Das Paradies liegt in Afrika
heimkommen.«
»Ein wunderbarer Gedanke.« David nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch, dann zog er Karoline noch fester an sich, und für eine kleine glückliche Ewigkeit wurden sie eins.
14
N elly sah sich suchend im Garten um. Mister Mathew hatte sie herbestellt, doch sie konnte ihn nirgendwo entdecken.
»Hierher, Nelly.« Er trat aus dem Schatten einer dichten Ligusterhecke und winkte ihr zu.
Nelly hastete auf ihn zu. Ihre Augen leuchteten, als sie dem Mann gegenüberstand, doch als er nicht die geringsten Anstalten machte, sie zu umarmen oder zu küssen, glitt ein Schatten über ihr Gesicht.
»Hast du dich mit dem Kellermeister getroffen?«, fragte Mathew und strich ihr dabei kurz über die Wange.
Das junge Mädchen machte ein unglückliches Gesicht. »Ich weià nicht, was ich machen soll. Mister David beachtet mich gar nicht. Und ich habe schon die dritte Nacht vor seiner Hütte auf ihn gewartet.«
»Du solltest nicht vor der Hütte warten, du sollst dich zu ihm ins Bett legen, dumme Gans!« Mathew Browling schob die junge Schwarze von sich. »Stell dich nicht so albern an, Nelly, es kann doch nicht so schwer für dich sein, einen Mann zu verführen.«
»Aber â¦Â«
»Hör auf, mich zu verärgern! Spätestens morgen erwarte ich, dass du ihn in dein Bett gekriegt hast.«
Nelly biss sich auf die Lippen und krallte die Finger in den hellen Baumwollstoff ihres Kleides. Es tat weh, Mathew so reden zu hören. Störte es ihn denn gar nicht, wenn sie mit einem anderen Mann schlief? »Ich kann mich doch nicht einfach zu ihm legen. Es ⦠es schickt sich nicht.«
»Hör auf, mich mit solchem Unsinn zu belehren. Tu es endlich, er wird dich gewiss nicht fortjagen. Schleiche dich in sein Haus und leg dich zu ihm ins Bett.« Mathew grinste hinterhältig. »Oder, besser noch, geh zu ihm, wenn er schon schläft. Dann kann er dich nicht rauswerfen.«
»Und dann?«
»Um alles andere kümmere ich mich. Und jetzt geh, man muss uns nicht unbedingt zusammen sehen.« Als sie keine Anstalten machte, seiner Aufforderung zu gehorchen, beugte er sich über sie und küsste sie kurz. »Los, lauf schon.«
Nelly kämpfte mit den Tränen. Ihr war klar, dass sie Mathew verlieren würde, wenn sie nicht tat, was er von ihr verlangte. Bitterkeit regte sich in ihr, doch sie wusste, dass ihr keine Wahl blieb.
In der kommenden Nacht schlich sie sich zu David Bernhards Haus. Es stand nahe des Gutshofes und war schon recht alt. Weiter entfernt, hinter dem Gemüsegarten, waren vor Jahren neue Häuser für die Gutsarbeiter errichtet worden. Davids Haus war eins der ersten, die gebaut worden waren. Einst hatte hier Will, der erste Kellermeister von Hopeland , gewohnt. Drei Stufen führten zu einer Terrasse, auf der ein Schaukelstuhl stand. Vor der Treppe blühte ein Rosenbusch, der kleine, blutrote Blüten hervorbrachte, die besonders süà dufteten.
Leise, bemüht, kein Geräusch zu machen, trat Nelly ins Haus. Zum Glück knarrte die Tür nicht so wie die ihres eigenen Häuschens. Für einen Moment blieb sie stehen, sah sich im Dämmerschein um. Es gab nur zwei kleine Räume, im vorderen standen neben einem Tisch nur drei Stühle, ein Herd, ein Schrank mit Büchern, am Fenster ein bequemer Ohrensessel.
Die Tür zum Nebenraum war nur angelehnt, vorsichtig trat Nelly näher. Nur mit einer dünnen Leinenhose bekleidet, lag David Bernhard auf seinem Bett. Er atmete regelmäÃig, offensichtlich schlief er sehr tief.
Das junge Mädchen zögerte. Konnte sie es wagen, sich zu ihm zu legen?
Der Schläfer drehte sich zur Wand, und Nelly beschloss, sich erst einmal vor dem Bett niederzuhocken und abzuwarten. Skrupel plagten sie, aber auch die Angst vor der Reaktion des Kellermeisters. Wie die meisten anderen hatte Nelly groÃen Respekt vor David Bernhard.
Immer noch war es drückend heiÃ; alle in der Region warteten sehnsüchtig auf Regen. Die Schwüle im Zimmer wurde für Nelly schier unerträglich. Sie zog sich das Kleid aus und saÃ, nur mit Hemd und einer dünnen Unterhose bekleidet, vor dem Bett.
DrauÃen erklangen plötzlich Schritte. Nelly hielt den Atem an und schloss die Augen â so als könne sie so alles Unheil fernhalten.
Karoline erwachte von einem Geräusch, es klang, als hätte sie jemand gerufen.
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