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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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wiederholte ein ums andere Mal:
    »Mein Gott, was wird mein Mann dazu sagen? Sie haben recht, es herrscht keine Ordnung in diesem Haus, man verliert ja völlig den Kopf und kauft lauter dummes Zeug!«
    Auf dem mittleren Treppenabsatz war kaum mehr durchzukommen. Hier hatte Mouret eine Unmenge von Pariser Kleinkram aufhäufen lassen, Becher von vergoldetem Zinn, Reisebestecke, Likörgarnituren und dergleichen, dazu allerlei chinesische und japanische Raritäten, billige Kleinigkeiten, die man sich aus den Händen riß. Es war ein unerhörter Erfolg, und er träumte schon davon, diesen Geschäftszweig auszudehnen. Während zwei Verkäufer das Rollgestell in den zweiten Stock hinaufschleppten, kaufte Frau Marty sechs Elfenbeinknöpfe, einige Mäuse aus Seide und einen emaillierten Streichholzbehälter.
    Im zweiten Stock begann die Trödelei von neuem. Denise, die schon seit dem Morgen in ähnlicher Weise die Käuferinnen spazierenführte, vermochte sich kaum mehr auf den Beinen zu halten, aber sie bewahrte ihre Haltung und ihre Höflichkeit. In der Abteilung für Möbelstoffe mußte sie abermals auf die Damen warten, weil Frau Marty sich von einem entzückend schönen Leinen nicht trennen konnte. Bei den Möbeln weckte ein Arbeitstischchen ihre Begierde. Ihre Hände zitterten, und sie flehte Frau Desforges an, sie möge sie doch daran hindern, noch mehr Geld auszugeben. In der Abteilung für Teppiche begegneten sie Frau Guibal, die hier ihre ganze Sammlung von orientalischen Vorhängen, die sie vor fünf Tagen gekauft hatte, zurückgab. Der Verkäufer, ein großer, kräftiger junger Mann, war natürlich entsetzt, da ihn dies um seine Provision brachte. Er suchte Frau Guibal in Verlegenheit zu bringen, denn er vermutete eine unsaubere Geschichte. Es kam oft vor, daß eine Kundin zum Beispiel zu einem Ball im »Paradies der Damen« die verschiedensten Ausstattungsgegenstände kaufte, um sich die Kosten für die Dekoration zu sparen, und sie anschließend einfach wiederbrachte. Die gnädige Frau müsse doch ihre Gründe haben, die Vorhänge zurückzugeben, meinte er; wenn das Muster oder die Farbe nicht passe, wolle er gern etwas anderes vorlegen. Er habe eine reiche Auswahl in diesen Artikeln. Aber auf alle diese Bemerkungen erwiderte Frau Guibal ruhig und fest, daß die Vorhänge ihr eben nicht gefielen; sie lehnte es ab, eine weitere Erklärung zu geben, und wollte auch keine anderen sehen. Er mußte sich fügen, denn die Verkäufer hatten bestimmte Weisung, die Waren zurückzunehmen, selbst wenn sie merken sollten, daß sie gebraucht waren.
    Als die drei Damen miteinander fortgingen und Frau Marty zu dem Arbeitstisch zurückkehrte, den sie nicht benötigte und doch so gern gekauft hätte, sagte Frau Guibal seelenruhig:
    »Dann nehmen Sie ihn doch und geben Sie ihn später zurück. Sie haben ja gesehen: nichts leichter als das. Lassen Sie ihn nur zu sich nach Hause schaffen. Man stellt ihn in den Salon, man sieht sich satt an ihm, und wenn man seiner überdrüssig ist, gibt man ihn zurück.«
    »Das ist ein Gedanke!« rief Frau Marty. »Wenn mein Mann darüber allzu sehr erbost sein sollte, werde ich überhaupt alles zurückgeben!«
    Damit hatte sie eine Entschuldigung für alles. Nun rechnete sie gar nicht mehr, kaufte alles zusammen, was ihr gefiel, insgeheim entschlossen, es auch zu behalten, denn sie gehörte nicht zu den Frauen, die wieder hergaben, was sie einmal besaßen.
    Endlich gelangten sie in die Abteilung für Kleider und Kostüme. Als aber Denise einer der Verkäuferinnen den von Frau Desforges gekauften Stoff übergeben wollte, schien diese sich anders zu besinnen und erklärte, daß sie doch einen der Reisemäntel, den hellgrauen mit der Kapuze, nehmen wolle. Denise mußte also warten, um sie zur Konfektion zurückzuführen. Sie ersah aus den Launen der überheblichen Kundin nur zu gut, daß Frau Desforges sie mit Absicht wie einen Dienstboten behandelte; allein sie bewahrte trotz des Sturms, der in ihr tobte, und trotz ihres empörten Stolzes ihre ruhige Haltung. Frau Desforges kaufte übrigens bei den Kleidern und Kostümen nichts. Also schlenderten die Damen weiter, immer von Denise geführt. Man sah sie in allen Abteilungen, auf den Treppen, längs der Galerien. Jeden Augenblick trafen sie Bekannte, die sie aufhielten. So kam es, daß sie in der Nähe des Lesesaals Frau Bourdelais und ihren drei Kindern begegneten. Die Kleinen waren ebenfalls beladen: Madeleine hatte für sich ein Kleid unterm Arm,

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