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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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einen Bissen zu essen, schob Maura Delyon ein Stück Lebensblatt zu. “Schiebt Euch das in die Backe, bis Ihr es braucht. Ich denke, wir werden heute Nacht noch bis Venard reiten.”
    Sie konnte darin etliche Vorteile erkennen … aber auch etliche Nachteile.
    Die Sonne ging unter und der Wind wurde kälter. Die Mondsichel und eine Menge funkelnder Sterne badeten die Ebene von Westborne in ein helles, bläuliches Licht. Direkt vor ihr am östlichen Himmel konnte Maura die strahlende Sternengruppe sehen, die man “Velorkens Schwert” nannte. Seine Spitze zeigte nach Norden.
    Konnte es wirklich wahr sein, dass Velorkens Stab immer noch existierte und in Venard darauf wartete, von ihr entdeckt zu werden? Zweifel nagten an ihr, bis sie sich daran erinnerte, dass bereits viele unglaubliche Legenden sich als richtig erwiesen hatten.
    Weiter und weiter ritten sie, bis Maura vor Müdigkeit ganz schwindlig wurde und ihr Kopf immer wieder nach vorn sackte. Plötzlich tauchte in der Ferne ein schwacher Lichtschein auf. Als die Wächter sich etwas zuriefen, glaubte Maura unter all den unverständlichen Wörtern den vertrauten Namen “Venard” herauszuhören.
    Sie schob ein Stück Lebensblatt zwischen ihre Backenzähne und begann zu kauen. Nach und nach schwand die Müdigkeit, die wie ein Nebel ihr Denken eingehüllt hatte, und ihr Puls ging schneller. Sie hoffte nur, dass Delyon erkannt hatte, dass es an der Zeit war, die belebende Wirkung des Krauts einzusetzen. Als sie endlich die Stadttore erreichten, rief eine Wache sie von oben misstrauisch an. Mauras Wächter antwortete voller Ungeduld. Einige Augenblicke später schwang eines der schweren Metalltore auf und ließ sie ein.
    Die gewundenen Straßen der Stadt waren verlassen. Nie zuvor hatte Maura einen Ort dieser Größe gesehen. Würden sie und Delyon je wieder den Weg hinausfinden, nachdem sie ihre Mission erfüllt hatten? Alles zu seiner Zeit, ermahnte sie sich. Eine Weile später hielten sie vor einem anderen, kleineren Tor, das, wie Maura vermutete, zum Palast des Ersten Gouverneurs führte. Wieder antworteten sie auf den Ruf eines Wächters und wurden eingelassen.
    In der Zwischenzeit klopfte Maura das Herz bis zum Hals. Ihre Kehle fühlte sich an, als würde sie eine vestanische Tunika mit diesen entsetzlich hohen Kragen tragen, über die Rath sich immer so beklagte. Sie bewegte Hände und Füße, um die Steifheit zu vertreiben. Würde sich das Risiko, das sie eingegangen war, als gute Idee oder als tödliche Tollkühnheit erweisen?

14. KAPITEL
    S ie ritten in einen großen Innenhof, der Maura mit seinem Brunnen in der Mitte an die Villen auf den Vestanischen Inseln erinnerte. Sie hatte ihre Bewacher überredet, sie bis zu den Stufen des Gouverneurspalasts zu bringen. Die beiden Han zügelten ihre Pferde und stiegen ab. Einer schüttelte heftig den Kopf, als wollte er so seine Müdigkeit verscheuchen. Der andere gähnte. Sie gingen zu Maura und Delyon und begannen mit den gewohnten Handgriffen, sie von ihren Sätteln loszubinden: Erst befreiten sie einen Fuß, dann umrundeten sie das Pferd und banden den anderen Fuß los. Schließlich waren die Hände an der Reihe.
    “Los jetzt”, brummte Mauras Bewacher und trat zurück, um sie absteigen zu lassen. “Ihr wollt die Echtroi doch nicht warten lassen.”
    Maura tat, als würde sie vor Schwäche im Sattel nach vorne kippen. Zugleich tastete sie in ihrem Schultergurt nach den Genowschuppen und sang flüsternd die Unsichtbarkeitsbeschwörung. “Gnädiger Allgeber, verberge mich vor den Augen meiner Feinde.”
    Die Schuppen über sich streuend, kletterte sie schnell auf der anderen Seite des Pferdes hinunter und stolperte möglichst weit fort, damit niemand sie anrempeln konnte. Maura blickte sich um und war ungeheuer erleichtert, als sie Delyon nirgends entdecken konnte.
    Ihre Bewacher rannten um die Pferde herum und suchten nach den verschwundenen Gefangenen. Wegen der ganzen Aufregung begannen die Tiere zu wiehern und sich aufzubäumen. Wenn die Situation nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte Maura über die Aufregung gelacht.
    “Delyon”, rief sie leise auf
Twaran
, “kommt rasch zum Brunnen.”
    Weil vielleicht ein Soldat an ihrer Stimme erkennen konnte, wo sie sich befand, flitzte sie fort, kaum, dass sie die Worte ausgesprochen hatte. Doch die Männer blickten nur noch verwirrter als zuvor um sich. Ihr Lärm zog immer mehr Soldaten der Palastgarde an, bis der ganze Innenhof ein einziges

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