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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Raum. Er ist immer da, doch man sieht ihn nicht. Seine Freude scheint wie die Sonne am Himmel, sein Wille schwimmt wie der fisch durch den Ozean.
    Ihr erkennt ihn weder durch euren Geist noch durch euer Herz. Ihr erkennt ihn nur durch die innere Stille.
    Er ist sowohl männlich als auch weiblich, und doch ist er keins von beidem.
    Wie man ihn nennt, ist ohne Bedeutung. Um die Gerechten zu beschützen und die Schlechten zu zerstören, wird er durch alle Zeiten wieder und wieder geboren.
    Seine letzte Geburt war die als Sri Krishna im Land der Pandu-Brüder. Er schlug die Dämonen und half den Ehrenhaften. Seine Leben dauerte 135 Jahre, von 3675 bis 3810. Man wird sich an ihn als an eine göttliche Person erinnern.
    Seine nächste Geburt wird als die des Adi Shankara im Lande der Vedas stattfinden. Er wird das Wissen der Brahmanen verbreiten, die höchste Wirklichkeit. Sein Leben wird zweiunddreißig Jahre dauern, von 6111 bis 6143.
    Er wird als der göttliche Lehrer in Erinnerung bleiben.
    Seine folgende Geburt wird die des Jesus von Nazareth im Lande Abrahams sein. Als solcher wird er die vollkommene Liebe und das Mitleid verkörpern und lehren. Sein Leben wird 108 Jahre dauern, von 7608 bis 7716. Man wird ihn als den göttlichen Erretter in Erinnerung behalten.
    Damit endet die Schrift. Ich blicke Dr. Seter an.
    »Wo befindet sich der Rest?« frage ich.
    »Sie brauchen nicht die gesamte Schrift, um über ihre Authentizität zu entscheiden«, entgegnet er.
    »Das beantwortet nicht meine Frage«, sage ich.
    »Der Rest ist im Tresor«, mischt sich James ein, der noch immer an meiner Seite steht. »Wir haben beschlossen, daß es nicht gut wäre, ihn heute abend hervorzuholen.«
    Auf der Fahrt hierher war ich für ein paar Minuten ein wenig weiter hinter dem Fahrzeug der beiden. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie die Wagenfenster geschlossen, und das Radio lief. So konnte ich nicht hören, über was sie gesprochen haben. Vermutlich haben sie diese Entscheidung gerade dann getroffen.
    Natürlich bin ich enttäuscht, nicht die ganze Schrift zu sehen. Doch das, was ich gelesen habe, hat mich tief aufgewühlt, und ich bin sicher, daß die Schrift echt ist. Auch der Papyrus wirkt, als sei er fünftausend Jahre alt. Als ich sanft darüber streiche, fährt James auf.
    »Unterlassen Sie das bitte!« fordert er.
    Ich ziehe die Hand zurück. »Ich weiß, wie man dieses Material anfassen darf, und ich habe es nicht beschädigt.« Nach kurzem Zögern blicke ich den Doktor an. »Ich glaube, daß die Schrift authentisch ist.«
    Dr. Seter ist erstaunt. »Sie denken, daß Sie das nach so kurzer Untersuchung entscheiden können?«
    »Ja. Dieser Auszug aus der Schrift paßt zu dem, den ich habe. Ich nehme meine Aussage von vorhin zurück: Die beiden Schriften sind nahezu identisch.«
    Und dann fahre ich fort: »Es wäre sehr hilfreich, wenn ich den Rest auch noch sehen könnte.«
    Dr. Seter entschuldigt sich: »Alisa, gewiß werden Sie verstehen, daß es schon ein außerordentlicher Vertrauensbeweis von uns war, Sie diesen Teil der Schrift einsehen zu lassen. Bevor wir Ihnen den Rest zeigen, sollten Sie uns Ihren Teil vorlegen.« Er lächelt. »Ich glaube, das wäre nur fair. Sind Sie nicht der gleichen Meinung?«
    »Sehr fair. Geben Sie mir einen Tag oder zwei, um das Material herzuschaffen?«
    »Gewiß«, antwortet Dr. Seter. »James wird mich nicht nach Osten begleiten.
    Bringen Sie Ihr Material einfach hierher, und er wird es sich ansehen.«
    »Gut«, stimme ich zu. »Aber auch Sie sollten einen Blick darauf werfen, Dr.
    Seter.«
    »Ich habe Ihnen doch von meinen Verpflichtungen an der Ostküste erzählt. Es würde schwierig werden.«
    »Das, was ich Ihnen zeigen werde, wird Ihre anderen Verpflichtungen bedeutungslos erscheinen lassen.«
    Dr. Seter wirkt betrübt. »Bevor ich nichts Näheres weiß, werde ich die geplanten Veranstaltungen nicht absagen können.«
    »Sie werden Näheres erfahren, bevor Sie an die Ostküste fliegen. Wo werden Sie in San Francisco wohnen?«
    »Im Hilton am Flughafen«, antwortet James anstelle seines Vaters. »Sie können dort eine Nachricht hinterlassen. Wir werden Sie schnellstmöglich zurückrufen.«
    Ich reiche Dr. Seter die Hand. »Ich freue mich darauf, Sie wiederzusehen.«
    Der Doktor ist verblüfft über meinen plötzlichen Aufbruch. »Aber Sie haben kaum etwas zu dem gesagt, was wir Ihnen gezeigt haben.«
    Ich antworte in unbeschwertem Tonfall: »Zu dem, was Sie mir nicht gezeigt haben, würde ich

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