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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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dem einen Sicherheit, für den anderen kann es tödlich enden. Das Gesetz bietet keine Garantie.«
    Scott lehnte sich vor. »Und es gibt eine Alternative?«
    Sally war selbst schockiert, als sie sich sagen hörte: »Die Alternative wäre, das Problem außerhalb des gesetzlichen Rahmens zu lösen.«
    »Und das hieße?«
    »Ich denke«, erwiderte Sally kalt, »die Frage solltest du im Moment noch nicht stellen.«
    Nach dieser Auskunft herrschte beklemmendes Schweigen. Scott starrte Sally, wie ihm schien, eine Ewigkeit an. Noch nie hatte er sie so kühl überlegt gesehen.
    »Wieso nicht«, platzte Catherine heraus, »laden wir den Mistkerl doch einfach hierher zum Essen ein und erschießen ihn, sobald er zur Tür hereinkommt! Peng! Ziemliche Schweinerei in der Eingangsdiele, ein Freiwilliger, der saubermacht, und das war’s.«
    Wieder herrschte Stille im Raum. Jeder von ihnen konnte dem Vorschlag durchaus etwas abgewinnen.
    Nur Sally, die sofort in ihren pragmatischen Juristenjargon verfiel, sah die Sache nüchtern. »Damit würden wir uns einProblem vom Halse schaffen, näm lich O’Connell, uns aber unzählige andere aufladen.«
    Scott nickte. »Ich denke, ich verstehe, was du meinst, aber fahr fort.«
    Sally hatte tatsächlich ein Lächeln für ihren Exmann und für Catherine übrig. »Erstens ist das, was du sagst – ihn einladen und erschießen – vorsätzlicher Mord, selbst wenn er es verdient. In diesem Bundesstaat stehen darauf fünfundzwanzig Jahre bis lebenslänglich, ohne Bewährung. Und die bloße Tatsache, dass wir das miteinander diskutiert haben, macht uns alle zu Mittätern, das heißt, keiner von uns, auch Ashley nicht, wäre hinterher auf freiem Fuß. Sicher, man könnte es mit einer Schulderlassung versuchen – Nichtigkeitserklärung ist der entsprechende juristische Terminus; die Geschworenen entscheiden, dass man zu dem Schritt, den man unternommen hat, berechtigt war –, aber das ist sehr selten. Und niemand sollte darauf zählen.«
    »Es gibt dabei noch andere Probleme«, fügte Scott hinzu. »Würden wir dadurch nicht alle unser Leben ruinieren? Unsere berufliche Laufbahn, das, was wir sind, alles wäre mit einem Schlag zunichte. Und wir wären ein gefundenes Fressen für
Court TV
oder den
National Enquirer
. Unser gesamtes Leben würde an die Öffentlichkeit gezerrt. Und selbst wenn wir das auf uns nähmen und es schafften, Ashley da rauszuhalten, würde sie den Rest ihres Lebens damit zubringen, uns im Gefängnis zu besuchen und
Hard Copy
Interviews zu verweigern oder ihre Geschichte im Film der Woche von Lifetime Network wiedersehen.«
    »Und das würde im Klartext bedeuten«, warf Hope ein, die lange geschwiegen hatte, »dass O’Connell gewinnt. Auch wenn er tot wäre, selbst dann wäre Ashleys Leben – und unseres da zu – ruiniert. Und was er gesagt hat –
wenn ich sie nicht kriegenkann
–, träfe am Ende ein, auf eine ziemlich bizarre Art und Weise. Sie wäre für immer stigmatisiert.«
    Catherine schnaubte, als sei sie anderer Meinung, doch in Wahrheit sah sie das ganze Szenario vor sich. Sie schlug heftig die Hände zusammen und sagte energisch: »Irgendeine Möglichkeit, Michael O’Connell aus Ashleys Leben zu entfernen, bevor Schlimmeres passiert, muss es doch geben.«
    Scott überlegte fieberhaft. Bei dem Wort »entfernen« schwirrten ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf.
    »Ich denke«, sagte er langsam, »ich habe eine Idee.«
    Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an. Er lief ein paar Schritte auf und ab.
    »Zunächst einmal«, erklärte er mit Bedacht, »habe ich das Gefühl, dass wir den Spieß herumdrehen sollten.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Sally.
    »Ich meine«, antwortete Scott bedächtig, »dass umgekehrt wir dem Stalker ›beharrlich nachstellen‹, das heißt, alles – und ich meine wirklich alles – über den Bastard in Erfahrung bringen, was wir nur können.«
    »Wozu?«, wollte Hope wissen.
    »Weil er irgendwo eine Angriffsfläche bieten muss. Und weil er damit am wenigsten rechnen wird.«
    Catherine nickte nachdrücklich. Jeder Mensch hatte einen wunden Punkt; man musste ihn lediglich herausfinden und sich zunutze machen. »Na schön«, sagte sie. »Das ließe sich wohl machen. Aber worauf soll das Ganze hinaus?«
    Scott wog jedes seiner Worte ab. »Wir können ihn nicht eigenhändig umbringen, aber wir müssen ihn entfernen. Wer kann das für uns tun? Und zwar so, dass wir alle – besonders aber Ashley – vollkommen unbeschadet daraus

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