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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Freund jetzt sein Museum eingerichtet hat. So kommen wir endlich zu einem Verbindungsglied, wie Sie sehen.«
      »Und was wäre das nächste Glied?«
      »Nun, wir müssen uns jetzt auf den Weg machen und nach ihm suchen.«
      Holmes nahm einen Revolver aus der Schublade und gab ihn mir.
      »Ich habe meinen alten Liebling bei mir. Wenn unser Bekannter aus dem Wilden Westen versuchen sollte, sich seinem Spitznamen entsprechend aufzuführen, müssen wir vorbereitet sein. Ich gestehe Ihnen eine Stunde für die Siesta zu, Watson, und dann, denke ich, ist es Zeit für unser Abenteuer in der Ryder Street.«
      Es war genau vier Uhr, als wir vor der merkwürdigen Wohnung des Nathan Garrideb standen. Mrs. Saunders, die Aufwärterin, wollte gerade gehen, aber sie zögerte nicht, uns einzulassen, da die Tür ein Schnappschloß besaß und Holmes versprach, darauf zu achten, daß alles gesichert war, wenn wir wieder gingen. Kurz danach wurde die Haustür zugezogen. Mrs. Saunders’ Hut spazierte am Erkerfenster vorüber, und wir wußten, daß wir im Erdgeschoß des Hauses allein waren. Schnell überprüfte Holmes die Wohnung. In einer dunklen Ecke gab es einen Schrank, der ein wenig von der Wand entfernt stand. Und hinter ebenden verkrochen wir uns, während Holmes im Flüsterton seine Absichten umriß.
      »Er wollte unseren liebenswürdigen Freund aus diesem Zimmer entfernen – das steht fest –, und weil der Sammler nie ausgeht, bedurfte es einiger Planung, das zu erreichen. Die ganze Geschichte um die Garridebs zielt augenscheinlich auf nichts anderes. Ich muß sagen, Watson, darin steckt eine gewisse teuflische Genialität, wenn auch der seltsame Name des Mieters ihm einen Einstieg bot, was er kaum erwartet haben dürfte. Er hat sein Netz mit erstaunlicher Gerissenheit gewoben.«
      »Aber was will er denn erreichen?«
      »Das herauszufinden, sind wir hier. Es hat überhaupt nichts mit unserem Klienten zu tun, soweit ich die Situation beurteilen kann. Es ist etwas im Zusammenhang mit dem Mann, den er ermordet hat – dem Mann, der vielleicht einmal sein Komplize gewesen ist. Ich vermute, in dem Raum hier steckt irgendein strafbares Geheimnis. Zuerst dachte ich, unser Freund hätte vielleicht etwas in seiner Sammlung, das mehr Wert besitzt, als er weiß – etwas, das der Aufmerksamkeit eines großen Verbrechers wert ist. Aber die Tatsache, daß Rodger Prescott üblen Angedenkens in diesen Zimmern gewohnt hat, weist auf einen tiefer liegenden Grund. Nun, Watson, wir können nichts tun, als unsere Seelen in Geduld fassen und sehen, was die Stunde bringt.«
      Diese Stunde schlug bald. Wir krochen tiefer in den Schatten, als wir hörten, wie die Haustür geöffnet und geschlossen wurde. Dann, nach dem scharfen metallischen Schnappen eines Schlüssels, stand der Amerikaner im Zimmer. Er machte die Tür leise hinter sich zu, warf einen schnellen Blick in die Runde, sich versichernd, daß die Luft rein war, warf den Mantel ab und ging so schnell auf den Tisch in der Mitte zu wie jemand, der genau weiß, was er zu tun hat und wie er es zu tun hat. Er schob den Tisch beiseite, zerrte den Teppich hoch, auf dem er gestanden hatte, und rollte ihn ganz zurück, zog ein Brecheisen aus der In nentasche, kniete nieder und bearbeitete energisch den Fußboden. Dann hörten wir, wie Dielen entfernt wurden, und einen Augenblick später klaffte im Boden eine Öffnung. Killer Evans riß ein Streichholz an, machte sich mit einem Kerzenstumpf Licht und entschwand aus unserem Gesichtskreis.
      Jetzt war unser Moment gekommen. Holmes berührte mein Handgelenk, um mich zu verständigen, und wir stahlen uns hin zu der aufgestellten Falltür. Doch so behutsam wir uns auch bewegten, die alten Dielen mußten unter unseren Füßen geknarrt haben, denn der Kopf unseres Amerikaners tauchte aus dem Loch auf und spähte unruhig in die Runde. Das Gesicht drehte sich uns zu, mit einem Ausdruck von unterdrückter Wut, die aber allmählich einem ziemlich blöden Grinsen wich, als er begriff, daß zwei Pistolen auf seinen Kopf gerichtet waren.
      »Schon gut«, sagte er kaltblütig und kletterte herauf. »Ich glaube, Sie sind einer zuviel für mich, Mr. Holmes. Sie haben mein Spiel durchschaut, nehme ich an, und haben mich von Anfang an verschaukelt. Nun, Sir, ich gebe es Ihnen. Sie haben mich geschlagen und…«
      Im Bruchteil einer Sekunde hatte er einen Revolver aus der Brusttasche gerissen und feuerte zwei Schüsse ab. Ich spürte

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