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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Dann legte er sich zurück, und fast noch im selben Augenblick fing er leise an zu schnarchen.
     
    „Glückliche Seele!“ spöttelte Yorn, der wie ein gereizter Tiger im Zimmer hin und her lief. „Er würde auch noch schlafen, wenn er auf der Folterbank läge! Sobald er liegt, schläft er.“
     
    „Du solltest so etwas nicht sagen!“ entsetzte sich Vanea. „Bedenke doch, wie leicht das unser aller Schicksal sein könnte!“
     
    „Yorn will sich durch seinen Spott nur selbst beruhigen“, lächelte Reven. „Siehst du nicht, dass er vor Ungeduld und Sorge zappelt? Wie gern würde er wie Kandon ein Stündchen schlafen! Aber leider haben wir alle drei nicht Kandons Gleichmut. Auch ich bin gespannt wie eine Bogensehne. Diese Stadt, das ganze verfluchte Land machen mich nervös!“ Dann trat ein weicher Schimmer in seine Augen. „Wie gern würde ich jetzt auf unserem Platz über dem Fluss sitzen und zusehen, wie sich die Sterne im Wasser spiegeln!“
     
    Yorn sah ihn lange an. „Ja“, sagte er dann leise, „und anschließend voll Ruhe und Frieden zurückkehren in das warme Heim unserer Eltern! Ob wir sie jemals wiedersehen?“
     
    Reven stand auf und zog den Bruder in die Arme. „Wir werden sie wiedersehen“, murmelte er, „wenn Saadh es fügt!“
     
    Vanea sah ihnen schweigend zu. Doch dann verlor sich ihr Blick in unendlichen Weiten und wanderte zurück in den Nebel ihrer Heimat. Sehnte auch sie sich zurück? Da löste sich Yorn von Reven und schob ihn ein wenig von sich fort.
     
    „Es hat keinen Sinn, dass wir der Vergangenheit nachhängen!“ sagte er dann entschlossen. „Nur die Zukunft kann uns die Freiheit bringen und den Frieden jener vergangenen Tage. Aber trotzdem wünschte ich, Schorangar käme endlich. Dieses Warten bringt mich noch um!“
     
    Doch sie mussten sich noch eine lange Zeit gedulden, bis die Geräusche, die aus der Gaststube heraufdrangen, endlich verstummten und Ruhe im Haus einkehrte. Doch dann öffnete sich auf einmal die Tür und Schorangar stand im Raum. Bei seinem Eintreten sprangen alle auf und schauten ihn erwartungsvoll an. Schorangar trat auf Yorn zu.
     
    „Du bist Yorn, nicht wahr?“ fragte er mit belegter Stimme. „Du siehst deinem Vater sehr ähnlich. So hat Phyrras es also doch geschafft, dich zu retten. Was ist mit ihm? Lebt er noch? Er war mein Freund, wie auch dein Vater es war, der noch heute unvergessen ist im Volk der Antaren.“
     
    „Ja, ich bin Yorn“, antwortete dieser und reichte dem alten Kämpen die Hand. „Und ich hoffe, dass auch ich meinem Volk so dienen kann, dass es dereinst mein Andenken ebenso hoch hält wie das meines Vaters. Doch noch kann ich nur traurige Kunde bringen. Phyrras starb, kurz nachdem ich in Sicherheit war. Aber Saadh hat seine Hand über mich gehalten und ich fand Eltern, wie kein Kind sie besser haben könnte - und ich fand einen Bruder, der sein Leben für mich geben würde - Reven hier!“ Mit einem wehmütigen Lächeln drückte Schorangar auch Reven die Hand. Doch da sagte Yorn bereits: „Doch erlaube, dass ich dir ein besonderes Mitglied unserer Gemeinschaft vorstelle. Dies ist Vanea, Königin des Nebelreiches hoch oben im Norden. Und wenn Saadh es will, wird sie dereinst auch Königin der Antaren sein. Aus Liebe zu mir entsagte sie ihrem Thron und half uns, den Schlüssel zu unserer Freiheit zu erlangen. Fast hätte es ihr Leben gekostet, denn durch ihre Tat zog sie den Zorn ihrer Göttin auf sich. Wenn die Antaren einmal wirklich frei sein werden, so haben wir es ihr zu danken. Ihre selbstlose Tat und ihre besonderen Fähigkeiten sind die Grundlage unserer Befreiung.“
     
    Schorangar fiel aufs Knie und verneigte sich tief vor Vanea, deren Wangen sich bei Yorns Worten mit der zarten Röte der Verlegenheit überzogen hatten. „Heil dir, Königin des Nebelreiches!“ sagte Schorangar dann. „Und selbst wenn das Schicksal uns nicht gnädig sein sollte, dein Name soll gepriesen sein, solange auch nur ein Antare lebt!“ Dann erhob er sich wieder und wandte sich mit fragendem Blick Kandon zu.
     
    „Und dies ist Kandon“, beantwortete Yorn die unausgesprochene Frage, „wenn auch zuletzt genannt, so doch stets einer der ersten in unseren Herzen. Denn einen Freund und Gefährten wie ihn zu besitzen, ist eines der höchsten Güter, die Saadh zu vergeben hat. Nith selbst bestimmte ihn zu meinem Schutz, denn kein sterblicher Mensch ist seiner Kraft und Ausdauer gewachsen. Er hat ein Herz aus Gold und eine Faust

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