Das Opfer
seid keine Blutsverwandten, und …«
»Halt verdammt noch mal den Mund«, knurrte Hope sie an.
Augenblicklich herrschte Schweigen im Raum, und Hope hielt es wie Scott nicht länger auf ihrem Sessel. Sie fasste sich und sagte: »Weißt du, Ashley hat, in guten wie in schlechten Zeiten, von dem Tag an zu meinem Leben gehört, an dem wir beide uns begegnet sind. Und selbst wenn die letzten Tage für uns beide nicht die besten waren und wenn unsere Zukunft ungewiss sein mag, so ändert das nichts an meinen Gefühlen zu Ashley. Also, zum Teufel mit dir. Ich entscheide selbst, wozu ich bereit bin und wozu nicht.«
Catherine fügte schlicht hinzu: »Dasselbe gilt für mich.«
Sally wand sich in ihrem Sessel. Ich hab alles vermasselt. Was zum Teufel ist nur mit mir los?, dachte sie.
»Hast du eigentlich überhaupt etwas über Liebe begriffen?«, fragte Hope.
Die Frage hallte durchs Zimmer. Nachdem das Schweigen sich allzu lange eingenistet hatte, richtete Hope ihre Konzentration auf Scott.
»Also, Scott, erzähl du uns ein bisschen genauer, was dir vorschwebt.«
Scott trat vor. »Sally hat recht. Wir sind dabei, eine Grenze zu überschreiten. Von diesem Moment an werden die Dinge doppelt riskant.« Plötzlich sah er in allem und jedem ein Risiko, und er zögerte. »Über einen Gesetzesbruch zu reden ist eine Sache. Es zu tun und das Risiko auf sich zu nehmen eine ganz andere.«
Er wandte sich an Ashley.
»Liebes«, sagte er gedehnt, »das ist der Moment, in dem du aufstehen und den Raum verlassen solltest. Ich fände es gut, wenn du nach oben gehen und warten würdest, bis Mom oder ich dich runterrufen.«
»Was?« Ashley brüllte die Frage beinahe, augenblicklich empört.»Das betrifft mich, das ist mein Problem. Und jetzt, wo ihr daran denkt, etwas zu unternehmen, etwas, das mich unmittelbar angeht, da willst du, dass ich gehe? Vergiss es, Dad, ich lasse mich nicht ausschließen. Wir reden hier immerhin über mein Leben.«
Wieder herrschte beklommenes Schweigen, bis Sally beipflichtete: »Ja, das stimmt, aber hör zu, Liebling. Wir müssen die Gewissheit haben, dass du – juristisch gesehen – an dem, was wir tun, vollkommen unbeteiligt bist. Deshalb kannst du an der Planung nicht mitwirken. Wahrscheinlich wirst du etwas
tun
können, ich weiß es nicht. Aber es wird dann nicht Teil einer kriminellen Konspiration sein. Du musst sowohl vor O’Connell sicher sein als auch vor der Polizei, falls das, was wir am Ende entscheiden, uns um die Ohren fliegt.«
Sally sagte das in ihrem kurz angebundenen, effizienten Anwaltston.
»Also stelle verdammt noch mal keine Fragen. Tu, was dein Vater sagt. Geh nach oben, warte geduldig, und danach mach einfach, worum wir dich bitten, ohne zu fragen, warum.«
»Du behandelst mich wie ein Kind!«, platzte Ashley heraus. »Genau«, sagte Sally ruhig.
»Das lass ich mir nicht gefallen.«
»Doch, das wirst du. Denn das ist die Bedingung dafür, dass ich weitermache.«
»Das kannst du nicht mit mir machen!«
»Was machen wir denn?«, beharrte Sally. »Du weißt nicht, was wir tun werden. Willst du etwa sagen, wir hätten nicht das Recht, aus freien Stücken und nach eigenem Gutdünken etwas für unsere Tochter zu tun? Willst du etwa behaupten, wir dürften keine Schritte unternehmen, um dir zu helfen?«
»Ich sage ja nur, dass es hier um mein Leben geht!«
»Ja«, bestätigte Sally, »das sagtest du bereits. Wir haben esgehört. Und genau deswegen hat dein Vater dich gebeten, den Raum zu verlassen.«
Ashley funkelte ihre Eltern an, und die Tränen standen ihr in den Augen. Sie fühlte sich vollkommen hilflos und ohnmächtig. Sie wollte gerade erneut protestieren, als Hope sie unterbrach.
»Mutter, es wäre schön, wenn du mit Ashley raufgehen würdest.«
»Was?«, herrschte Catherine sie an. »Mach dich nicht lächerlich. Ich bin kein Kind, das du herumkommandieren kannst.«
»Ich kommandiere nicht.« Hope schwieg einen Moment, bevor sie sagte: »Genau betrachtet, tue ich es doch. Und ich sage dasselbe zu dir wie Scott und Sally eben zu Ashley. Du wirst gebeten werden, etwas zu tun. Da bin ich mir sicher. Es ist für mich einfach zu schwer, ungewohnte Pfade zu betreten, wenn ich mir die ganze Zeit Sorgen um dich machen muss. So einfach ist das.«
»Na schön, es ist nett von dir, dass du dir Sorgen machst, Schätzchen, aber ich bin viel zu alt und viel zu eigensinnig, als dass mein eigenes Kind auf mich aufpassen müsste. Ich kann sehr gut für mich selbst entscheiden,
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