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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Doch als sie ans Fenster trat, war draußen alles still. Die Luft war immer noch von der Hitze des Tages erfüllt, das Atmen fiel schwer. Der Mond stand als weiße Sichel am nachtdunklen Himmel, umgeben von einer Unzahl heller Sterne.
    Wieder hörte Karoline einen ungewohnten Laut, und schnell ging sie zur Tür und öffnete. Auf dem Flur war es dunkel, niemand war zu sehen. Doch zu ihren Füßen lag eine kleine rote Rose.
    Â»David …« Schnell bückte sie sich und hob die Blüte auf, die zart duftete, als sie sie an die Nase hielt. Es war ein einzigartiger Duft, den Karoline genau kannte. Nur der Rosenstrauch an Davids Haus hatte so herrlich duftende Blüten. Ein zärtliches Lächeln glitt über ihr Gesicht. Welch romantische Idee, sie so zu sich zu locken!
    Schnell ging sie zurück ins Zimmer, tauschte das dünne Batistnachthemd mit den hellroten Seidenbändern gegen ein leichtes Hauskleid. Die Mühe, sich die Haare zu richten, machte sie sich nicht, ein paar Bürstenstriche sollten genügen.
    Einen kurzen Blick warf sie noch auf die Rose, die auf dem Frisiertisch lag, dann hastete Karoline erwartungsvoll hinaus. Niemand war zu sehen, als sie leise das Haus verließ. Von ferne hörte man das Rufen eines Nachtvogels, eines der Pferde im Stall wieherte leise, als gäbe es seinem gefiederten Freund Antwort, sonst war alles still.
    Kurz sah sich die junge Gutsherrin um. Niemand war zu sehen. Zwei Lampen drüben am Eingang zum Weinkeller verbreiteten nur wenig Helligkeit. Wie ein schmaler Schatten huschte Karoline hinüber zu den Häusern der Gutsarbeiter. Leise knarrten zwei der alten Holzdielen, als sie auf die Terrasse trat.
    Da sie sicher war, dass David sie erwartete, klopfte Karoline nicht an, sondern öffnete sogleich die Tür – und blieb in der nächsten Sekunde wie vom Blitz getroffen stehen!
    Â»Nein!« Sie glaubte zu schreien, doch nur ein Hauch kam über ihre Lippen.
    Nelly, die beim Knarren der alten Treppenstufen aufgeschreckt war, hatte sich schnell zu David Bernhard aufs Bett gelegt. Angsterfüllt wartete sie auf das, was nun geschehen würde.
    Â»Missis Karoline …« Das Mädchen sprang auf und zog sich das dünne Hemd über der Brust zusammen. »Ich … wir …« Voller Angst sah sie von der Gutsherrin zu David Bernhard, der sich schlaftrunken aufrichtete und im ersten Moment nicht begreifen konnte, was gerade geschah.
    Nelly huschte zur Tür, erleichtert darüber, dass niemand sie aufhielt und zur Rechenschaft zog.
    Â»Karoline …« David stand auf, mit ausgebreiteten Armen ging er auf die blonde Frau zu, die wie erstarrt an der Tür stand. Aus brennenden Augen sah sie zu ihm auf. »Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Glaub mir, ich …« Hilflos brach er ab.
    Â»Sei still.« Karoline drehte sich um und rannte hinaus. Fast wäre sie auf der Treppe gestürzt. Im letzten Moment konnte sie sich fangen und hastete, tränenblind und taub für die Rufe, die David ihr nachschickte, zum Haus zurück.
    Den Mann, der im Schatten des Pferdestalles an der Wand lehnte und ihr mit gehässigem Blick nachsah, bemerkte sie nicht.

    Fort! Nur fort von hier!
    Nichts anderes konnte Karoline denken, während sie mit zitternden Fingern ihre Koffer packte. Wahllos warf sie Kleider und Röcke, Blusen und Unterwäsche hinein. Obendrauf legte sie Stiefeletten und Strümpfe … egal, ganz egal.
    In dieser Nacht fand Karoline keinen Schlaf mehr. Wie ein gefangenes Tier ging sie in ihren Räumen auf und ab, immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt.
    Aber auch Zorn machte sich in ihr breit. Zorn auf David, der sie so schändlich betrogen hatte. Wie kam er dazu, sie zu sich zu rufen, wo doch schon eine andere in seinem Bett lag? War das eine perfide Variante des Liebesspiels? Mutete er ihr so etwas wirklich zu?
    Als der Morgen graute, hörte sie, dass er vor ihrer Tür stand und sie leise rief. Immer und immer wieder flüsterte er ihren Namen. Er beteuerte seine Unschuld, versuchte zu erklären – doch sie wollte nichts hören.
    Die Tür blieb verschlossen.
    Erst als es Zeit war, gemeinsam mit den Kindern zu frühstücken, verließ Karoline ihre Räume. Sie war erschreckend blass, nur die Augen, rot vom Weinen, brannten in ihrem Gesicht. Sie hatte krampfhaft überlegt, was sie tun sollte. Hierbleiben, ihn tagtäglich

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