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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Stunden am Tag Trübsal blasen, das ist nichts für mich. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.« Hassan beglückwünschte sich dafür, daß ihm das Wohlergehen seines Freundes so am Herzen lag, aber er wußte sehr wohl, im Grunde dachte er dabei mehr an sich selbst. Schließlich konnte die Depression seines Freundes ihm auch alle Lust am Leben verderben.
    »Weißt du, was du brauchst?« sagte er, aber er sprach nicht weiter, da Nefissa mit einem Tablett hereinkam. Er beobachtete, wie Nefissa schweigend die Tassen, die Kaffeekanne und eine Schale Gebäck auf den Tisch stellte. Als sie das Tablett auf den Boden legte und sich dabei bückte, begutachtete er genüßlich ihren Hintern.
    Ibrahim gab keine Antwort auf Hassans Frage. Er fühlte sich völlig erschlagen, ihm taten alle Knochen im Leib weh, und er war unglücklich – einen solchen Zustand kannte er nicht. Bei Gott, dachte er, während ihm seine Schwester die Wasserpfeife anzündete: Werde ich denn nie wieder das Leben genießen können?
    Wie eine surrende Stechmücke quälte ihn ein unangenehmer Gedanke – die Erinnerung an die Nacht, in der Fatheja gestorben war und er Gott verflucht hatte. Aber er war vom Kummer überwältigt gewesen. Das würde ihm Gott bestimmt nicht nachtragen. Der Allmächtige würde ihm doch sein Wohlbefinden und seine innere Ruhe wieder schenken. Ibrahim konnte sich an keinen Tag in seinem Leben erinnern, an dem er nicht bekommen hatte, was er sich wünschte. War es denn zuviel verlangt, wenn er sich jetzt Ruhe und Frieden wünschte?
    Hassan mit seinen Prostituierten konnte ihm nicht helfen. Ibrahim hatte seinem Freund klar und deutlich gesagt, daß solche Frauen ihn nicht interessierten. Er wollte eine Frau lieben und geliebt werden. Er wollte Fatheja.
    »Wenn du wieder mit deinen Weibern anfängst«, sagte er, aber Hassan unterbrach ihn. Nefissa reichte ihm eine Tasse Kaffee, und er trank mit großem Genuß, denn Nefissa wußte inzwischen, wie ihm der Kaffee am besten schmeckte. »Ich weiß, das ist für dich keine Lösung, mein gläubiger Muslim. Meinetwegen warte auf die nächste Frau, wenn du solange warten kannst. Ich habe nichts dagegen. Aber ich meine, wir sollten Kairo verlassen und alles, was dich an Fatheja erinnert. Du brauchst neue Bilder, mein Freund! Du mußt jetzt an dich selbst denken. Hast du verstanden?«
    Als er plötzlich einen Funken Hoffnung in Ibrahims Augen aufleuchten sah, sagte Hassan: »Wir sind Brüder! Also ist es meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß du die ewig alten Gesichter nicht mehr sehen, immer dasselbe dumme Gerede hören mußt, und vor allem, das ewige Geschwätz und Jammern über die Engländer. Mir steht die Politik bis hier«, er machte eine entsprechende Geste, »das kannst du mir glauben.«
    Ibrahim rauchte seine Wasserpfeife und dachte über Hassans Vorschlag nach. Fathejas Gesicht verblaßte beim Gedanken an eine Schiffsreise, an andere Gerichte, an europäische Musik und neue Menschen. Er fand, Hassan habe recht. Er sollte an sich denken, denn was hatte seine Familie von einem depressiven Mann? Wie konnte er sich um ihr Glück kümmern, wenn er nicht selbst glücklich war?
    »Bei Gott«, sagte er, »mir scheint, du hast im Grunde recht.« Er winkte dem Diener und sagte: »Mahmoud, sag meiner Mutter, ich möchte sie sprechen.«
     
    Als Khadija erfuhr, ihr Sohn sei zu Hause, war sie überrascht. Ibrahim war mit dem König auf die Jagd gegangen und hatte gesagt, er werde mindestens zwei Wochen nicht da sein. Die plötzliche Rückkehr kam unerwartet. Aber sie dachte auch an Nefissa. Sie hatte gesehen, wie ihre Tochter sich bei ihrem Anblick im Garten hinter Büschen versteckte. Khadija hatte Nefissa deshalb noch nicht zur Rede stellen können. Wie auch immer, Nefissa verhielt sich seit einem Monat seltsam.
    Nachdenklich ging sie zur anderen Seite des Hauses. Die dunklen, getäfelten Räume hatte früher ihr Mann bewohnt. Als sie jung war, hatte Ali sie rufen lassen. Sie bediente ihn, half ihm beim Baden, massierte ihn, unterhielt ihn, und er schlief mit ihr. Sie kehrte in ihre Räume zurück, bis er sie wieder kommen ließ. In wenigen Jahren würde Nefissas Sohn, Omar, in diesem Teil des Hauses seine Zimmer beziehen, und dann würden ihn seine Freunde besuchen, wie Ibrahim jetzt seinen Freundeskreis hatte und davor Ali. Die Männer führten ein völlig anderes Leben als die Frauen – und so sollte es auch sein.
    Als Khadija sah, daß die Dienstboten Schiffskoffer und Gepäck

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