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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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vorher fragen sollen …«
    »Ich musste zügig handeln, um einer Untersuchung seitens der Kammer zuvorzukommen.«
    »Gut, das ist ein Grund. Aber es erklärt nicht, wieso du nicht das verdammte Telefon genommen und mir gesagt hast, was los ist.«
    Sally antwortete nichts.
    »Wir stehen demnach nicht nur kurz vor der Scheidung, wir sind auch plötzlich pleite?«
    Sally nickte. »Das heißt, nicht ganz, nur, bis die Sache geregelt ist …«
    »Na, toll, einfach toll. Ganz großartig, verflucht noch mal. Was zum Teufel sollen wir jetzt machen?« Hope stand auf und lief im Zimmer auf und ab. Sie war so wütend auf ihre Lebensgefährtin, dass sie den Eindruck hatte, die Lichter im Raum hätten sich wie bei einer plötzlichen Stromschwankung für einen Moment verdunkelt.
    Bevor Sally antworten konnte,
Ich weiß nicht
, klingelte das Telefon.
    Hope fuhr herum, starrte auf den Apparat, als wäre er schuld an dem Unglück, und stampfte durchs Zimmer, um ranzugehen. Sie murmelte Obszönitäten, die ihren Schritten den Takt gaben.
    »Ja?«, sagte sie unhöflich. »Wer spricht da?«
    Sally saß angesichts des Desasters wie ein Häufchen Elend in ihrem Sessel und sah, wie Hopes Gesicht mit einem Schlag erstarrte. »Was ist los?«, fragte sie. »Ist was passiert?«
    Hope schwieg, während sie offenbar dem Anrufer zuhörte. Nach einer Weile nickte sie und sagte: »Verdammte Scheiße. Warte, ich geb sie dir.«
    Sie drehte sich zu Sally um.
    »Ja, nein. Hier, für dich. Es ist Scott. Dieser Scheißkerl mischt sich wieder in Ashleys Leben ein. Im großen Stil.«
    Eine Stunde später traf Scott bei ihnen ein. Er klingelte und hörte Nameless bellen, bevor Hope an der Tür erschien. Sie brauchten wie üblich einen Moment, um ihr verlegenes Schweigen zu überwinden, dann forderte sie ihn mit einer Geste auf einzutreten. »Hey, Scott, komm rein.« Er war erstaunt, als er sah, dass Hope geweint haben musste, denn er hatte stets angenommen, sie sei die Stärkere im Verhältnis zu Sally. Eines wusste er mit Sicherheit: Seine Exfrau war der launische Teil, egal in welcher Partnerschaft.
    Als er das Wohnzimmer betrat, sparte er sich einen Gruß. »Hast du mit Ashley gesprochen?«
    Sally nickte. »Ja, während du unterwegs warst. Sie hat mir erzählt, was du schon von ihr wusstest. Jetzt steht sie ohne Arbeit da und mit einem ziemlichen Schlamassel an der Uni.« Sie seufzte. »Wir haben offenbar unterschätzt, wie hartnäckig dieser O’Connell ist.«
    Scott zog die Augenbrauen hoch. »Das ist wohl ein bisschen untertrieben«, sagte er. »Wahrscheinlich war der Fehler unvermeidlich. Aber jetzt müssen wir Ashley helfen, da wieder rauszukommen.«
    »Ich dachte, deshalb bist du nach Boston gefahren«, meinte Sally kalt und sah ihren Mann stirnrunzelnd an. »Mit fünftausend guten Gründen in bar.«
    »Ja«, erwiderte Scott ebenso unterkühlt. »Unser Bestechungsversuch hat, wie’s aussieht, nicht funktioniert. Also, wie soll es jetzt weitergehen?«
    Sie schwiegen alle einen Moment lang, bis es aus Hope herausbrach: »Ashley ist in einer blöden Situation. Sie braucht ganz offensichtlich Hilfe, aber wie? Und was? Was können wir tun?«
    »Es muss doch Gesetze geben«, vermutete Scott.
    »Sicher, aber wie können wir uns darauf berufen?«, fuhr Hopefort. »Und gegen welches Gesetz hat der Kerl unserer Meinung nach verstoßen? Er hat sie nicht tätlich angegriffen. Er hat sie nicht geschlagen. Ihr nicht gedroht. Er hat ihr gesagt, er liebt sie. Und er ist ihr gefolgt. Er hat mit Hilfe des Computers ihr Leben völlig durcheinandergebracht. Grober Unfug im Großen und Ganzen …«
    »Dagegen gibt es Gesetze«, erklärte Sally. Dann verstummte sie.
    »Grober Unfug mit dem Computer«, nahm Scott den Faden auf. »Das beschreibt es doch wohl kaum.«
    »Noch dazu anonym«, fügte Sally hinzu.
    Alle drei überlegten angestrengt, was sie sagen sollten. Nach einer Weile lehnte sich Scott zurück und berichtete: »Ich hatte letzte Woche selbst ein wirklich heikles Problem, das ebenfalls anonym mit dem Computer in die Welt gesetzt wurde. Ich hoffe zwar, es ist gelöst, aber …«
    Einen Moment lang schwiegen alle drei, dann eröffnete Hope: »Ich auch.«
    Sally sah erstaunt auf.
    Doch bevor sie etwas sagen konnte, zeigte Hope mit dem Finger auf sie. »Und sie auch.«
    Hope stand auf. »Ich denke, wir können alle einen Drink gebrauchen«, erklärte sie und machte sich auf die Suche nach einer neuen Flasche Wein. »Vielleicht auch mehr als einen«, fügte sie

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