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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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schicken, denn ihr werdet hungrig sein.“
     
    Yorn sah auf Vanea nieder, die in ihren nassen Kleidern zitterte. „Sei so gut, und lass’' auch den Guranen etwas zu essen bringen“, bat er, „und gestatte, dass sie sich erst einmal am Feuer trocknen. Mein Herr hat viel Geld für sie bezahlt, und er würde sehr wütend werden, wenn sie auf dieser Reise Schaden nähmen. Ich bin für sie verantwortlich, und es würde mir übel ergehen, besonders, wenn dem Mädchen etwas zustieße. Sie ist für das Bett meines Herrn bestimmt.“
     
    Vanea wurde rot, und Lyth lachte gehässig. „Sie ist ein hübscher Käfer! Der alte Patras scheint einen guten Geschmack zu haben. Aber in seinem Alter wird die Kleine ihm wohl nur noch das Bett wärmen. Na ja, mich geht's nichts an!“
     
    „Erlaubt dir dein Herr zu spielen?“ lenkte Yorn ab. „Ich hätte Lust auf eine Partie Tan-Tan. Mein Freund ist leider ein schlechter Spieler und läßt sich selten überreden.“ Dabei klopfte er auf seine Tasche, und das von Nith mitgegebene Gold klirrte leise.
     
    Wieder glomm ein Funken der Habgier in Lyths Augen auf. „Spielst du gut?“ fragte er tückisch.
     
    „Ach, es geht!“ meinte Yorn leichthin. „Ich bin kein Meister, aber es macht mir viel Spaß, besonders, wenn man etwas einsetzt.“
     
    „Nun gut, so komm mit mir. Wir können in meiner Stube spielen“, schlug Lyth mit schlecht verhohlenem Triumph vor. Er schien das Spiel gut zu beherrschen und rechnete sich wohl gegen Yorn eine hohe Chance aus. Yorn kniff den anderen unbemerkt ein Auge und folgte dann Lyth in seine Kammer. Lyth schien bei seinem Herrn gut angesehen zu sein, denn der Raum war recht groß und behaglich eingerichtet.
     
    Lyth nahm von einem Wandbord das Spielbrett und die Steine und legte sie auf den Tisch. „Setz' dich!“ sagte er zu Yorn und schob ihm einen Stuhl hin. „Mach es dir schon gemütlich. Man wird uns gleich Wein und auch etwas zu essen für dich bringen.“
     
    Yorn ließ sich nieder und begann, die Steine auf dem Brett zu sortieren, während Lyth hinausging, um seine Anweisungen zu geben. Kurze Zeit später brachte eine der Sklavinnen Wein und Speisen. Yorn griff tapfer zu. Allerdings hielt er sich mit dem Wein zurück, denn er hatte vor, Lyth über die Situation in Blooria auszuholen, ohne dass diesem die Absicht auffiel. Er freute sich daher, dass Lyth dem Wein fleißig zusprach und nicht zu bemerken schien, dass sein Gast sich immer nur einen kleinen Schluck in seinen Becher schenkte.
    Yorn brauchte sich nicht auf das Spiel zu konzentrieren, da er sowieso vorhatte zu verli eren, um sein Gegenüber bei Laune zu halten. Ansonsten hätte Lyth wohl nicht eine Partie gewonnen, da Yorn ein ausgezeichneter Spieler war.
    Der Leibsklave spielte zwar nicht schlecht, doch unter den Nivedern hatte es außer dem alten Priester niemanden gegeben, der Yorn im Tan-Tan hätte schlagen können. So aber wurde Lyths Miene zusehends heiterer, und seine vom Wein und von der Siegesfreude b eflügelte Zunge stand nicht still, so dass Yorn nur hier und da durch eine geschickte Frage das Gespräch in die gewünschten Bahnen zu leiten brauchte.
    So erfuhr er nach und nach, dass unbestimmte Gerüchte im Land umliefen von einer Bedrohung durch die Antaren. Diese Gerüchte wurden dadurch verstärkt und bestätigt, dass im Palast die Wachen verdoppelt worden waren und kein fremder antarischer Sklave mehr in den inneren Ring eingelassen wurde, auch wenn er mit Botschaft oder als Überbringer von Gaben kam. Auch die Sklaven des Palastdienstes konnten sich nicht mehr ungehindert und unbewacht am Hofe bewegen. Der persönliche Dienst des Herrschers wurde nur noch von wenigen, erprobten Leibsklaven versehen, die das absolute Vertrauen des Königs und seiner Tochter Sabrete besaßen.
    Als sich nach einigen Stunden daher die Münzen vor Lyth auf dem Tisch stapelten, verließ ein sehr ernster und nachdenklicher Yorn seinen Tan-Tan-Gegner. Lyth hatte einen starken Rausch und nahm den Wandel im Gesicht seines Gastes nicht wahr, und wenn, hätte er es wohl Yorns Ärger über seinen Verlust zugeschrieben. Immer wieder versuchte er, Yorn zu umarmen, und versicherte ihn seiner tiefsten Freundschaft und Zuneigung. Nur mit Mühe konnte Yorn sich den Schwankenden vom Hals halten, bis es ihm gelang, den Betrunkenen in die Ecke zu manövrieren, in der das Bett stand. Dort gab Yorn dem weinselig grunzenden Lyth einen Stoß, dass er der Länge nach auf das Bett fiel. Lyth lag noch

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