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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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vieles sagen können.«
    James berührt meinen Arm: »Ich begleite Sie hinaus, Alisa, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Ich lächle. »Im Gegenteil.«
    Draußen verbeugt sich James höflich. »Ich hoffe, daß Sie die Gründe für unsere Vorsicht verstehen«, sagt er. »Wir kennen Sie erst seit heute abend.
    Obwohl uns Ihr Wissen über die Schrift sehr beeindruckt hat, müssen wir doch überlegen, wie wir weiter vorgehen sollen.«
    »Das verstehe ich«, sage ich, während ich die Wagentür öffne. »Und ich danke Ihnen und Ihrem Vater für die große Offenheit, die Sie mir gegenüber gezeigt haben. Vermutlich wäre ich anfangs sehr viel zurückhaltender gewesen als Sie.«
    James lächelt. »Das stimmt, Alisa, Sie haben nicht viel von sich preisgegeben.« Nach einer kurzen Pause fährt er fort: »Sie könnten mir zumindest sagen, wo Sie Ihr Material gefunden haben.«
    »In Indien.«
    Er runzelt die Stirn. »Wirklich? Wo dort?«
    »In Sri Nagar.«
    Er nickt. »Ich weiß, wo das liegt. Im Himalaya. Was haben Sie dort gemacht?«
    »Ich habe versucht, mir ein paar Träume zu erfüllen.« Ein paar Sekunden vergehen, bevor ich weiterspreche: »Wie alt sind Sie, James?«
    »Achtundzwanzig.«
    »Sie sehen viel jünger aus. Ich bin übrigens fünfundzwanzig.«
    »Sie wirken ebenfalls viel jünger«, entgegnet er. »Praktizieren Sie etwas von dem, was Suzama gelehrt hat?«
    Ich lächle. »Das ist eine sehr persönliche Frage, und ich weiß nicht, ob ich sie Ihnen beantworten möchte.«
    »Tun Sie’s«, beharrt er.
    »Wissen Sie was, wir beide sollten einen Handel machen: Sagen Sie mir, was Sie praktizieren, und ich sage Ihnen, was ich praktiziere.«
    Er grinst von einem Ohr zum anderen. »Sie sind ziemlich clever, Alisa. Ich weiß nicht, ob es empfehlenswert ist, zu viele Geheimnisse mit Ihnen zu teilen.«
    Bevor ich in meinen Wagen steige, lege ich kurz die Hand auf seine Brust. Ich fange den Blick seiner dunklen Augen auf, und zum erstenmal sehe ich, wie tief sie sind und wie wunderschön. Es ist etwas Besonderes an ihnen – und an ihm.
    Ich spüre, wie ein warmer Schauer durch meinen Körper rinnt – eine tiefe Sym-pathie für ihn und für seinen Vater. Unter meiner sanften Berührung beginnt sein Herz schneller zu schlagen. Wahrscheinlich vertraut er mir nicht, doch gleichzeitig weiß ich, daß er mich mag, mich vermutlich sogar begehrt.
    Es ist merkwürdig, daß es mir plötzlich nicht anders geht. Seit meiner Zeit mit Ray habe ich keinen Mann mehr begehrt. Selbst bei Joel und Arturo war es für mich mehr zarte Liebe als Leidenschaft. James jedoch schafft es, daß ich ihn plötzlich will – ihn und seinen Körper. Seymour wäre ganz schön eifersüchtig, wenn er das wüßte.
    »Geheimnisse sind es, die das Leben und die Menschen interessant machen«, erkläre ich und berühre kurz seine Wange. »Viel Spaß in San Francisco. Ich melde mich.«
    Er greift meinen Arm.
    »Irgend etwas ist ungewöhnlich an Ihnen, Alisa«, sagt er mit sanfter Stimme.
    »Und ich werde herausfinden, was es ist.«
    Ich lache. »Und es der ganzen Welt offenbaren?«
    Er lächelt, aber seine Stimme klingt ernst: »Ich habe das Gefühl, daß mir nur wenige auf dieser Welt glauben würden, was ich über Sie zu sagen hätte.«
    4.
    KAPITEL
    Es ist weit nach eins, trotzdem fahre ich nicht direkt nach Hause. Für einen Vampir ist es nicht spät. Seit meiner Wiedergeburt als Vampirin brauche ich noch weniger Schlaf als früher, eine Stunde hier und da reicht vollkommen aus.
    Sogar tagsüber wie jetzt, wenn die Sonne hoch steht, lassen meine Kräfte jetzt kaum nach. Nach wie vor schreibe ich das der Tatsache zu, daß ich für meine Transformation hauptsächlich Yakshas Blut verwendet habe.
    Und einige Tropfen des Blutes von Paulas Sohn.
    Nicht nur Seymours, sondern auch mein Leben unterliegt diesem Einfluß.
    Ich fahre zum Joshua Nationalpark. Als ich dort ankomme, steht der Mond hoch am Himmel. Der Park ist riesig, und ich habe keine Ahnung, wo sich Paula aufhielt, als das blaue Licht vom Himmel herunterkam und sie segnete. Ich weiß nur, daß sie auf einem Felsvorsprung auf den Sonnenuntergang wartete. Als das blaue Licht verschwunden war und die Sonne am nächsten Morgen aufging, waren die sie umgebenden Bäume ein ganzes Stück größer als am Abend zuvor.
    »Die Joshua-Bäume um mich herum waren alle größer.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Manche waren doppelt so groß wie am Abend zuvor.«
    Ich stelle den Wagen ab, steige aus und gehe in die

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