Das Paradies ist woanders! (German Edition)
diesen kleinen Graben erreicht hat. Endlich, er springt herunter, etwa eineinhalb Meter ist die Rille tief. Weiter geht es, er spricht sich selbst Mut zu. Wie weit bin ich jetzt wohl vom Wagen entfernt?
Vorsichtig wendet er seinen Kopf ein wenig. Aus den Augenwinkeln heraus sieht er, dass Carlos dorthin zeigt, wo er sich gerade befindet. Dann läuft der Soldat auch schon los, hinter ihm her. Joshua dreht seinen Kopf wieder nach vorne, um in diesem unebenen Gelände nicht zu stolpern. Er läuft weiter, hört hinter sich die Schritte des Mannes, der ihn verfolgt. Nach einigen Sekunden muss er sich wieder umdrehen, er will sehen, wo sich sein Verfolger befindet und auch, was Rico inzwischen macht. Wieso läuft er nicht ebenfalls hinter mir her? Aber das, was er sieht, lässt ihm den Atem stocken. Sch ...! Der zweite Soldat steht am geöffneten Kofferraum des Wagens, ist gerade dabei, eine automatische Waffe herauszuholen. Verdammt, wieso habe ich nicht an so etwas gedacht? Es war doch klar, dass sie Waffen haben ... richtige Waffen, nicht nur die, die in ihren Gürteln stecken ... Sie sind Soldaten, oder? Er dreht sich wieder um, bemüht sich darum, noch schneller zu laufen. Wie weit kann man mit diesen Dingern überhaupt schießen? Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung, woher auch? Ich fürchte, ziemlich weit ... Verdammt, ich bin ein Idiot! Auch über die große Entfernung hinweg, kann er deutlich hören, dass der Soldat das Magazin einrasten lässt und die Waffe entsichert. Joshua schickt ein Stoßgebet zum Himmel, auch wenn er eigentlich gar nicht an Gott glaubt ... , kann ja nicht schaden, es zu versuchen, oder? Bitte, lass Rico kein guter Schütze sein, oder mach, dass die Waffe eine Ladehemmung hat, oder...
„Bleib stehen, oder Rico schießt dich nieder, du kleiner Mistkerl!“
Das ist die Stimme von Carlos, der sich nur noch wenige Meter hinter ihm befindet. Joshua kämpf mit sich, will eigentlich nicht so schnell aufgeben. Er zwingt sich dazu, noch ein Stück weiterzulaufen, aber ihm geht sowieso gerade die Luft aus. Sehr lange kann ich das Tempo ohnehin nicht mehr durchhalten , das ist ihm klar. Und Carlos ist jetzt fast bei mir ...
So bleibt er schließlich stehen, hebt die Hände hoch über den Kopf, so hoch, dass auch Rico es aus der Entfernung sehen kann ... Er dreht sich nicht zu seinem Verfolger um, schließt die Augen. Er beginnt zu zittern. Was werden die beiden Männer jetzt mit mir machen? Er kämpft gegen seine Tränen an, Tränen der Enttäuschung und der Machtlosigkeit. Dann ist Carlos auch schon bei ihm.
Der Soldat muss erst einmal Luft holen, bevor er etwas sagen kann, er ist völlig außer Atem. Er packt Joshua von hinten an der Schulter und dreht ihn zu sich um. Dann sieht er ihm direkt in die Augen, schüttelt kurz den Kopf, hat dabei einen fast ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht.
„Wieso hast du das getan?“ Noch einmal schüttelt er den Kopf, bevor er hinzufügt: „Ich habe dich gewarnt, José, du weißt, dass ich dich gewarnt habe!“
Mehr sagt er jetzt nicht. Er packt Joshua ziemlich grob am rechten Arm und zwingt ihn, mitzukommen. Zurück zum Wagen, dorthin, wo Rico immer noch mit der automatischen Waffe steht und ihnen entgegenblickt. Das Gesicht des Soldaten zeigt keine Regung, als er sie dabei beobachtet, wie sie langsam näherkommen. Seine Augen wirken kalt wie Eis , schießt es Joshua durch den Kopf, als sich ihre Blicke treffen. Ob er wirklich geschossen hätte? Aber als er dann noch einmal zu Rico hinübersieht, kennt er die Antwort ... , und es läuft ihm ein Schauer den Rücken herunter. Es fröstelt ihn, und er beginnt, trotz der warmen Luft, die ihn umgibt, erneut zu zittern. Was werden sie jetzt wohl mit mir machen?
Eine halbe Stunde später
Carlos muss sich erst ein wenig ausruhen. Und nachdenken! Ich habe Joshua Strafe angedroht, sollte er versuchen wegzulaufen. Er hat es trotzdem gewagt. Jetzt muss ich handeln, das ist klar. Aber irgendwie berührt mich das Schicksal des Jungen. Verdammt, Rico hat Recht gehabt. Man muss das trennen können . Aber sein Kamerad hat auch keine Familie, keinen Sohn in diesem Alter. Könnte ich meinem eigenen Kind, Emilio, meinem Sohn, auch so etwas antun? Er schüttelt diesen Gedanken ab, dann atmet er einmal tief durch, bevor er dort hinübergeht, wo sie den Jungen angebunden haben. Sie waren sich noch nicht einig darüber, wie man die Bestrafung durchführen soll. Ich bin der im Dienstrang höher
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