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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Kämme hatten sich gelöst, in lockigen Strähnen fielen ihr die Haare über die Schultern. Seit dem gestrigen Nachmittag wachte Hannah bei der Freundin, sie war müde und erschöpft.
    Â»Sie können sich gern ausruhen. Ich bleibe – wenn es möglich ist«, fügte David zögernd hinzu.
    Â»Danke.« Hannah nickte ihm zu. »Ich bin sicher, dass Sie für Karoline die beste Medizin sind.«
    Der große Mann nickte nur. In seinem Gesicht arbeitete es, die Wangenknochen mahlten, man sah ihm an, wie aufgewühlt er war. Doch erst als er mit Karoline allein war, ließ er seinen Gefühlen freien Lauf. Er beugte sich über die Fiebernde und küsste sie, murmelte dicht an ihren Lippen immer wieder: »Ich liebe dich, meine Schöne. Ohne dich ist mein Leben nichts wert. Verlass mich nicht, Karoline, mein Alles.«
    Erst als die Schatten des Tages länger wurden, als sich die Dämmerung über die Stadt senkte, spürte er, dass Karoline noch ruhiger wurde als bereits am Nachmittag. Leise kam die Hotelbesitzerin zweimal ins Zimmer, sie brachte ihm Kaffee und einen Teller mit kaltem Fleisch und Brot.
    Der Abend brach herein, die Diamantsucher kehrten in ihre bescheidenen Unterkünfte zurück. Etliche suchten Zerstreuung in den Schänken, die sich ebenso rasch in der Stadt ausbreiteten wie die Zelte und Baracken der Männer, die hier in New Rush ihr Glück machen wollten.
    Auch im Diamond Hotel ging es jetzt lebhafter zu. Im angrenzenden Wirtshaus wurde gegessen und getrunken, dabei drehten sich die Gespräche fast ausschließlich um Schürfrechte und herausragende Funde. In einem kleinen, abgeteilten Nebenraum saßen drei Händler und begutachteten die Steine, die man ihnen vorlegte.
    Betty Cleveland hatte kaum noch Zeit, sich um Karoline zu kümmern, sie war in der Hotelhalle ebenso präsent wie im angrenzenden Schankraum. Nichts entging ihr, und sobald einer der Männer zu randalieren begann, winkte sie Gerry und zwei andere Burschen herbei, die den Ruhestörer entfernten.
    Es war schon spät, als Doktor McAllister das Diamond Hotel durch einen Seiteneingang betrat. Der hagere Arzt schwankte leicht, als er die Treppe zum ersten Stock hinaufging. Seine Arzttasche schlug gegen das Holz, er fluchte unterdrückt, als das alte Schloss aufsprang. Ein Hörrohr und zwei Zangen fielen auf den Boden.
    Hannah, die sich ausgeruht hatte und nun auf der anderen Seite von Karolines Bett saß, runzelte die Stirn. »Was ist denn da draußen los?« Sie stand auf und öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Doktor McAllister! Sie sind spät!« Vorwurfsvoll sah sie ihn an. »Und Sie sind nicht mehr nüchtern! Wollen Sie vielleicht in diesem Zustand zu Ihrer Patientin?«
    Â»Warum nicht? Ich bin ganz klar.« Er schob Hannah einfach beiseite.
    David Bernhard war beim Eintritt des Arztes aufgestanden. Er überragte Dr. McAllister um einen halben Kopf. Noch bevor er ein Grußwort sagen konnte, brüllte der Arzt los:
    Â»Was will denn dieser Wilde hier? Raus mit dir, Kerl, ehe ich dir eins auf den Pelz brenne!« Drohend ging er ein paar Schritte auf David Bernhard zu.
    Â»Aber Herr Doktor … was soll das?« Irritiert wich David einen Schritt zurück.
    Â»Du dreckiger Bastard, raus mit dir!« Wild fuchtelte der Arzt mit den Händen durch die Luft. »Rühr meine Patientin nur nicht an, sonst lass ich dich auspeitschen wie einen räudigen Hund!«
    Â»Doktor McAllister, Sie vergessen sich!« Hannah trat vor David und sah den betrunkenen Arzt zornig an. »Was sollen diese Beschimpfungen? Mister Bernhard ist ein guter Bekannter von uns … er hat jedes Recht, hier zu sein.«
    Â»Er oder ich!« Der Arzt ließ seine Tasche fallen und ging zum Bett. »Ich weigere mich, die gleiche Luft zu atmen wie dieser dreckige Neger!«
    Hannah blieb vor Empörung die Luft weg. Kopfschüttelnd sah sie von einem zum anderen.
    Â»David …« Karoline, von den lauten Stimmen aufgeweckt, streckte die Hand nach David Bernhard aus. »Du …«
    Sofort wandte der Mann seine ganze Aufmerksamkeit der Kranken zu. Liebevoll beugte er sich über sie und nahm ihre Hand. »Ich bin da, hab keine Angst, alles wird gut.«
    Â»Aber du … du hast … Nelly …« Sie brach ab, ein weher Laut kam über ihre Lippen, dann sank ihr Kopf zur Seite.
    Â»Kerl, was erdreistest du

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