Das Paradies am Fluss
Fred und ich qualifiziert sind, oder als Skipper bei den Tagesausflügen zu fahren. Dabei könnten wir uns alle abwechseln. Natürlich ist da noch viel zu besprechen, aber ich bin sehr zuversichtlich. Ich kann kaum abwarten, dass Fred wieder da ist, damit wir ihm davon erzählen können.«
Sophie lacht. »Er wird ganz in seinem Element sein. Und es wird so schön für Guy sein, dass ihr ihn beide unterstützt! Solange die Zahlen stimmen.«
»Um diesen Aspekt kümmert sich Oliver«, erklärt Johnnie. »Dieser Bursche hat wirklich Köpfchen. Kein Wunder, dass er so viel Geld verdient.«
Sophie spürt einen Anflug von Stolz. »Ich habe noch gar nicht wirklich mit ihm darüber gesprochen.« Sie kann der Versuchung, über ihn zu reden, nicht widerstehen, obwohl sie nicht recht weiß, was sie sagen soll. »Er ist eine merkwürdige Mischung, was?«
»Wenn es ums Geschäft geht, ist er sehr gewieft. Sonst wirkt er so entspannt, doch bei Geschäftsfragen wird einem klar, dass unter dieser amüsanten Hülle ein ganz schön harter Hund steckt.«
»Ich glaube, so ist es«, pflichtet sie ihm bei. »Er hat mir erzählt, dass er unter anderem das Startkapital für eine Gruppe junger Wissenschaftler stellt, die eine billigere Methode zur Herstellung von Sonnenkollektoren gefunden haben. Um Oliver zu zitieren: ›Es ist aus ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll, die Leute sind großartig, und wir werden alle Geld verdienen!‹ Er hat darauf bestanden, dass sie eine GmbH gründen, und hat einen Sitz im Vorstand. Wie er sagt, ist es sein Job, das Gründungskapital zu stellen, und der des Erfinders, die Firma zum Wachsen zu bringen.«
»Klingt gut.« Johnnie sieht Sophie an und zupft Popps sanft an den Ohren. Er fragt sich, ob er das Gespräch in eine persönlichere Richtung lenken soll. Sophie fängt seinen Blick auf und lächelt abwehrend; sie ist noch nicht so weit, sich ihm anzuvertrauen.
»Zeit für Popps’ letzte Runde«, sagt sie beiläufig.
»Das übernehme ich«, erklärt Johnnie, der den Hinweis versteht. Er schiebt Popps vom Sofa, und die beiden gehen hinaus.
Sophie legt die Seiten ihres Briefs zusammen und räumt den Salon auf. Sie schüttelt die Kissen auf, stellt den Funkenschirm vor den Kamin und geht hinaus in die Küche. Vermutlich weiß Johnnie ganz genau, was sie empfindet, aber sie kann sich noch nicht dazu überwinden, über diese Gefühle zu sprechen. Immer noch versucht sie sich einen Plan auszudenken, der Oliver und sie in die Lage versetzen wird, ihre Beziehung weiterzuentwickeln, ohne dass einer von ihnen sein Leben drastisch verändert. Da Oliver in London lebt und arbeitet, ist es sehr schwierig, den üblichen Weg zu beschreiten und miteinander auszugehen. Außerdem wäre es inzwischen ziemlich merkwürdig, ihn in einem Restaurant oder sogar in einem Pub zu treffen. Es ist, als wären sie über so etwas schon weit hinaus – und dabei kennt sie ihn kaum. Und nun ist er durch seine Beteiligung an Guys zukünftigem Geschäft und Johnnies Begeisterung für das Projekt ein Teil der Familie geworden, und es ist noch schwieriger, diese ganz normalen Unternehmungen zu planen. Sie ist froh darüber, dass Johnnie sie weder ins Kreuzverhör genommen noch sie geneckt hat; er mag Oliver, er ist auf ihrer Seite, und das ist alles, worauf es im Moment ankommt.
Johnnie schlendert über den Rasen. Die Luft ist eiskalt, und der Mond spiegelt sich klar und kalt im ruhigen Wasser des Flusses. Weiter oben im Tal ruft eine Eule, ein langer, auf- und abschwellender Schrei. Johnnie steht an der Balustrade des Seegartens und sieht in Richtung Meer. Seine Gedanken sind bei anderen Trehearnes, die hier schon gestanden, gewartet und hinausgesehen haben, und er streckt eine Hand nach der Circe aus, deren Rock sich unter seiner Hand glatt und feucht anfühlt.
Dann dreht er sich um und schaut zu Rowenas Fenster hinauf, als rechnete er damit, dass dort wie immer das Licht brennt.
»Gute Nacht, Mutter«, murmelt er. Dann ruft er Popps und geht über den Rasen wieder zum Haus.
Als Sophie Oliver wiedersieht, wird sie von einer Befangenheit ergriffen, die ihr eigentlich gar nicht ähnlich sieht.
»Hi«, sagt sie, öffnet ihm die Hintertür und geht voran in die Küche. »Johnnie sitzt im ›Schmollwinkel‹ und versucht, mit dem Buch weiterzukommen, aber ich wollte ihn gerade mit Kaffee aufmuntern. Möchtest du auch welchen?«
Er nickt, und das belustigte Funkeln in seinen Augen besagt, dass er den Grund für ihre Befangenheit
Weitere Kostenlose Bücher