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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ich habe ihn nie geschrieben. Er kommt in meiner Arbeit nicht vor. Ich meine, wir gelangen zu ähnlichen Schlüssen, aber das, was da, wie Sie sagen, stehen soll, steht da nicht.«
    »Aber«, entgegnete Scott, »ich habe das von einem Ausdruck Ihrer Doktorarbeit abgelesen.«
    »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, Professor, aber mirkommt der Verdacht, dass jemand das Dokument, das Sie vor sich haben, manipuliert hat. Kennen Sie jemanden, der so etwas tun würde?«
     
    Der Wind war heftiger geworden und strich messerscharf über das Spielfeld. Im Westen verblasste das Licht, so dass der übrige Tag wie unter einem grauen Schleier verschwand, als Hope die Mannschaft am Ende des Trainings um sich scharte. Die Haarsträhnen, die aus ihren Pferdeschwänzen gerutscht waren, klebten ihnen vom Schweiß an der Stirn. Sie hatte ihnen heute nichts geschenkt, hatte härter trainiert als vielleicht sonst gegen Ende der Saison, doch sie hatte sich dabei verausgabt, mit ihnen zu rennen. Vor Anstrengung zu keuchen hatte gutgetan, und die scharfe, kalte Luft schien das Einzige zu sein, was sie ablenken konnte.
    »Mächtig ins Zeug gelegt«, lobte sie. »Ihr seid so gut gewesen wie die ganze Saison über schon. Noch zwei Wochen bis zu den Meisterschaftsspielen. Ihr werdet ein harter Gegner sein. Sehr hart. Gut so. Aber es gibt sieben andere Mannschaften, die vielleicht genauso schwer an sich arbeiten. Von nun an geht es nicht mehr nur um die physische Kraft. Jetzt geht es darum, wie stark euer Wunsch ist, eure Sehnsucht. Wie soll man sich an dieses Jahr, an diese Saison, an diese Mannschaft erinnern?«
    Sie sah sich unter den schweißglänzenden Gesichtern der jungen Frauen um, die verstanden hatten, dass man einen Preis nur durch harte Arbeit und volle Hingabe erringen kann. Zuerst sticht es ihnen nur ins Auge, dachte Hope, aber dann geht es ihnen so richtig unter die Haut, dann sind sie richtig heiß.
    »Hört zu«, sagte Hope vorsichtig, »um zu gewinnen, müssen wir an einem Strang ziehen. Gibt es also etwas, das einer von euch vor dem ganzen Team sagen will? Gibt es irgendetwas, das euren Kampfgeist hemmen könnte?«
    Die Mädchen sahen sich eigentümlich an. Einige schüttelten den Kopf.
    Hope war sich nicht sicher, ob vielleicht schon die ersten Gerüchte in Umlauf gekommen waren, doch es war kaum vorstellbar, dass noch gar nicht getuschelt wurde. In einem solchen Umfeld gibt es keine Geheimnisse.
    Die Mädchen schienen kollektiv die Achseln zu zucken. Sie wollte darin ein Zeichen sehen, dass sie zu ihr hielten.
    »In Ordnung«, erklärte sie. »Aber falls es jemanden unter euch gibt, und sei es auch nur eine, die etwas bedrückt, bevor die Meisterschaftsspiele beginnen, dann kann sie zu mir kommen. Meine Tür steht euch immer offen. Oder, wenn ihr nicht mit mir reden wollt, dann wendet euch an die Fachleiterin für Leichtathletik.«
    Sie fasste nicht, dass sie das sagte. Sie hatte so viel Geistesgegenwart, das Thema zu wechseln.
    »So schweigsam habe ich euch als Team überhaupt noch nicht gesehen. Ich muss wohl annehmen, dass es euch allen die Sprache verschlagen hat, weil ihr so hart gearbeitet habt. Klopft euch alle mal gegenseitig auf die Schultern, und dann schnappt eure Taschen und geht rein.«
    Das brachte ihr eine Runde Beifall ein. Zusätzliche Runden hatten nicht immer dieselbe Wirkung.
    Hope winkte ihnen noch einmal zu und schickte sie los. Sie sind so weit, dachte sie, nur dass sie sich fragte, ob das auch auf sie selbst zutraf.
    In Sekundenschnelle verzogen sich die Mädchen in kleinen Gruppen vom Spielfeld, und Hope hörte ihr Lachen. Sie sah ihnen nach, dann setzte sie sich auf die Holzbank an der Seitenlinie.
    Der Wind war stärker geworden, und sie zog die Schultern gegen die Kälte ein. Unwillkürlich musste sie denken, dass siesich in erheblichem Ausmaße darüber definierte, Teil von etwas zu sein, Teil des College, Teil des Teams, und das war jetzt gefährdet. Ein Schatten glitt über das grüne Gras des Fußballplatzes, so dass die Erde darunter schwarz zu sein schien. Es gibt wenig auf dieser Welt, was so zermürbend ist, wie fälschlich eines Vergehens beschuldigt zu werden, dachte sie. Eine ohnmächtige Wut stieg in ihr auf. Sie wollte die Person finden, die ihr das angetan hatte, und mit den nackten Fäusten verprügeln.
    Doch wer immer das sein mochte – in diesem Moment hatte sie nicht mehr Substanz als die hereinbrechende Dunkelheit, und so legte Hope bei aller Wut den Kopf in die Hände und

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