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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Erinnerung stiegen Stunden voller Innigkeit und Leidenschaft auf. Stunden, in denen David ihr mit genau dieser Stimme geschworen hatte, sie zu lieben.
    Und auf einmal war ihr, als zerreiße ein Schleier vor ihren Augen. Sie wusste plötzlich mit Bestimmtheit, dass sie das Opfer eines Komplotts geworden war.
    Â»David, komm her.« Sie war zu kraftlos, um ihn zu sich zu ziehen. Aber da war er schon bei ihr, sie roch den vertrauten Duft seiner Haut – und es gab keine Zweifel, keine Tränen mehr. »Bring mich heim«, bat sie. »Bring mich zurück nach Hopeland .«
    22
    S ie ist schon wieder mit ihm unterwegs.« Victor Ruhland, vor einigen Tagen sechzehn Jahre alt geworden, sah aus zusammengekniffenen Augen den beiden Reitern nach, die in östliche Richtung das Weingut verließen. »Es ist so abstoßend! Und widerwärtig! Eine weiße Gutsbesitzerin und dieser … dieser Bastard!« Er spuckte aus.
    Â»Lass das, es ist ungehörig.«
    Â»Lass mich in Ruhe. Du bist wie sie.« Mit geringschätzigem Lächeln sah er seine jüngere Schwester an. »Steckst auch andauernd mit diesem Neger zusammen! Das ist ekelhaft, wenn du mich fragst!«
    Charlotte biss sich auf die Lippen. Der Schmerz half, die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen steigen wollten. »Du bist gemein. Und ungerecht«, flüsterte sie. »Wir kennen Pandu doch schon eine Ewigkeit. Er versorgt die Pferde, bei ihm haben wir reiten gelernt … Warum soll ich nicht mit ihm reden?«
    Â»Du bist dumm.« Victor, dem kein wirkliches Argument einfiel, rettete sich in diese Plattitüde. »Ich gehe in mein Zimmer«, erklärte er. Ȇbermorgen fahre ich zum Glück wieder nach Stellenbosch, dann muss ich das alles hier nicht sehen.«
    Seit gut einem Jahr besuchte Victor das Stellenbosch-Gymnasium. Er war sehr begabt, das Lernen fiel ihm leicht. Nach dem plötzlichen Verschwinden von Mathew Browling hatten die Kinder monatelang keinen richtigen Unterricht erhalten. Karoline hatte getan, was sie konnte, um ihnen den Unterrichtsstoff zu vermitteln, doch bald sah sie ein, dass sie mit dieser Zusatzaufgabe überfordert war.
    Nach längerem Suchen stellte sie dann Miss Lilian Fairchild ein, eine zweiundvierzigjährige, sehr liebenswerte Engländerin. Charlotte akzeptierte die neue Lehrerin sofort, doch Victor langweilte sich im Unterricht.
    Â»Der Junge ist unterfordert«, erklärte Missis Fairchild nach einigen Wochen. »Es wäre zu überlegen, ob er nicht in der Stadt ein Gymnasium besuchen sollte. Das, was ich ihm beibringen kann, reicht bei weitem nicht, um seinen Wissensdurst zu stillen.«
    Und so lebte Victor nun die Woche über in Stellenbosch. Richard und Tracy Kingsley, gute Freunde von Karoline, nahmen ihn gern bei sich auf. Sie hatten einen Sohn in Victors Alter, die beiden Jungen wurden rasch Freunde.
    Karoline bekam stets ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich wieder von ihrem Sohn verabschieden musste, doch insgeheim war sie erleichtert, ihn nicht täglich auf dem Gut um sich zu haben. Victor sparte nicht mit versteckten Bosheiten, wenn er David Bernhard sah. Er hatte es sogar gewagt, seine Mutter zu maßregeln, weil sie sich zu intensiv mit dem Kellermeister abgab.
    Â»Weißt du eigentlich, was du tust?«, hatte er vor einigen Wochen gesagt und Karoline dabei ganz empört angesehen. »Du hebst ihn in einen Rang, der einem Schwarzen nicht zusteht!«
    Â»Victor! Was redest du da?«
    Â»Ich sage das, was viele denken. Aber du … du bist einfach nur …« Kurz hatte er gezögert, dann aber doch weitergesprochen: »Du bist peinlich. Es gehört sich einfach nicht, mit einem Schwarzen zusammen zu sein!«
    Â»So ein Unsinn! Wer hat dir beigebracht, so zu denken?« Karoline war empört. »Lernst du diesen Unsinn in der Schule? Dann muss ich mir überlegen, ob du da noch länger bleiben kannst.«
    Â»Wenn du mich von der Schule nimmst, rede ich nie wieder mit dir!« Victor, fast so groß wie seine Mutter, hatte sie aus brennenden Augen angesehen. Dann hatte er das Zimmer verlassen.
    Seither war ihr Verhältnis zueinander, das stets liebevoll und von innigem Vertrauen geprägt gewesen war, gestört. Immer wieder bemühte sich Karoline, mit ihrem Sohn zu reden, ihm klarzumachen, dass alle Menschen gleich waren, doch Victor blieb bei seiner Haltung.
    An die Missstimmung, die oft

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