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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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überall Gefahren für mich. Vielleicht erzähle ich euch einmal, warum er gerade auf Wesen wie euch so schlecht zu sprechen ist. Doch jetzt kommt, wir wollen uns auf den Weg machen. M'Nor wird schon ungeduldig.“
     
    Sie deutete nach vorn, doch außer einer flüchtigen Bewegung im Nebel konnten die drei Gefährten nichts ausmachen. So bestieg man die Schlitten, und schon ging es in sausender Fahrt davon. Die Wölfe waren schnelle, ausdauernde Renner, und Yorn glaubte, noch nie ein so vorzügliches Gespann gelenkt zu haben. Selbst Wynn musste sich anstrengen, um mit der Eile der Wölfe Schritt halten zu können. Nach ein paar Stunden gönnte Vanea den Tieren eine Pause, und auch die drei Männer waren froh über die Rast. Auch für sie war die Fahrt anstrengend gewesen, zumal die Strecke nicht immer eben war und sie oft Eisblöcken, heißen Quellen und Schlammtümpeln ausweichen mussten. Während sie lagerten, kam Yorn nochmals auf M'Nor zurück.
     
    „Warum hasst dein Ratgeber die Menschen, Vanea?“ fragte er. „Hat ihm einer von ihnen etwas zu leide getan?“
     
    „Ihm nicht“, antwortete Vanea, „aber meiner Großmutter! Ich will euch die Geschichte erzählen, damit ihr ihn vielleicht verstehen lernt. Wie ich euch schon sagte, hat mein Volk vielerlei Gestalt, doch unsere Familie ähnelte stets an Gestalt den Menschen, wie ihr euch nennt. Als meine Großmutter Königin wurde, war M'Nor jung, und er war ihr von ihrem Vater als Bewacher zur Seite gestellt worden. M'Nor liebte meine Großmutter, obwohl er wusste, dass er sie niemals zum Weibe erringen könne, da er ihr nicht ebenbürtig war und nicht die Gestalt der Herrscherfamilie besaß. Sie wurde einem jungen Edlen anverlobt, den sie nach der vorgeschriebenen Brautzeit heiraten sollte. M'Nor fügte sich in das Unvermeidliche, zumal der junge Edle sein bester Freund war. Doch bevor die Brautzeit zu Ende war, verirrte sich ein Mensch in unser Reich. Man fand ihn halb erfroren und dem Hungertode nah neben einer der heißen Quellen, an der er Zuflucht und Wärme gesucht hatte. Im Schloss pflegte man ihn gesund.
    Meine Großmutter kümmerte sich besonders um ihn, denn sie war wissbegierig und wol lte alles von jener fremden Welt erfahren, aus der er kam. So verschieden beide auch waren, so faßte sie doch eine tiefe Zuneigung zu ihm. Und ihn mochte wohl das seltsame Abenteuer gereizt haben, eine so andersgeartete Frau zu besitzen. Niemand ahnte etwas von der Verbindung der beiden, bis der Fremde eines Tages verschwand. Meine Großmutter verfiel in tiefe Trauer, doch niemand konnte sich erklären, wieso das Verschwinden dieses fremden Wesens sie so sehr bedrückte.
    Doch als der Tag ihrer Verbindung mit dem jungen Edlen kam, weigerte sie sich, ihm a nzugehören. Sie weigerte sich ebenfalls, einen Grund dafür zu nennen, doch als ihr Vater heftig in sie drang, gestand sie ihm ihre Liebe zu jenem seltsamen Fremden. Und nicht nur das war der Grund für ihre Weigerung. Durch den Willen Namindas war die Verbindung dieser beiden so verschiedenen Wesen fruchtbar gewesen, und meine Großmutter sah Mutterfreuden entgegen. In der dunklen Zeit des Jahres gebar sie einen Knaben, meinen Vater. Er hatte nur wenig von der Seite des Nebelvolkes geerbt und war fast ganz menschlich. So sehr ähnelte er seinem Erzeuger, dass meine Großmutter der Schmerz über den Verlust des treulosen Geliebten erneut übermannte. Eines Tages floh sie aus dem Palast und beschloss, ihre verlorene Liebe zu suchen. Als man ihr Fehlen bemerkte, schickte man Leute nach ihr aus, um sie zurückzubringen. Man fand sie - erschlagen von Leuten eurer Art! Als sie das Nebelreich verlassen hatte, waren ihre besonderen Kräfte zu nichts mehr nütze. Es gab dort keinen Nebel, in dem sie sich hätte unsichtbar machen können, und so hatte man sie schnell entdeckt. Ihres fremdartigen Aussehens wegen hatte man sie wohl für einen Dämon gehalten und getötet. Als man die Ermordete zurückbrachte, brach für M'Nor eine Welt zusammen. Er schwor, dass er jeden Fremden, der unser Reich beträte, töten wolle, und viele sind seiner Rache seither zum Opfer gefallen. Es war euer Glück, dass ich es war, die euch fand, sonst lebtet ihr jetzt nicht mehr. Aber ich bin der Meinung, dass man nicht wegen eines Mannes, der treulos handelte, ein ganzes Volk hassen darf und dass der Tod meiner Großmutter nur ein unseliges Missverständnis war. Nur wenn unsere Völker sich kennen und verstehen lernen, wird so etwas nicht wieder

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