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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Tränen, nur für ihn hat sie unser Land zu einem kalten Gedenkstein ihrer Liebe werden lassen. Und noch einen weiteren Zweck erfüllt das ewige Eis: Hoch droben im Norden, am Ende der Welt, liegt der Eingang zu Niga-Rans unterirdischer Zuflucht. Als er sah, dass Naminda den Erschlagenen fand, ehe er ihn hatte verbergen können, floh er vor ihrer Rache. Er glaubte sich sicher dort, bis Namindas Zorn vergangen sei, denn niemand außer ihm konnte die finsteren Abgründe seines Verstecks betreten, wenn er es nicht gestattete - auch Naminda nicht. Doch sie dachte gar nicht daran, ihn zu verfolgen! Riesige Eisblöcke türmte sie auf dem Tor zu seinem Schlupfwinkel auf, so dass es für immer verschlossen bleiben wird. Niga-Ran zahlt für seinen Frevel mit ewiger Gefangenschaft. Manchmal rüttelt er von unten an der verschütteten Pforte, und so gewaltig ist seine Kraft, dass wir das Brechen der großen Eisschollen bis in meinen Palast hörten. Doch zu gewaltig ist die Masse der Gletscher, die Naminda über das Tor deckte. Solange sie das Land nicht wieder erwärmt und ihm sein früheres Leben zurückgibt, wird auch Niga-Ran gefangen sein. Und so wird ihre Rache niemals enden.“
     
    „So sei froh, dass du dieser rachsüchtigen Göttin mit Saadhs Hilfe entronnen bist!“ sagte Kandon, der mit Reven dazugekommen war. „Sei willkommen in unserem Land! Wenn wir erst weiter nach Süden kommen, wirst du sehen, dass Namindas Rache dort keine Macht mehr hat. Schon längst hat der Frühling seinen Einzug in den Bergen der Niveder gehalten. Du wirst sehen, wie herrlich es um diese Zeit dort ist. Darum lasst uns noch ein Stück weiterfahren. Ich sehne mich so sehr nach ein wenig Grün, dass ich es kaum erwarten kann, nach Hause zu kommen. Die Wölfe sind starke Tiere, und wenn wir langsam fahren, werden sie noch ein gutes Stück bis zur Dunkelheit schaffen.“
     
    „Kandon hat Recht!“ stimmte Reven zu. „Und bedenkt auch, dass wir weder Proviant noch Jagdausrüstung haben. Wir können weder für uns noch für die Tiere Nahrung beschaffen. Daher müssen wir so schnell es geht zu den Felsen zurück, wo wir unsere Pferde gelassen haben. Dort werden wir hoffentlich alles wiederfinden, was wir zurückließen.“
     
    Alle sahen das ein, und so machten sie sich wieder auf den Weg. Als es dunkel wurde, hielten sie an. Die Männer teilten sich zwei der Bärenfelle als Lager. Die anderen beiden überließen sie Vanea, denn das Mädchen - hatte zu frieren begonnen! Sie, die Nebelmaid, die in der froststarren Nacht ihres Reiches in zarten Schleiergewändern gegangen war, fror so sehr, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Trotz der beiden dicken Pelze konnte Vanea in der Nacht keine Wärme finden. Zitternd lag sie in den weichen Fellen und schaute zu den Sternen auf, die die ziehenden Wolken freigaben. Sie lauschte auf die ruhigen Atemzüge der Männer, traute sich jedoch nicht, sie zu wecken. Doch immer stärker biss die Kälte der Nacht in ihre Glieder, denn ihr eigener Körper hatte nicht die Fähigkeit, genügend Wärme zu entwickeln. Plötzlich jedoch hatte sie eine Idee. Vorsichtig richtete sie sich auf und rief leise etwas zu den schlafenden Wölfen hinüber. Sofort stand der große Leitwolf auf den Läufen und wollte zu ihr hinüber, aber man hatte ihn genau wie die anderen nicht abgeschirrt. Leise winselnd und mit dem buschigen Schweif wedelnd stand er da, doch er konnte dem Ruf seiner Herrin nicht folgen.
    Vanea war enttäuscht. Sie hatte geglaubt, der große Wolf würde sie wärmen können. Sie traute sich nicht hinüber zu ihm, denn dazu hätte sie aus den Pe lzen schlüpfen und ihren Körper dem eisigen Wind aussetzen müssen. Niedergeschlagen sank sie auf ihr Lager zurück, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Da stieß auf einmal eine weiche Schnauze sanft gegen ihr Ohr. Erschreckt fuhr Vanea hoch, doch dann lachte sie leise erfreut auf. Neben ihr stand Wynn. Vanea war verwundert. Ausgerechnet Wynn, der sich stets mit eingezogener Rute vor ihr geflüchtet hatte, war ihrem Ruf gefolgt. Glücklich lüpfte sie ein wenig die Pelzdecke, und der Hund schlüpfte dicht neben sie. Bald schon spürte sie die Wärme, die von dem großen Hundeleib ausging. Wohlig legte sie die Arme um den Hund und kuschelte sich eng an ihn.
     
    Als Yorn am Morgen erwachte und zu Vanea hinübersah, machte er eine erstaunliche Entdeckung. Vanea lag dicht an Wynn gepresst und - schlief! Hatte sie nicht gesagt, dass die Nebelleute niemals

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