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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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wie auch die anderen Tempel waren verschwunden. Die Gebäude, die nicht in den Spalt gestürzt waren, waren trotzdem dem Erdboden gleichgemacht. Eine Handvoll Überlebender taumelte inmitten der Trümmer umher, doch die wenigsten von ihnen schienen wirklich bei Sinnen zu sein.
    Ich suchte nach Suzama, doch ich konnte sie nicht finden.
    Wenig später verließ ich Ägypten.
    16.
    KAPITEL
    Es gelingt uns nicht, einen Flug nach Lake Tahoe oder Reno zu bekommen.
    Also entscheiden wir uns für San Francisco. Dort mieten wir vier – Seymour, James, Dr. Seter und ich – in der Nähe der Bucht einen Wagen. Wegen des Flughafensicherheitsdienstes konnten wir keine Waffen mitnehmen, also breche ich etwa gegen zweiundzwanzig Uhr in einen Waffenladen ein und stehle zwei Gewehre und jede Menge Munition, während die anderen auf mich warten.
    James wirkt beeindruckt, als ich damit zum Wagen zurückkehre. Er sitzt neben mir auf dem Beifahrersitz, während Seymour und Dr. Seter sich auf der Rückbank unterhalten. Der Doktor sieht nicht gut aus, und ich frage mich, ob es möglicherweise ein leichter Herzinfarkt war, den er letzte Nacht erlitten hat.
    »Wie haben Sie es geschafft, in den Laden zu kommen?« fragt James, als wir auf den Freeway fahren und mit Höchstgeschwindigkeit unser Ziel Richtung Osten ansteuern.
    »Ich habe das Schloß aufgebrochen«, antworte ich, während ich fahre.
    »Ist kein Alarm losgegangen?«
    »Zumindest keiner, den ich hören konnte.« Ich blicke über die Schulter nach hinten. »Möchten Sie sich kurz erfrischen, Dr. Seter? In ein paar Meilen kommen wir an eine Tankstelle.«
    Sein Gesicht ist kalkweiß, aber er schüttelt den Kopf. »Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen dort sein, bevor sie ankommt.« Er verstummt. »Ich ärgere mich immer noch über mich selbst, weil ich Ihnen damals in der ersten Nacht nicht erlaubt habe, die ganze Schrift zu lesen. Wie haben Sie es trotzdem geschafft, die Hinweise auf den Aufenthaltsort des Kindes so schnell zu deuten?«
    »Ich hatte ein wenig Hilfe«, sage ich.
    »Von wem?« will James wissen.
    »Sie würden mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen sagte«, antworte ich.
    »Ich glaube, mittlerweile würde jeder hier alles glauben«, murmelt Seymour.
    »Wie wahr!« stimmt Dr. Seter zu.
    Doch ich zögere, ihnen von Mike zu erzählen. »Ein kleiner Vogel hat mir etwas zugeflüstert.«
    James zeigt sich hartnäckig: »Und hat dieser Vogel einen Namen?«
    Ich blicke ihn an. »Soweit ich weiß – nein!«
    Wir erreichen die Berge, die Lake Tahoe umgeben, und ich fahre die kurvenreiche Straße entlang, die zum See führt. Die anderen halten sich fest, um nicht hin und her zu rutschen: Ich habe ein Lexus Sportcoupe gemietet, und ich hole alles aus dem Wagen heraus. Dr. Seter wirkt, als müsse er sich jeden Moment übergeben, aber er beschwert sich nicht. Zuviel steht auf dem Spiel.
    Als wir die Bergkuppe erreichen und wir den See vor uns sehen, rieche ich Kalika. Ich bin erstaunt über meine eigene Überraschung, denn natürlich hätte ich damit rechnen müssen, daß sie vor uns da ist. Aber ich habe es nicht getan.
    Trotzdem glaube ich nicht, daß sie Suzamas Code vor mir entziffert hat. Im Gegenteil, ich glaube, daß sie uns folgt, indem sie irgendwie eine psychische Verbindung hält. Vermutlich wartet sie darauf, was wir als nächstes tun werden.
    Dadurch wird unser Handeln ziemlich paradox: Indem wir versuchen, das Kind zu finden, bringen wir es möglicherweise erst recht in Gefahr! Gewiß gibt es einen Grund dafür, warum meine Tochter so viele von uns am Leben gelassen hat. Sie wußte nicht, wo ich mich aufhielt, als ich bei dem Kind im Krankenhaus war. Doch meinen und Seymours Aufenthaltsort in Pacific Palisades kannte sie.
    Ob das Kind etwas wie ein mystisches Schutzschild hat, das Kalika – im Gegensatz zu mir – nicht zu durchdringen vermag?
    Vielleicht ist auch das ohne Bedeutung.
    Wenn ich sie riechen kann, kann sie uns gleichzeitig sehen.
    Aber ich bin nicht den ganzen weiten Weg hergekommen, um mich jetzt von dem Kind abzuwenden und es nicht zu suchen. Ich weiß, daß ich Paula und ihr Baby an einen sicheren Ort bringen kann – wenn ich sie nur finde! Das ist eine Vision, die ich habe – auch ohne Suzamas Weisheit oder Intuition. Ich fahre bergab und lenke den Wagen in Richtung Emerald Bay.
    Wir erreichen die Smaragdbucht zwanzig Minuten später.
    Dieser Ort ist einer der zauberhaftesten, die ich kenne. Die Bucht hat einen Durchmesser von etwa zweihundert

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