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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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paar Telefonnummern. Ich erwarte nicht von dir, dass du sie alle auswendig lernst, wichtig ist nur, dass am Ende dieses Blatt und alles andere vernichtet wird. Das wär’s für den Augenblick.«
    »Das ist alles?«
    »Du wirst gebeten, deinen Part zu übernehmen, wie du es dir gewünscht hast. Aber wie der letzte Akt aussehen soll, erfährst du nicht. Und das, worum wir dich bitten, erfordert nicht, dass du direkt mit ihm konfrontiert bist. Catherine, ich zähle dabei auf dich. Und auch, was die anderen Punkte auf der Liste betrifft.«
    »Ich kann wirklich nicht behaupten, dass mir das gefällt«, meinte Catherine. »Ich mag es nicht, wenn ich agieren soll, ohne dass ich weiß, worum es geht.«
    »Na ja, für uns alle ist das hier Neuland. Aber ich bin daraufangewiesen, dass jeder von uns hundertprozentig seine Aufgaben kennt.«
    »Wir werden tun, worum du uns bittest, aber ich weiß wirklich nicht …«
    »Darum geht es ja gerade, du weißt es nicht.«
    Sally blieb im Türrahmen stehen. Sie sah Catherine, dann ihre Tochter an. »Ich frage mich, ob du weißt, wie sehr ein paar Menschen dich lieben«, sagte sie vorsichtig. »Und was diese Menschen für dich auf sich nehmen.«
    Ashley antwortete nicht, sondern nickte nur stumm.
    »Natürlich«, warf Catherine ein, »könnte man dasselbe für Michael O’Connell sagen, deshalb sind wir ja hier.«
     
    Scott saß in seinem Porsche und wählte die Nummer von O’Con nells Vater auf dem Handy, das Sally ihm gegeben hatte. Es klingelte drei Mal, bevor der Mann sich meldete.
    »Mr. O’Connell?«, meldete sich Scott in geschäftsmäßigem Ton.
    »Wer ist da?«, lallte es ein wenig am anderen Ende.
    »Mr. Smith am Apparat, Mr. O’Connell.«
    »Wer?« Einen Moment herrschte Konfusion.
    »Oder auch Mr. Jones, wenn Ihnen das lieber ist.«
    O’Connells Vater lachte. »Ach so, ja, klar. Hören Sie, diese E-Mail-Adresse, die Sie mir gegeben haben, die hat nicht funktioniert. Ich hab’s versucht, aber ich hab immer nur eine Fehlermeldung erhalten.«
    »Eine kleine Änderung in der Vorgehensweise, die durch gewisse Umstände erforderlich wurde, weiter nichts. Ich bitte um Entschuldigung.«
    Scott ging davon aus, dass O’Connells Vater den Computer überhaupt nur hatte, um leicht an Porno-Websites heranzukommen.
    »Ich gebe Ihnen meine Handy-Nummer.«
    »Okay, hab ich. Aber von meinem Jungen hab ich noch nix gehört, und ich glaub auch nicht mehr dran.«
    »Mr. O’Connell, es spricht einiges dafür, dass sich das sehr bald ändern wird. Ich denke, Sie hören von ihm. Und falls dem so ist, rufen Sie bitte sofort diese Nummer an, wie eben besprochen. Das Interesse meines Klienten an einem Gespräch mit Ihrem Sohn hat sich in den letzten Tagen, sagen wir, verstärkt. Es erscheint ihm, sagen wir, dringlicher als zuvor. Deshalb stünde er für den Fall, dass Sie diesen Anruf machen, Ihnen gegenüber auch ungleich mehr in der Schuld, als ich ursprünglich angenommen hatte. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    O’Connell brauchte einen Moment, bis er antwortete. »Klar doch. Falls ich Schwein hab und der Junge lässt sich blicken, dann zahlt sich das noch besser für mich aus. Aber wie gesagt, ich hab noch nix von ihm gehört und werd’s wohl auch nicht.«
    »Nun ja, hoffen wir es. Für uns alle«, sagte Scott, bevor er das Gespräch beendete. Er lehnte den Kopf zurück und drückte auf den Knopf, um das Fenster herunterzulassen. Er hatte das Gefühl, als müsste er ersticken. Ihm war speiübel, doch als er versuchte, sich zu übergeben, kam nur ein trockenes Husten.
    Er atmete hastig und sah auf das gelbe Blatt mit Sallys Liste. Es war etwas zutiefst Erschreckendes an ihrem Organisationstalent und ihrer Gabe, mit geradezu mathematischer Präzision an etwas so Schwieriges heranzugehen wie das, was sie sich vorgenommen hatten. Einen Augenblick lang fühlte er wieder, wie seine Körpertemperatur anstieg, und er hatte einen üblen, pelzigen Geschmack auf der Zunge.
    Sein ganzes Leben lang hatte Scott nur an der Peripherie von bedeutsamen Aktivitäten mitgewirkt. Er war in den Krieggezogen, weil er dies für einen entscheidenden Moment in der Geschichte seiner Generation gehalten hatte, doch danach war er in den Hintergrund getreten und hatte sich in ein sicheres Leben zurückgezogen. Seine Ausbildung, seine Lehrtätigkeit dienten stets dazu, seinen Studenten zu helfen, aber nie sich selbst. Seine Ehe war ein einziges, demütigendes Fiasko gewesen, außer Ashley. Und jetzt, in seinen

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