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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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gewaltige Kraft, daß Abdu wußte, er hatte nur für diesen einen Augenblick gelebt. Sein Körper war dazu geschaffen worden, Sarah glücklich zu machen. Er suchte mit seinen Lippen ihren Mund, seine Finger verschwanden in ihren dichten Haaren. Er drückte sein Gesicht auf ihren Hals und glaubte sich in den Armen von Ägypten – der fruchtbare Nil, das warme Brot, der nach Moschus riechende Büffel und der zarte Duft der jungfräulichen Sarah.
    Sie sanken auf die feuchte Erde. Das lange grüne Gras bot ihnen ein weiches Lager, während die dichten Nebelschleier sie zärtlich einhüllten. Abdu legte sich auf Sarah, umarmte sie zart und doch leidenschaftlich. Er schob ihre Galabija hoch, und als er ihre festen nackten Schenkel berührte, flüsterte er: »Sarah, du bist meine Frau! Du bist meine Seele!«
     
    Bei Sonnenuntergang gingen Sarah und ihre Mutter hinunter zum Nil. Die anderen Frauen aus dem Dorf holten ebenfalls Wasser, bearbeiteten die Wäsche mit Holzstöcken oder seiften sich Arme und Beine ein, wuschen sich lachend und achteten wachsam darauf, daß kein Mann sich ungesehen in ihre Nähe wagte. Kinder spielten am Ufer in gebührendem Abstand von den Büffeln, die ebenfalls im Wasser standen. Wenn die Frauen ihre großen Tonkrüge mit Wasser gefüllt hatten, setzten sie ihre schwere Last auf den Kopf und gingen ins Dorf zurück.
    »Morgen ist der große Tag, Um Hussein!« riefen die Frauen Sarahs Mutter zu. Ihr ältestes Kind war eine Tochter, aber alle redeten sie nur mit dem Namen ihres erstgeborenen Sohns an. »Schon wieder eine Hochzeit! Wir haben die ganze Woche gehungert, um viel essen zu können!«
    Sarahs Mutter lachte. Für diese Hochzeit mußte ihr Mann nicht zahlen. Scheich Hamid hatte angeboten, alle Kosten für das Fest zu übernehmen. Das war für sie eine große Ehre und ein Geschenk Gottes, denn nach Nazirahs Hochzeit besaßen sie keinen Piaster mehr.
    Sarahs Freundinnen, Mädchen wie sie selbst, die sich ebenfalls gerade der beängstigenden Welt einer Frau näherten, kicherten und wurden rot. Sie tuschelten miteinander und machten anzügliche Bemerkungen darüber, wie gut sie in der Hochzeitsnacht schlafen werde. »Scheich Hamid ist unersättlich«, sagte das Mädchen, das auf Nazirahs Hochzeit getanzt hatte. Aber die Kleine verstand nicht so recht, was sie sagte, sondern wiederholte nur, was sie von den Frauen gehört hatte. »Auf dich wartet kein schlechtes Leben.«
    Die Frauen lachten und packten ihre Sachen zusammen, um sich wieder auf den Heimweg zu machen. »Du mußt Hamids Hunger nie ganz stillen, Sarah. Dann wird er jede Nacht zu dir kommen!«
    »Ich weiß, was ich machen muß, damit
mein
Mann jede Nacht zu mir kommt«, sagte Um Hakim stolz. »Er kam lange Zeit immer erst nach Mitternacht ins Haus. Das paßte mir nicht. Deshalb begann ich jedesmal, wenn er spät kam, zu rufen: »Bist du es, Achmed?«
    »Und das hat geholfen?« fragten die anderen.
    »Oh ja! Mein Mann heißt Gamal!«
    Unter schrillem Gelächter liefen sie den Fußweg zum Dorf entlang. Die Kinder rannten hinterher. Einige der Alten führten die Büffel am Halfter zu ihren Hütten zurück. Als die untergegangene Sonne den Fluß zuerst orange und dann rot färbte, stand Sarah mit ihrer Mutter noch allein am Wasser. Schließlich fragte Umma: »Du bist so still, mein Herzenskind. Was fehlt dir?«
    »Ich möchte Scheich Hamid nicht heiraten.«
    »Wie kannst du nur so etwas Törichtes sagen. Kein Mädchen entscheidet darüber, wen sie heiratet. Ich habe deinen Vater am Tag meiner Hochzeit zum ersten Mal gesehen. Ich hatte entsetzliche Angst vor ihm, aber ich habe mich schließlich an ihn gewöhnt. Du kennst den Scheich wenigstens.«
    »Ich liebe ihn nicht.«
    »Liebe! Was sind das für dumme Gedanken, Sarah! Das muß dir ein böser Dschinn in den Kopf gesetzt haben, das mit der Liebe! Auf Gehorsam und Achtung kommt es in einer Ehe an. Liebe ist etwas für Dichter.«
    »Warum kann ich nicht Abdu heiraten?«
    »Weil er arm ist – so arm wie wir. Scheich Hamid ist der reichste Mann im Dorf. Du wirst Schuhe von ihm bekommen, Sarah! Vielleicht schenkt er dir sogar einen goldenen Armreif! Vergiß nicht, er bezahlt die Hochzeit. Er ist ein großzügiger Mann, und er wird gut zu dir sein, wenn du seine Frau bist. Vergiß nicht, in erster Linie mußt du an deine Familie denken.«
    Sarah stellte den Wasserkrug ab und begann zu weinen. »Oh, Umma! Es ist etwas Schreckliches geschehen …«
    Ihre Mutter erstarrte. Dann stellte sie

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