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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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führen, indem wir sie die Schrift einsehen lassen.«
    Dr. Seter: »Aber nichts in der Schrift weist darauf hin, wo sich das Kind zur Zeit befindet.«
    James: »Vielleicht sind uns diese Hinweise nur nicht aufgefallen. – Ich bete zu Gott, daß wir nichts tun, um das Kind in noch größere Gefahr zu bringen.
    Nachdem ich einige Beschreibungen der Dunklen Mutter gelesen habe, wünsche ich wirklich niemandem, egal ob Freund oder Feind, daß er ihr begegnet. Denn ich glaube, sie hat keine Skrupel, jemanden zu töten.«
    Dr. Seter: »Aber vergiß nicht, Sohn, daß wir uns die ganzen letzten zehn Jahre darauf vorbereitet haben, ihr entgegenzutreten.« Kurze Pause. »Wenn wir die Hälfte von dem glauben, was wir gelesen haben, wird es unvermeidlich sein.«
    James: »Glaubst du tatsächlich, daß wir dazu auserwählt worden sind, das Kind zu verteidigen?«
    Dr. Seter: »Glaubte ich das nicht, hätte ich nicht so viele automatische Waffen gekauft.« Ein Seufzer. »Ich sorge mich noch immer mehr darum, daß Alisa ein Spion der Regierung sein könnte als jemand, der zur Dunklen Mutter gehört.«
    James: »Warum willst du ihr die Schrift dann zeigen?«
    Dr. Seter: »Wie schon gesagt, ich glaube nicht, daß es schadet. Sie wird ohnehin keine Zeit haben, die Teile der Schrift zu übersetzen, die wir vor ihr verheimlichen wollen. Und sie wird in unserem Kreis nichts finden, was für die Regierung von besonderem Interesse sein könnte.«
    James: »Ich hoffe nur, daß du recht hast. – Übrigens ist sie wunderschön.«
    Dr. Seter: »Das ist mir nicht entgangen.«
    Ich finde das Gespräch der beiden wirklich umwerfend.
    Das Zentrum, von dem sie gesprochen haben, befindet sich in einem großen Gebäude, das in einer Gegend liegt, in der es sowohl Wohn- als auch Geschäftshäuser gibt. Als wir ankommen, bemerke ich, daß an der Straße nahezu jeder Parkplatz belegt ist. Wie Dr. Seter bin auch ich überrascht, daß James die ganze Gruppe herzitiert hat, vor allem, da am nächsten Abend eine Veranstaltung in San Francisco geplant ist. James’ Intuition ist, was mich betrifft, wirklich hervorragend. Er fragt sich, ob ich im Auftrag der Dunklen Mutter gekommen bin. Was würde er sagen, wenn er wüßte, daß ich die Mutter der Dunklen Mutter bin? In diesem Fall wäre es gewiß absolut unmöglich, ihn davon zu überzeugen, daß ich auf ihrer Seite stehe.
    Durch meine Lauscherei weiß ich eines sicher: Ziel der Suzama-Society ist es, das Kind zu beschützen, und nicht, ihm etwas Böses zu tun. Doch Dr. Seters Bemerkung über die automatischen Waffen beunruhigt mich. Es stimmt zwar, daß sie damit auf Kalikas Erscheinen vorbereitet sind, aber mir ist bewußt, daß Waffen in den Händen Gläubiger allzuoft schreckliches Unheil anrichten.
    Wie kommt es, daß James’« Intuition so ungewöhnlich gut ist?
    Möglicherweise ist diese Fähigkeit Resultat häufiger Meditationsübungen, die er nach Anleitung aus Suzamas Schrift durchführt. Auch seine Bemerkung über das Aufhalten des Alterungsprozesses finde ich äußerst interessant. Sollte James selbst älter sein, als er aussieht? Ich erinnere mich daran, daß Suzama oft gesagt hat, Älterwerden sei auf die Wirkung des Unterbewußtseins zurückzuführen, Unsterblichkeit hingegen auf die des Bewußtseins.
    Als ich aus meinem Wagen aussteige, nehmen Dr. Seter und James mich freundlich in Empfang.
    »Hatten Sie eine angenehme Fahrt?« fragt Dr. Seter.
    »Ich habe Musik gehört«, antworte ich und deute auf all die anderen Autos.
    »Findet hier heute abend eine Veranstaltung statt?«
    Dr. Seter blickt James an. »Viele Mitglieder aus unserer Gruppe sind noch einmal hierher zurückgekehrt, um sich für den Rest unserer Reise mit allem Notwendigen zu versorgen«, antwortet er. »Ich selbst werde nach meiner Vorlesung in San Francisco an die Ostküste fliegen.« Er weist auf das Haus.
    »Bitte treten Sie ein. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    »Nein, herzlichen Dank. Ich bin auch so hellwach.«
    »Das stimmt«, bemerkt James, der hinter uns geht. »Sie sind ein Nachtmensch.«
    Drinnen halten sich etwa zwei Dutzend Leute auf, alle in Dunkelblau gekleidet, die Männer in Anzüge, die Frauen in Kostüme. Und alle sind jung und gutaussehend. Ich verstehe nicht, warum sie praktisch alle uniformiert sind, denn Dr. Seter selbst ist ganz und gar nicht der Typ, zu dem so etwas paßt.
    Möglicherweise ist das Ganze James’ Idee, obwohl auch er alles andere als fanatisch und extrem wirkt. Die Mitglieder

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