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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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diesen Umstand ausbeutete und im stillen bei den Vorgesetzten gegen ihn arbeitete, fühlte er den Boden unter sich wanken. Mouret hatte ihn innerlich bereits fallen lassen; ihm war dieser Zeuge lästig, der ihn daran hinderte, das Verhältnis mit Henriette abzubrechen; zudem war er dieser Vertraulichkeit überdrüssig, die ihm keinen Vorteil brachte. Aber seiner gewohnten Taktik getreu, schob er Bourdoncle vor: Bourdoncle und die anderen Teilhaber forderten bei jeder Beratung die Entlassung Bouthemonts, während er, wie er behauptete, seinen Freund trotz vielfacher Verdrießlichkeiten, die ihm daraus entstanden, in Schutz nahm.
    »Ich werde warten«, sagte Henriette. »Das Mädchen wird um fünf Uhr hier sein. Ich muß sie zusammenbringen und ihnen ihr Geheimnis entlocken.«
    Sie hatte ihren Plan verwirklicht und Frau Aurélie gebeten, ihr Denise zu schicken, damit sie sich einen Mantel ansehe, der nicht recht passe. Hatte sie einmal das Mädchen in ihrem Zimmer, so würde sie schon ein Mittel finden, Mouret dazuzurufen, und dann wollte sie handeln.
    Bouthemont, der ihr gegenüber saß, betrachtete sie mit seinen schönen, lachenden Augen, denen er einen ernsten Ausdruck zu geben versuchte.
    »Was stört Sie eigentlich an der Sache?« wagte er endlich zu fragen. »Ich versichere Ihnen doch, daß zwischen den beiden absolut nichts vorgefallen ist.«
    »Das ist es ja gerade!« rief sie, »er liebt sie wirklich. Über die anderen mache ich mich lustig, das sind Zufallsbegegnungen, vorübergehende Eintagslaunen.«
    Mit Geringschätzung sprach sie von ihnen; man hatte ihr erzählt, daß Mouret nach der Weigerung Denises wieder zu Claire zurückgekehrt sei, ohne Zweifel aus Berechnung, denn er behielt sie in der Abteilung und überhäufte sie mit Geschenken, offenbar um die Sache auffällig zu machen. Überdies führte er seit drei Monaten ein reichlich ausschweifendes Leben und gab das Geld mit einer Verschwendung aus, die sprichwörtlich geworden war; einer kleinen Sängerin hatte er eine Wohnung eingerichtet, und zwei oder drei gewöhnliche Dirnen, die einander an kostspieligen und tollen Launen überboten, saugten ihn aus wie die Blutegel.
    »Das ist alles die Schuld dieses Geschöpfes«, wiederholte Henriette. »Ich sehe ja, daß er sich mit anderen ruiniert, weil sie ihn abweist … Was kümmert mich übrigens sein Geld? Ich wollte, er wäre arm. Sie, der Sie unser Freund geworden sind, wissen doch, wie sehr ich ihn liebe.«
    Sie hielt beklommen inne und war nahe daran, in Tränen auszubrechen. In einer Bewegung äußerster Verlassenheit streckte sie ihm beide Hände hin. Es war wahr, sie betete Mouret wegen seiner Jugend, wegen seiner Triumphe an; noch niemals hatte ein Mann sie so vollständig beherrscht.
    »Ich werde mich rächen«, flüsterte sie, »ich werde mich rächen, wenn er sich schlecht benimmt.«
    Bouthemont hielt noch immer ihre Hände in den seinen. Sie war schön, aber als Geliebte mußte sie doch lästig sein; er mochte diesen Typ nicht. Indessen wollte er sich die Sache überlegen, es lohnte sich vielleicht, die Verdrießlichkeiten eines solchen Verhältnisses mit in Kauf zu nehmen.
    »Warum machen Sie sich nicht selbständig?« fragte sie ihn plötzlich und machte sich los.
    Er saß ganz erstaunt da. Nach einer Weile erwiderte er:
    »Dazu braucht man doch beträchtliches Kapital! Im vorigen Jahr hatte ich allerdings den Plan. Ich bin überzeugt, daß sich in Paris noch immer Kundschaft für ein oder zwei große Warenhäuser finden läßt. Es handelt sich nur darum, das richtige Stadtviertel zu wählen. Das ›Bon-Marché‹ hat das linke Seineufer, das ›Louvre‹ das Zentrum. Uns im ›Paradies der Damen‹ gehören die reichen westlichen Viertel. Bleibt noch der Norden, wo man dem ›Place Clichy‹ Konkurrenz machen könnte, und ich habe da eine prachtvolle Stelle hinter der Oper entdeckt …«
    »Nun, und?«
    Er lachte laut auf.
    »Denken Sie sich«, sagte er, »ich war so einfältig, die Sache meinem Vater gegenüber zu erwähnen! Ja ich war dumm genug, ihn zu bitten, er möge für eine solche Unternehmung in Toulouse Teilhaber suchen.«
    Er schilderte ihr vergnügt den Zorn des guten Mannes, der im Dunkel seiner kleinen Provinzbude auf die großen Pariser Warenhäuser ohnehin schon so wütend war. Der alte Bouthemont, den die dreißigtausend Franken, die sein Sohn jährlich verdiente, vor Neid erblassen ließen, hatte ihm geantwortet, er wolle sein Geld und das seiner Freunde lieber den

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