben. Ein sehr gefährlicher Mann, immer bewaffnet und bereit, die Waffe zu gebrauchen. Das, Watson, ist unser Vogel, ein Galgenvogel, wie Sie sehen.«
      »Aber worauf will er hinaus?«
      »Nun, das beginnt sich zu klären. Ich war bei dem Hausverwalter. Unser Klient wohnt da, wie er uns erzählt hat, seit fünf Jahren. Vorher waren die Räume ein Jahr lang nicht vermietet. Der frühere Mieter war ein Gentleman, der sich damals Waldron nannte. An Waldrons Erscheinung erinnert man sich noch gut in dem Büro. Er war plötzlich verschwunden, und man hat nichts mehr von ihm gehört. Er war ein langer Mann mit Bart und sehr finsteren Gesichtszügen. Nun, Prescott, der Mann, den Killer Evans erschoß, war laut Scotland Yard ebenfalls lang, hatte ein finsteres Gesicht und trug Bart. Als Arbeitshypothese, denke ich, dürfen wir annehmen, daß Prescott, der amerikanische Kriminelle, in genau den Zimmern wohnte, in denen unser unschuldiger

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