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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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rituelle Anmutung, findest du nicht?“
    „An diesem Ort gibt es nichts als Riten“, klagte ich. Orakel, Tempel, alte vergessene Götter, nicht zu vergessen die Ureinwohner ...“
    „Ureinwohner?“, hakte Hermes nach.
    „Stimmt ja, du warst ja nicht dabei, als bei dem Gelage darüber geredet wurde.“
    „Nein, ich war draußen, um deine Arbeit zu erledigen, und wie ich finde, war ich sehr produktiv, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.“
    „Ja, du hast gute Arbeit geleistet. Ich möchte die Leichen in besserem Licht untersuchen, aber vorher will ich mir noch einmal diese Kammer ansehen, bevor jemand anders hier herunterkommt. Am besten gehen wir erst einmal die Außenwände ab.“
    Hermes ging mit der Fackel voraus, und wir schritten die Wand ab. Wie sich herausstellte, war der Raum rund und das Loch exakt in der Mitte. Die Wand war leicht nach innen geneigt und erinnerte von der Form her an einen dieser Bienenstöcke, wie die Bauern sie auf dem Land aus Korb zu flechten pflegen. Wie der Tunnel und die Kammer des Orakels war auch dieser Raum aus dem massiven Fels heraus geschlagen worden. Ähnliches hatte ich schon einmal in Ägypten gesehen, wo auf diese Weise Grabkammern aus dem Fels gehauen worden waren. Das Loch in der Mitte, erinnerte mich auf schreckliche Weise an die Bodenöffnung im Tullianum, in die die Leichen der strangulierten feindlichen Könige geworfen wurden, nachdem sie beim Triumphzug des Siegers vorgeführt worden waren. Einige waren noch bei lebendigem Leib hineingeworfen worden, aber niemand war je wieder herausgekommen.
    Nach dem Abschreiten der Wände gingen wir kreuz und quer durch den Raum und suchten nach irgendwelchen Anhaltspunkten. Ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Menschen nachlässig sind und häufig Beweise ihrer Untaten zurücklassen. Ich hatte mich bemüht, meine Methoden auch anderen Ermittlern beizubringen, doch sie verstanden nie so recht, worauf ich hinauswollte. Lediglich mein alter Freund, der Arzt Asklepiodes, verstand mich, denn für seine medizinischen Diagnosen und Prognosen bediente er sich einer ähnlichen Technik.
    Schließlich widmeten wir uns dem Boden, doch auch dort entdeckten wir nichts. Abgesehen von den Leichen war der Raum unglaublich sauber, als ob er gerade erst gründlich ausgefegt, wenn nicht sogar geschrubbt worden wäre. Warum machte sich jemand die Mühe, allen Schmutz zu beseitigen, und ließ dann die Leichen zurück? Ich wies Hermes an, mir die Fackel zu geben und die anderen Männer zu holen.
    Er ging nach oben und ließ mich grübelnd in der Kammer zurück. Etliche Dinge an diesem Ort gaben mir zu denken. Da hatten wir also einen zweiten Tunnel, der wie der andere aus dem massiven Fels herausgehauen war und ebenfalls zum Wasser führte, doch die beiden Tunnel unterschieden sich in mehrerlei Hinsicht. Zum einen war da die Form der Kammer. Die Kammer des Orakels war länglich und glich eher einem nicht ganz exakten Rechteck. Diese war rund. Sie erinnerte mich an eine uralte Grabkammer, die man mir einmal in Griechenland gezeigt hatte und die der Sage nach bis in die Zeit des Agamemnon zurückreichen sollte. Sie hatte die gleiche bienenstockartige Form gehabt, allerdings war sie aus massiven Steinblöcken konstruiert gewesen. Der Boden der Orakelkammer befand sich auf gleicher Höhe mit dem Wasserspiegel des Flusses.
    Diese Kammer lag vermutlich über dem Fluss und hatte in der Mitte eine brunnenartige Öffnung. Man erreichte sie über eine Treppe, nicht durch einen abfallenden, stufenlosen Tunnel. Und irgendwie vermittelte sie mir, anders als die Kammer des Orakels, nicht das Gefühl, schon uralt zu sein. In dieser Kammer war es irgendwie anders. Sie war mit Sicherheit nicht jüngeren Datums, aber sie wirkte bei weitem noch nicht so alt.
    Wenig später traf der Rest meiner Gefolgschaft unten ein. Ich hielt es für besser, einige Leute die Szenerie persönlich in Augenschein nehmen zu lassen, als in der ganzen Gegend wilde Gerüchte ins Kraut schießen zu lassen.
    „Damit ist zumindest eines klar“, stellte Duronius fest. –“Wir haben es weder mit einem Unfall noch mit Selbstmord zu tun. Es war eindeutig Mord.“
    „Aber warum sollte jemand die gesamte Priesterschaft eines Tempels umbringen?“, fragte Pedianus, der immer noch seinen purpurnen Überwurf und den Efeukranz trug.
    „Noch mehr stellt sich die Frage“, meldete sich Julia zu Wort, „warum jemand fünf Priester ermordet und nebeneinander aufbahrt, Eugaeon aber

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