Das Paradies auf Erden
Käse und Cracker genügen”, sagte Claudia zu Harvey.
“Hoffentlich mag er das.”
“Er mag es”, antwortete Thomas hinter ihr. “Cork hat tatsächlich Grippe, aber nicht ganz so schlimm, wie du gefürchtet hast. Ich habe ihm ein Fieber senkendes Mittel gegeben und werde ihn nachher richtig ins Bett bringen. Wir haben doch genug Orangensaft und andere kalte Getränke? Mehr wird er zunächst nicht brauchen.”
“Der arme Kerl. Aber jetzt setz dich erst mal hin, und lass mich frischen Tee machen. Das Dinner wird keine großen Überraschungen bringen, aber es kommt wenigstens etwas auf den Tisch. “
Thomas setzte sich hin und sah zu, wie Claudia in der Küche hantierte. Ihr herrliches Haar löste sich dabei immer mehr auf, und ihr reizendes Gesicht rötete sich vor Anspannung. Manchmal wirkte ihre Arbeitsweise etwas unlogisch, aber sie kam zielsicher und schnell voran. Nach einigen Minuten standen eine Kanne mit heißem Tee und ein Teller mit - inzwischen etwas ausgetrockneten - Sandwiches vor ihm, dazu eine kleine Schale mit Keksen, die Cork noch gebacken hatte.
“Wenn es dir nichts ausmacht, auf das Abendessen zu warten, kümmere ich mich um Cork”, bot Claudia an.
Thomas unterdrückte ein Lächeln. “Mein liebes Kind, er würde lieber sterben.
Er muss ausgezogen, gewaschen und ins Bett gebracht werden.”
“Dazu wäre ich durchaus in der Lage.”
“Natürlich wärst du das, aber ich halte es trotzdem für besser, wenn ich ihn versorge, während du dich weiter um das Essen kümmerst. Vergiss nicht den Saft für Cork. Vielleicht schmeckt ihm auch ein leichtes Rührei.” Thomas stand auf. “Ich sehe kurz nach der Post und bin gleich wieder da. Wir sollten hier in der Küche essen, meinst du nicht? Wenn ich mit Cork fertig bin, decke ich den Tisch.”
Claudia trank eine zweite Tasse von dem inzwischen abgekühlten Tee, gab Harvey einen Keks, weil er so brav war, und wandte sich dann dem Lachs zu.
Sie war eine gute Köchin. Hätte sie gewusst, dass sie die Zubereitung des Silvesteressens übernehmen würde, hätte sie sich etwas Besonderes ausgedacht, aber nun musste sie mit dem auskommen, was da war. Etwas wehmütig dachte sie an das hübsche Kleid, das sie für den Abend zurechtgelegt hatte, an das festliche Dinner und den Tanz ins neue Jahr. Das alles fiel jetzt ins Wasser.
Armer Cork, dachte sie und begann, Orangen auszupressen.
Nach einer Weile kam Thomas aus Corks Wohnung zurück und begann, den Tisch zu decken. Er brauchte etwas Zeit dafür, denn er musste in alle Schränke und Schubladen sehen, um das Notwendige zu finden. Das Ergebnis war so perfekt, dass es Cork Ehre gemacht hätte. Thomas nahm sogar eine Schale mit Hyazinthen vom Fensterbrett, stellte sie in die Mitte des Tischs und richtete Besteck und Gläser danach aus. Zum Schluss warf er noch einen Blick in den Kühlschrank. Der umsichtige Butler hatte tatsächlich zwei Flaschen Champagner kalt gestellt. Thomas öffnete die eine, füllte ein Glas und brachte es Claudia.
“Es tut mir Leid, Claudia. Du bist sicher enttäuscht, dass wir heute Abend nicht ausgehen können, aber wir holen es nach. Das verspreche ich.”
Claudia trank einen kräftigen Schluck Champagner. “Es macht mir nichts aus, Thomas … wirklich nicht. Ich habe nur Mitleid mit Cork.” Sie atmete tief ein.
“Warum wirkt Champagner eigentlich so belebend?”
“Eine interessante Frage.” Thomas füllte ihr Glas nach. “Was riecht hier so gut?”
Claudia ließ den gekochten Weißkohl abtropfen, schnitt ihn in feine Streifen, tat Muskatnuss und etwas Zitronensaft dazu und füllte ihn in die Schüssel, die Thomas aus dem Geschirrschrank genommen hatte. Für die Kartoffeln hatte sie eine leichte B6chamelsoße zubereitet und die Erbsen in Butter geschwenkt. Zum Schluss richtete sie die Lachssteaks auf zwei vorgewärmten Tellern an und stellte sie auf den Tisch.
Thomas hatte zum Lunch nur ein Sandwich gegessen und ließ es sich jetzt schmecken. “Du bist eine gute Köchin”, meinte er nach den ersten Bissen. “Was habe ich doch für einen Schatz zur Frau!”
Claudia errötete. “Ich bin keine Gourmetköchin. Großonkel William hielt nichts davon, für ,raffinierte Gaumenfreuden’, wie er es nannte, viel Geld auszugeben. Dadurch habe ich gelernt, die Gerichte einfach, aber abwechslungsreich anzurichten.”
“Erzähl mir etwas von deinem Großonkel”, schlug Thomas vor und füllte die Gläser nach.
Angeregt durch den Champagner und nicht abgeneigt,
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