Das Opfer
der Pforte hinter der Schiebetür auf. Hope hatte Nameless noch keine ein, zwei Meter weit gebracht, da hatte die Schwester ihn schon auf eine Trage gelegt.
Bis Sally den Wagen geparkt hatte und hereingekommen war, saß Hope schon zusammengekauert, den Kopf in die Hände gestützt, im Wartezimmer. Als Sally sich neben sie setzte, sah sie kaum auf.
»Ich hoffe, es ist …«, fing Sally an, ohne weiterzusprechen.
»Er ist tot. Ich weiß es«, sagte Hope. »Ich habe keinen Herzschlag gehört. Keinen Puls gefühlt. Er hat nicht geatmet. Er war alt, aber … Wir hätten nicht hierherrasen sollen. Es passiert einfach. Man wird alt, und es passiert.«
Sally saß da und sah zur Wand ihr gegenüber hoch. Sie rechnete jeden Moment damit, dass der Tierarzt herauskam und Hope mitteilte, was sie bereits wusste. Doch zu Sallys Überraschung vergingen fünf Minuten, dann zehn. Nach zwanzig Minuten warteten sie immer noch. Nach einer halben Stunde kam ein großer junger Mann in weißem Laborkittel über der blassgrünen Krankenhauskleidung. »Miss Frazier?«, sagte er in einem ruhigen, wohlgesetzten Ton, der, wie Sally augenblicklich erkannte, von der Übung im Überbringen schlechter Nachrichten kam. Er sah Hope an.
»Ja.« Ihre Stimme zitterte.
»Es tut mir leid«, begann er langsam. »Wir haben versucht, ihn wiederzubeleben, aber er war schon nicht mehr am Leben, als Sie eintrafen.«
»Ich weiß«, erklärte Hope. »Ich musste es einfach versuchen …«
»Sie haben getan, was Sie konnten«, beruhigte sie der Veterinär. »Und wir auch.«
»Ja, das weiß ich. Danke.« Es war, als müsse jedes Wort aus einer eisigen Region in ihrem Innern hervorgezogen werden.
»Er war kein junger Hund mehr«, sagte der Tierart zögernd.
»Fünfzehn«, bestätigte Hope.
Der Mann nickte. Er schien einen Moment zu zögern, bevor er fragte: »Und wie haben Sie ihn heute Abend vorgefunden?«
»Als wir nach Hause kamen, lag er in der Küche. Auf dem Boden.«
Der Tierarzt holte tief Luft. »Möchten Sie vielleicht reinkommen und sich von ihm verabschieden? Und da wäre noch etwas, das ich Ihnen gerne zeigen würde.«
»Ja«, sagte Hope, während sie vergeblich die Tränen zurückzuhalten versuchte. »Ja, gerne. Ich möchte ihn noch einmal sehen.« Sie folgte dem Arzt durch zwei Pendeltüren, während Sally mit einem gewissen Abstand folgte.
Das Untersuchungszimmer wurde von der Deckenlampe in strahlend weißes Licht getaucht. Es war wie jede typische Notaufnahme, mit Ventilatoren an der Wand, Blutdruckmessgeräten, Sanitätsschränkchen. Mitten auf einem blankgescheuerten Stahltisch, der das Licht gnadenlos reflektierte, lag Name less mit verfilztem Fell.
Hope streckte die Hand nach ihm aus und strich ihm über die Seite. Er hatte die Augen geschlossen, und Hope fand, dass er friedlich aussah, als ob er schliefe.
Der Tierarzt schwieg eine Weile und forderte Hope auf, ihmnoch einmal übers Fell zu streichen. Dann fragte er vorsichtig: »Hat es heute Abend irgendetwas Ungewöhnliches gegeben, als Sie nach Hause kamen?«
Hope sah sich um. »Wie bitte? Etwas Ungewöhnliches?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Sally.
»Gab es irgendwelche Anzeichen für einen Einbruch?«
Hope sah ihn verwirrt an. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann.«
Der Tierarzt trat neben sie. »Es tut mir leid, wenn das hart für Sie ist, aber als wir Namless untersucht haben, sind uns ein paar ungewöhnliche Dinge aufgefallen.«
»Was sagen Sie da?«
Der Tierarzt griff nach Namless und zog das Fell um die Kehle des Hundes zurück. »Sehen Sie die roten Streifen? Würgemale, typisch, wenn ein Tier erstickt wird. Und hier, sehen Sie.« Behutsam zog er Nameless’ Lefzen hoch und entblößte seine Zähne. »Das scheint Fleisch zu sein. Und auch Blut. Wir haben auch so etwas wie Stofffasern und Blut an seinen Pfoten gefunden, um die Krallen.«
Hope sah zu dem Veterinär auf, als begriffe sie immer noch nicht, auf was er hinauswollte.
»Wenn Sie nach Hause kommen, sollten Sie Ihre Türen und Fenster daraufhin überprüfen, ob jemand gewaltsam eingedrungen ist.« Der Tierarzt blickte von Sally zu Hope, und ein trockenes, gequältes Lächeln huschte ihm um den Mund. »Es ist ziemlich offensichtlich, wen er beschützen wollte, egal, wie alt er war«, sagte der Arzt langsam. »Ohne Autopsie bin ich mir natürlich nicht sicher, aber es sieht ganz so aus, als wäre Nameless im Kampf gestorben.«
»Wer hat Murphy ermordet?«, fragte ich. »Glauben Sie,
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