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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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drei starke Brecheisen. Alle hatten die Schwerter gegürtet, und in ihren Gürteln steckten Dolche. Schon bald hatten sie die starke Tür erreicht, die Lagor ihnen beschrieben hatte. Im Licht der von Vanea und Schorangar gehaltenen Fackeln machten sich Kandon, Reven und Yorn daran, die schweren Riegel aufzubrechen. Doch die breiten Eisenbänder setzten ihnen massiven Widerstand entgegen. Nur zögernd lockerten sich die Halterungen, und nach einer halben Stunde hing die Tür zwar schief in den Angeln, aber sie gab noch immer nicht nach. Den drei Männern lief schon der Schweiß in die Augen, und sie keuchten vor Anstrengung. Plötzlich warf Kandon mit einem Knurrlaut das Brecheisen beiseite, das sich unter dem gewaltigen Druck seiner Pranken schon verbogen hatte.
     
    „Das dauert mir zu lange!“ brummte er. „Wenn wir so weitermachen, stehen wir morgen früh noch hier. Geht mal beiseite! Die Tür geht ja wohl nach innen auf.“
     
    Verständnislos machten die anderen ihm Platz. Kandon ging ein paar Schritte zurück und schien die Tür mit einem fast liebevollen Blick zu messen. Dann nahm er Anlauf und rammte mit voller Wucht seinen mächtigen Körper gegen die Tür. Entsetzt schloss Vanea die Augen, denn sie vermeinte, Kandons Knochen unter dem heftigen Aufprall splittern hören zu können. Doch da hörte sie die Männer Hurra schreien. Vorsichtig öffnete sie die Augen - und dann lachte auch sie. Das splitternde Geräusch war nicht von Kandons Knochen gekommen, sondern von den Bohlen der Tür, die Kandons gewaltiger Ansturm aus der Verankerung gerissen hatte. Kandon lag auf der Tür, die nach innen gestürzt war, und rieb sich die Schulter. „Verdammt!“ fluchte er. „Wer konnte ahnen, dass sie schon beim ersten Mal nachgibt? Warum habe ich das nicht gleich versucht, anstatt die ganze Zeit an den blöden Riegeln zu arbeiten?“
     
    „Wenn du nicht an den blöden Riegeln gearbeitet hättest, wäre deine Schulter jetzt gebrochen“, lacht Yorn. „So aber waren sie so weit gelockert, dass sie unter deinem Stoß nachgaben. Aber komm, auf!“ Er reichte Kandon die Hand und zog ihn hoch. „Wir haben schon viel zu viel Zeit vertan.“
     
    „Ich werde jetzt zurückgehen“, sagte Schorangar. „Denn ihr wißt, dass auch ich noch viel zu tun habe. Hier bin ich jetzt sowieso nicht mehr von Nutzen. Bevor der Morgen graut, werde ich euch hier wieder erwarten. Glück auf eurem Weg! Möge Saadh euch schützen! Die Gebete all unserer Freunde begleiten euch.“
     
    Damit zog er die vier Gefährten nach einander kurz in die Arme und verschwand auf dem Weg, den sie gekommen waren.
    Eilig liefen die Freunde den Gang entlang, der unter der Mauer des Palastes hindurch führte. In den Vorratskellern wurden sie schon ungeduldig von Lagor und seinem Sohn e rwartet. „Schnell, schnell!“ raunte Lagor. „Die Zeit drängt! Ihr habt noch ein ganzes Stück Weg vor euch. Ich gehe mit bis zu den Unterkünften der Haussklaven. Von dort wird euch mein Sohn Tamin weiterführen, während ich die Leute ablenke, die für den Dienst des Königs bereitstehen. Wir haben Glück! Der König war sehr unruhig heute, und so kann ich die Leute in die Nähe seiner Gemächer beordern, damit er sie gleich zur Stelle hat, wenn er etwas wünscht. Sie werden mir dafür sogar noch dankbar sein, denn der König wird schnell wütend, wenn er warten muss, und prügelt dann die Leute. Aber geht um Saadhs Willen leise, damit sonst niemand aufwacht!“
     
    Geräuschlos huschten sie hinter Lagor und Tamin her an den Schlafsälen der Küchensklaven vorbei. Dann jedoch führte der Alte sie einen anderen Weg, als er beschrieben hatte. Nachdem sie einige Gänge entlang gekommen waren, hielt Lagor vor einer Tür an.
     
    „Ssst, ganz still jetzt!“ flüsterte er. „Hier in diesem Raum schlafen die Haussklaven. Eine Ecke des Raumes ist abgeteilt für die Leute, die Nachtdienst haben. Sie vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen und ähnlichem. Einige Betten sind leer. Wenn wir jetzt in den Saal gehen, legt jeder von euch sich in eines der Betten und zieht die Decke über sich. Rührt euch nicht eher, als bis ich mit den Leuten aus dem hinteren Raum wieder im Gang verschwunden bin. Dann folgt Tamin. Er bringt euch zum Garten. Und jetzt: Leise!“
     
    Er öffnete behutsam die Tür und spähte in den Saal. Alles schien in tiefem Schlaf zu liegen. Nur aus einem Bretterverschlag in der hinteren Ecke drang Lichtschein und leises Stimmengemurmel. Einer nach dem

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