Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
Vom Netzwerk:
Prinzessin aus zu erreichen oder durch eine kleine Seitenpforte, die der Gärtner benutzt. Um dorthin zu gelangen, müsstet ihr jedoch einen Führer haben, der sich im Haus auskennt. Der Weg ist viel zu schwierig zu beschreiben. Außerdem ist dort die Gefahr, entdeckt zu werden, genau so groß, denn man muss dazu durch die Quartiere der Haussklaven. Von denen sind jedoch viele den Moradonen ergeben, und sie würden sofort Alarm schlagen, wenn sie euch dort sähen. Jeder kennt jeden, und ein neues Gesicht fällt sofort auf. Auch während der Nacht haben immer einige Sklaven Dienst, um bereit zu sein, falls der König oder seine Tochter Wünsche haben. Ihr seht, auch dieser Weg ist nicht gangbar.“
     
    „Wärest du bereit, uns zu führen, wenn wir diesen Weg wählen würden?“ fragte Yorn.
     
    „Ach, ich bin alt und nicht mehr sehr behände“, seufzte Lagor. „Wenn vielleicht auch die Hoffnung auf die Freiheit mir den nötigen Mut verleihen könnte, so wäre ich doch für euch mehr ein Hindernis als eine Hilfe, wenn Gefahr droht. Aber ich habe einen Sohn, der im Palast aufgewachsen ist und ihn genauso gut kennt wie ich. Er ist ein spätgeborenes Kind, denn mir war erst erlaubt, eine Frau zu nehmen, als ich mein fünftes Jahrzehnt schon fast beendet hatte. Er ist erst achtzehn Jahre alt, aber ein umsichtiger und kräftiger Junge. Er wird nicht zögern, euch zu führen, denn im Gegensatz zu vielen hier geborenen Antaren hasst er die Knechtschaft. Er würde sein Leben geben, wenn er den Moradonen schaden könnte. Lasst mich durch Schorangar wissen, ob ihr ihn braucht, und er wird zur Stelle sein.“
     
    „Wir danken dir, Lagor“, sagte Yorn und drückte dem Alten die Hand, „denn ich kann dir nicht einmal versprechen, deinen Sohn vor Schaden zu bewahren, falls wir ihn wirklich brauchen. Wir wissen ja selbst noch nicht, ob wir den freien Himmel von Antara je wiedersehen werden. Deshalb auch werten wir dein Angebot besonders hoch, uns den Schatz deines Alters so willig zu überlassen. Doch sag uns nun, ob es noch etwas gibt, was wir wissen müssen, denn die Zeit drängt. Wir wollen das Unternehmen nicht schon zu Beginn dadurch gefährden, dass durch irgendeinen Umstand das Misstrauen des Königs geweckt wird. Es herrscht Unruhe genug durch die umgehenden Gerüchte.“
     
    „Ja, es gibt noch etwas, was ihr wissen müsst, und ich wollte euch gerade davon berichten“, antwortete Lagor, und ein Schauer ließ ihn erzittern. „Im Vorraum des Turmzimmers ist noch ein besonderer Wächter: eine Missgeburt - aber von gewaltiger Größe und mit übermenschlichen Kräften! Dieser Unglückliche ist ein Antare, bei dem der König mittels seiner bösen Kräfte, die er aus dem Blut von Bloors Herzen gewinnt, die Missbildung bewirkt hat. Der arme Mensch ist völlig schwachsinnig, aber gefährlich wie ein reißendes Tier. Er ist in dem Vorraum angekettet, doch die Kette läßt ihm nur so viel Spielraum, dass er sich kaum einige Schritte bewegen kann. In das Turmzimmer selbst kann er nicht gelangen, aber der Weg zum Heiligtum der Moradonen wird durch ihn versperrt. Selbst wenn der Weg zum Turm völlig unbewacht wäre - an diesem Wächter würde sogar euer Freund hier scheitern!“ Er deutete auf Kandon. „Dieses Wesen reißt jeden in Stücke, der sich ihm nähert. Nur der König kann sich ihm gefahrlos nahen. Er besitzt eine magische Pfeife. Er bläst sie, wenn er durch den Vorraum geht, und im selben Augenblick erstarrt der Unhold. Solange die Pfeife ertönt, kann er sich nicht rühren. Aber die Pfeife hängt an einer Kette um den Hals des Königs, und er legt sie niemals ab. - Ach, ach!“ jammerte Lagor. „Nie, nie wird das Volk der Antaren frei sein! Wie Gebirge türmen sich die Hindernisse, an denen jeder Mensch scheitern muss!“
     
    Alle schwiegen und schauten bedrückt und ratlos vor sich hin. „Jeder Mensch, ja!“ sagte da auf einmal Vanea. „Aber nicht euer Gott! Hat er nicht bisher immer geholfen, wenn die Lage aussichtslos schien? Warum seid ihr so verzagt? Lasst uns erst einmal bis zu diesem Turm kommen. Dann erst ist die Zeit, sich mit dem Wächterunhold auseinanderzusetzen. Bedenkt, Lagor sagt, er sei schwachsinnig. Ein solcher Geist kennt keine Sperren, die Gefühl oder Verstand ihm auferlegen. Vielleicht gelingt es mir, dieses Wesen zu besänftigen. Wenn nicht, wird Saadh helfen!“
     
    Alle hatten bei Vaneas Rede neuen Mut gefaßt. Yorn nahm ihre Hand und küsste sie. „Du beschämst uns, Vanea“,

Weitere Kostenlose Bücher