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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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meine, was ist er für ein Mensch? Wo kommt er her? Die grundlegenden Fakten …«
    Er wandte sich Ashley zu, die aussah, als säße sie auf einer scharfen Kante. »Ich hab euch alles gesagt, was ich weiß«, erwiderte sie. »Und das ist ziemlich dürftig.«
    Sie wartete nur darauf, dass einer der anderen so etwas sagte wie,
Nun ja, eigentlich hättest du es besser wissen müssen, statt ihn für einen One-Night-Stand in deine Wohnung zu lassen
, aber keiner machte eine solche Bemerkung.
    »Eigentlich wollte ich damit sagen«, beeilte sich Scott, das Schweigen zu brechen, »dass wir nicht wissen, ob dieser O’Connell für ein kurzes Gespräch überhaupt zugänglich ist. Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht. Wenn man allerdings mit einer gewissen Bestimmtheit vorgehen würde …«
    »Das hab ich schon versucht«, gab Ashley zu bedenken.
    »Ja, ich weiß. Du hast wirklich das Richtige getan. Aber ich schlage vor, dir jetzt ein bisschen Nachdruck zu verschaffen. Zum Beispiel durch mich«, erklärte Scott. »Meint ihr nicht auch, dass es zunächst einmal darum geht, nicht unnötig Probleme an die Wand zu malen? Vielleicht müssen wir nur ein bisschen Präsenz zeigen. Die väterlichen Muskeln spielen lassen.«
    Sally nickte. »Vielleicht können wir ihn von zwei Seiten in die Zange nehmen. Scott, du gehst zu diesem Kerl und sagst ihm, er solle Ashley in Ruhe lassen. Gleichzeitig machen wir ihm die Sache schmackhaft, indem wir ihm Bargeld anbieten. Eine stattliche Summe, sagen wir, fünftausend oder so. Für jemanden, der an einer Tankstelle arbeitet und nebenher versucht, einen Abschluss in Informatik zu machen, muss das eine Menge Geld sein.«
    »Eine Bestechung, damit er Ashley in Frieden lässt?«, fragte Scott. »Funktioniert so etwas?«
    »Nach meiner Erfahrung mit Familienstreitigkeiten, Scheidungen, Sorgerechtsfällen und dergleichen kann eine finanzielle Regelung einiges bewirken.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Scott. Er glaubte ihr nicht. Er hegte auch seine Zweifel daran, dass es helfen würde, mit O’Connell zu reden, doch er wusste, dass man erst einmal die naheliegenden Mittel ausschöpfen musste. »Und wenn er nun …«
    Sally hob die Hand, um ihn mitten in der Frage zu unterbrechen. »Eilen wir den Dingen nicht voraus. Der Kerl hat sich schaurig benommen. Aber soweit ich sehe, hat er sich bis jetzt noch nicht strafbar gemacht. Uns bleibt immer noch die Option, einen Privatdetektiv zu engagieren, ihn der Polizei zu melden, einstweilige Verfügungen zu erwirken …«
    »Das wird’s sicher bringen«, meinte Scott sarkastisch. Sally überhörte ihn.
    »… und uns andere Rechtsmittel vorzubehalten. Ashley könnte sogar aus Boston wegziehen. Sicher, das wäre ein Rückschlag, aber die Möglichkeit besteht. Ich denke nur, wir sollten mit dem Nächstliegenden beginnen.«
    »Na schön«, sagte Scott, erleichtert darüber, dass Sallys Überlegungen sich mehr oder weniger mit seinen deckten. »Und wie gehen wir jetzt vor?«
    »Ashley ruft den Kerl an. Trifft eine weitere Verabredung. Du nimmst Bargeld und deinen Vater mit. Und zwar an einem öffentlichen Ort. Redet Klartext. Das war’s dann hoffentlich.« Scott wollte den Kopf schütteln, überlegte es sich aber anders. Es klang nicht ganz verkehrt. Jedenfalls war es einen Versuch wert. Er beschloss, Sallys Plan mit einer kleinen Abwandlung umzusetzen.
    Hope hatte das ganze Gespräch hindurch geschwiegen. Sally drehte sich zu ihr um. »Was meinst du?«, fragte sie.
    »Ich denke, es ist eine angemessene Vorgehensweise«, antwortete sie, obwohl sie kein Wort davon glaubte.
    Scott ärgerte sich plötzlich darüber, dass Hope überhaupt um ihre Meinung gebeten worden war. Er hätte ihr am liebsten gesagt, dass sie bei dem Ganzen nichts zu suchen hätte. Sei vernünftig, schärfte er sich ein. Auch wenn es irritierend ist. »Gut, abgemacht. Das ist der Plan, zumindest so lange, bis wir merken, dass er nicht funktioniert.«
    Sally nickte. »Also, Scott, möchtest du wirklich eine Tasse Tee, oder war das vorhin als Witz gemeint?«
     

     
    »Ich kann mir nicht vorstellen …«, setzte ich an, stockte und versuchte es andersherum. »Ich meine, die können doch nicht völlig blind gewesen sein …«
    »Gegen das, was ihnen bevorstand?«, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten. »Sie wussten schließlich nichts davon, dass er Will zusammengeschlagen hatte. Sie wussten auch nichts von dem, ähm,
Unfall
, den Ashleys Freundin nach dem Restaurantbesuch hatte.

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