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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sie warb und dem sie ihre Liebe schenkte, befand sie sich in einem wunderschönen Garten und saß an einem Springbrunnen mit klarem türkisfarbenem Wasser. Mädchen spielten auf einfachen Musikinstrumenten. Sie sah große dunkelhäutige Männer in Turbanen und eine Frau in blauer Seide – war das vielleicht ihre Mutter? Die Frau trat zu dem kleinen Mädchen, das ganz erfüllt war von ihrer Liebe zu dem jungen Mann, und sagte ernst:
    »Prinzessin, mein Herzenskind, vergiß nicht, du gehörst zu den Nachkommen des Propheten. Dich erwartet eine verantwortungsvolle Aufgabe.«
    Um Mohammed, die Frau des Landwirtschaftsministers, kam die Stufen herauf und ergriff Khadijas Hand. »Unsere Herzen sind schwer, wenn wir an den Verlust der Frau deines Sohnes denken. Gott wird sie bestimmt zu sich ins Paradies genommen haben. Fatheja war wie ein Sonnenstrahl und klares Wasser.«
    Khadijas Besucherinnen sprachen in ihrem Haus immer arabisch, obwohl Englisch und Französisch sehr in Mode waren. In manchen ägyptischen Familien lernten die Kinder kein Arabisch. Khadija bestand jedoch darauf, arabisch zu sprechen.
    »Gott ist weise und gut, Um Mohammed. SEIN Segen möge über dich kommen für dein Mitgefühl. Geht es dir gut? Was macht dein Blutdruck?«
    »Er ist viel zu niedrig. Aber ich will mich nicht beklagen.«
    »Ich werde dir Rosmarintropfen schicken. Trinke dreimal täglich zwanzig Tropfen mit einem Glas Wasser und spreche danach die Sonnensure.«
    Eine achtzehnjährige Frau, die aus Achtung vor der Gastgeberin einen Schal über dem Kopf trug, setzte sich neben Khadija und fragte: »Ich habe von Äpfeln geträumt, Scheika. Was bedeutet das?«
    »Eine Hochzeit, Bin Fouad«, erwiderte Khadija lächelnd. Bin Fouad, die Tochter von Fouad, war ein nicht sehr attraktives Mädchen und sehnte sich nach einem Mann. »Und wenn die Äpfel in deinem Traum sehr süß waren, dann wirst du einen reichen Mann finden.«
    Dienstboten brachten würzige Fleischklößchen, frisches Obst, Gebäck und als Besonderheit eine Marmelade, die Khadija aus Rosenblättern machte, die in Zitrone und mit Zucker gekocht wurden. Khadijas Küche hatte noch eine Spezialität, die sich bei den Besucherinnen großer Beliebtheit erfreute: hartgekochte Eier, die in Lammgulasch gekocht wurden. Der Geschmack drang durch die Eierschale und machte die Eier besonders schmackhaft. Zu den Speisen tranken sie gezuckerten Minztee.
    Einer Frau, deren Blutungen unregelmäßig kamen, gab Khadija ein Amulett, das sie mit der Kraft der Sterne aufgeladen hatte. Sie riet der Frau, das Amulett zu tragen und sieben Tage jeden Morgen vor Sonnenaufgang die erste Sure im Koran nach Osten gerichtet zu sprechen.
    Einige der Besucherinnen verabschiedeten sich, nachdem sie mit Khadija gesprochen hatten, andere blieben und machten noch der alten Zou Zou ihre Aufwartung. Die jüngeren Frauen unterhielten sich mit Doreja und sahen den Kindern beim Spielen zu. Ihre Gespräche drehten sich meist um die Ehe – wie findet man einen Mann, wie gelingt es, ihn nicht zu verlieren? »Eine Muslimfrau muß schwer arbeiten, um ihren Mann an sich zu binden«, sagte die alte Zou Zou und erzählte von ihrer Scheidung. »Bei den Christen ist eine Scheidung so gut wie unmöglich. Deshalb geben sich die verheirateten Frauen mit ihren Männern keine Mühe. Sie vernachlässigen ihr Äußeres und gewähren ihrem Mann nicht die sexuelle Befriedigung, die er braucht. Ihr könnt es mir glauben, eine Muslimfrau kann nur mit ihren zwei besten Waffen eine gute Ehe haben, mit Schönheit und Sex. Es muß ihr gelingen, daß der Mann sie nie verlassen will.«
    Sie lächelten über die feine Ironie, denn sie wußten alle, Zou Zou hatte sich von ihrem Mann getrennt, und nicht er hatte sie verlassen.
    Die Frauen tauschten Rezepte aus und sprachen über eine richtige Ernährung. »Barsch muß
immer
mit Erdnüssen gebacken werden«, sagte Um Walid und erklärte dann ebenso nachdrücklich, »dunkelbraun geröstete Zwiebeln schmecken nicht und sind schwer verdaulich.«
    Sie musterten sich auch gegenseitig kritisch und machten sich ein Bild davon, in welcher Familie der Reichtum zunahm und wo er abnahm. Sie äußerten ihre Ansichten darüber, welche Frau eine Tochter hatte, die eine gute Ehefrau sein würde, und welche nicht, und welche Mutter einen heiratsfähigen Sohn hatte, der eine gute Partie war. Nach den komplizierten Regeln der Etikette beachteten sie dabei die Feinheiten der Klasse und der Hierachie.
    Der Status einer

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