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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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und könnte Vanea darum nicht schützen. Aber wer weiß, ob ihre besonderen Fähigkeiten nicht von Nutzen für euch sein können. Deshalb sollte sie mit euch gehen, wenn es auch ihr Wunsch ist.“
     
    „Ich hatte nie vor, mich von Yorn und den Freunden zu trennen“, sagte Vanea fest. „Ich hatte mich schon bei meiner Flucht entschlossen zu helfen, die Antaren zu befreien, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Du hättest mich nicht zurückhalten können“, lächelte sie in Yorns verblüfftes Gesicht. „Ich wäre euch gefolgt, selbst wenn es hätte heimlich geschehen müssen.“
     
    „Und ich hätte dich zurückgeschickt!“ grollte Yorn. „Nie hätte ich zugelassen, dass du dich nochmals für uns in Gefahr begibst!“
     
    „Streitet nicht!“ sagte Reven. „Denn der Grund dafür ist nicht mehr vorhanden. Es gibt keine andere Möglichkeit, als Vanea mitzunehmen. Willst du sie vielleicht hier allein in all der Zerstörung zurücklassen? Nith hat Recht! Wir drei sollten doch wohl in der Lage sein, Vanea zu schützen. Doch mir macht etwas ganz anderes Kopfschmerzen. Wohin wir auch kommen, Vanea wird Aufsehen erregen mit der weißen Pracht ihres Haars. Doch Aufsehen ist das, was wir am wenigsten gebrauchen können.“
     
    „Dafür gibt es eine leichte Lösung“, lächelte Nith. „Es gibt eine Pflanze, deren Sud Vaneas Haar die Tönung geben wird, die der Farbe der nivedischen Frauen entspricht. Zwar ist sie für eine Nivederin ein wenig zart, doch ich denke, es wird gehen. Kleidung werden wir im Dorf wohl noch für sie finden, denn es ist nicht alles verbrannt, und die Moradonen haben solche Dinge nicht mitgenommen.“
     
    Doch Reven schüttelte den Kopf. „Niemand wird Vanea für eine Nivederin halten“, widersprach er, „denn ihre Augen sind dunkel. Sah man je einen Menschen dieses Stammes mit schwarzen Augen? Wenn schon, dann sollte ihr Haar dunkel sein wie das der guranischen Frauen. Zwar sind auch diese meist kräftiger gebaut als Vanea, aber das würde schon eher gehen.“
     
    „Nun, so weiß ich auch hier Rat“, meinte Nith. „Morgen werde ich die Königin des Nebelreiches in ein hübsches guranisches Mädchen verwandeln. Ist es euch recht?“
     
    Alle stimmten zu, und besonders Vanea war begeistert. Der Gedanke an die Verkleidung bereitete ihr Vergnügen. Außerdem freute sie die Tatsache, sich nicht von Yorn trennen zu müssen. An seiner Seite würde sie den neuen Gefahren tapfer entgegengehen. Das war tausendmal besser, als irgendwo in Sicherheit voll Angst auf seine Rückkehr warten zu müssen. Das war auch der Grund gewesen, warum sie von Anfang an entschieden hatte, ihm auch weiterhin zu folgen. Nachdem nun der weitere Verlauf entschieden war, begab man sich in der Vorratshöhle zur Ruhe. Doch obwohl alle müde waren, ließen die schrecklichen Ereignisse niemanden so recht in den Schlaf finden. So war es nicht verwunderlich, dass sie alle bereits im Morgengrauen wieder auf den Beinen waren.
    Da es noch für die kommende Reise viel vorzubereiten gab, trennte man sich schon bald nach einem kurzen Frühstück. Nith nahm Vanea mit, um ihre Ve rkleidung zu beaufsichtigen, und die drei Männer suchten unter den Dingen der Vorratshöhle nach Brauchbarem für die lange Abwesenheit. Danach warfen sie die zurückgelassenen Leichen der Moradonen in die Schlucht.
     
    Als Nith nach ein paar Stunden mit Vanea zurückkam, klappte den drei Freunden vor Überraschung der Kiefer nach unten. Sprachlos starrten sie auf die fremde und doch so vertraute Gestalt des Mädchens. Das war Vanea - und doch war sie es wieder nicht, diese hübsche Antarin, die da an Niths Hand auf die Männer zutrat. Die silberweiße Haarflut war schwarz wie die Federn eines Raben, und ihre verschwenderische Fülle bändigte der lange Zopf der guranischen Haartracht, der mit bunten Bändern durchflochten über Vaneas linke Schulter herabhing. Die weiten Frauenhosen, die alle Antarinnen zur Arbeit trugen, steckten in kurzen, weichen Stiefelchen. Der lose, in der Taille mit einem Gürtel gehaltene Überwurf ließ am Ausschnitt das spitzenbesetzte weiße Hemd sehen. Wer mochte sagen, von welchem verborgenen Ort Nith die hübschen, goldenen Ringe hervorgeholt hatte, die Vaneas kleine Ohren zierten?
    Bang suchten Vaneas Augen Yorns Blick, als sie die Erstarrung der Männer bemerkte. Doch Yorn schien Vaneas flehenden Gesichtsausdruck nicht wahrz unehmen. Immer noch schaute er voll Verwunderung auf das Mädchen, bis sie mit

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