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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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lieber tat, als mit den jungen Männern über zweideutige Witze zu lachen, rief: »Bei Gott, Mohammed Pascha! Sie sollten den Reißverschluß nicht an der Hose, sondern an der Hand haben!«
    Alle lachten, auch Mohammed. Er setzte sich mit dem Tee zu seinen Freunden und versuchte, dem neuesten Klatsch und den Witzen zuzuhören, die sie erzählten. Aber seine Gedanken wanderten schnell wieder zu Mimi.
    Bismillah!
Sie nimmt Unterricht bei Tante Dahiba! Dann ist es mir vielleicht möglich, sie kennenzulernen. O ich glücklichster aller Sterblichen! Das Schicksal meint es gut mit mir …
    Diese Aussicht entfachte das Feuer in seinen Adern aufs neue.
    Salah, ein dicker junger Mann, der im Ministerium für Altertümer Karteikarten numerierte, konnte wunderbar Witze erzählen. Er hatte jeden Tag einen neuen auf Lager, was seiner Beliebtheit im Kaffee zugute kam.
    »Hört zu«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Ein Mann aus Alexandria, einer aus Kairo und ein Fellache hatten sich in der Wüste verirrt und waren am Verdursten. Da erschien ein Dschinn und sagte: ›Jeder von euch darf sich etwas wünschen.‹ Der Mann aus Alexandria sagte: ›Bring mich an die französische Riviera und verschaff mir schöne Frauen.‹ Und schon war er weg. Der Mann aus Kairo sagte: ›Bring mich auf ein Hausboot auf dem Nil, wo es viel zu essen und viele Frauen gibt.‹ Und schon war er weg. Schließlich kam der Fellache an die Reihe. Er sagte: ›Ach, lieber Dschinn, ich bin so allein. Bitte bring meine Freunde zurück!‹«
    Die jungen Männer lachten und tranken ihren süßen Tee.
    »He, Mohammed Pascha!« sagte Habib mit dem Schnurrbart, der wie Feijrouz’ Frau den altmodischen Titel als Zeichen der Vertrautheit benutzte. »Ich habe etwas Besonderes für dich.« Er zog eine Filmzeitschrift aus der Tasche und schob sie über den Tisch.
    Die jungen Männer beugten sich gespannt vor, während Mohammed schnell die Zeitschrift durchblätterte. Als er ein ganzseitiges Farbbild aufschlug, war von allen ein lautes »Oh!« zu hören.
    Mohammed wurde es heiß und kalt, seine Hände begannen zu zittern. Es war ein Bild von Mimi in einem atemberaubend hautengen Kleid.
    »Was für eine Bombe!« sagte Salah.
    »Na, wie fändest du es, mit ihr verheiratet zu sein?« fragte ein anderer und stieß Mohammed den Ellbogen in die Seite.
    »Ich würde jede nehmen, wenn ich nur schon heiraten könnte!« rief Salah, der wie Mohammed und die anderen hoffte, irgendwann soviel gespart zu haben, daß er heiraten konnte. »Du hast es gut, Mohammed Pascha. Dein Großvater ist ein reicher Arzt mit einem großen Haus in Garden City. Du kannst mit deiner Braut dort wohnen.«
    Mohammed lachte mit den anderen, aber er spürte, daß ihm die Bitterkeit wie ein Kloß im Hals saß, denn in Wirklichkeit sah er sich verdurstend in einer Wüste. Würde ein Dschinn kommen und
ihn
retten?
    Salah hätte ebensogut von Märchen und Träumen reden können. Im Haus in der Paradies-Straße schwang Urgroßmutter Khadija das Zepter, und er hatte keine Lust, unter ihrer Fuchtel zu leben. Im Haus seines Vaters war es auch nicht besser. Omar war zwar oft unterwegs, aber Großmutter Nefissa kommandierte Nala und seine Halbbrüder und Halbschwestern herum. Und seine Großmutter konnte im Gegensatz zu Umma manchmal richtig böse sein. Eine Frau wie Mimi würde es bei ihr keinen einzigen Tag aushalten.
    Ein Mann muß doch weiß Gott mit seiner Braut allein sein können. »
Bukra.
Morgen«, sagte er niedergeschlagen.
»Inschallah.«
    Salah schlug seinem Freund auf den Rücken und sagte: »Es heißt, Ägypten wird heutzutage von IBM beherrscht!« Er zählte an den Fingern ab.
»Inschallah. Bukra. Malesch!«
    Alle lachten, aber Mohammeds Lachen klang gezwungen. Warum konnte er Mimi nicht besitzen? Das Bild in der Zeitschrift stammte aus einem Film, in dem sie eine leichtlebige Frau spielte, die einen ehrbaren und frommen Mann verführt. Mohammed konnte den Blick nicht von den blonden, lockigen Haaren wenden, die so lang, so seidig und hell waren, daß sie jeden richtigen Mann einfach verrückt machen mußten. Bei Gott, dachte er, die alten Gesetze waren vernünftig, denn sie verlangten, daß eine Frau sich verschleiert. Wie soll ein Mann sonst ein sittliches und frommes Leben führen?
    Mimis Platinlocken brachten ihn dazu, an seine Mutter zu denken, die für die Familie aus irgendeinem Grund gestorben war. Er hörte nie etwas von ihr, außer zu seinem Geburtstag, wenn Jahr für Jahr eine

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