Das Parsifal-Mosaik
Stunden nach Sterns letztem Telefonat mit Rom, bevor die Ermächtigung zum Col des Moulinets hinausging. Das schränkt die Möglichkeiten beträchtlich ein.« »Das weiß auch der Betreffende«, sagte der Staatssekretär. »Und um so besser tarnt er sich.«
»Hat denn niemand Stern gesehen?« bohrte Brooks weiter. »Die Frage haben Sie doch siche rlich gestellt.«
»So unauffällig wir konnten. Aber keiner der Befragten hat zugegeben, ihn zu der fraglichen Zeit getroffen zu haben. Wir haben allerdings auch nicht damit gerechnet, daß jemand das zugeben würde.« »Niemand hat ihn gesehen?« fragte der General und runzelte ungläubig die Stirn.
»Nun, das schon«, sagte Bradford und nickte. »Die Empfangsdame im vierten Stock, Abteilung L. Dawson hatte eine Nachricht für Stern hinterlassen; der nahm sie auf dem Weg zum Lift mit. Hinter der Tür der Empfangshalle liegen fünfundsiebzig Bürozimmer, er könnte in jedem davon gewesen sein.«
»Wer war denn zu der Zeit anwesend?« wollte Brooks wissen. »Die Überprüfung hat uns nicht weitergebracht«, antwortete Bradford. »Dreiundzwanzig Leute waren es. Es gab verschiedene Konferenzen. Sekretärinnen haben wie üblich Diktate aufgenommen. Niemand hatte eine Sitzung lange genug verlassen, um das Telefonat zu führen.«
»Aber, verdammt noch mal, Sie haben eine klar umgrenzte Abteilung!« rief Halyard zornig. »Fünfundsiebzig Leute sind nicht hundertfünfzig und nicht tausend, und einer davon ist Ihr Maulwurf. Fangen Sie doch einfach mit dem Personenkreis an, der eng mit Matthias zusammenarbeitet. Stecken Sie jeden einzelnen von ihnen in eine Klinik, wenn es sein muß.«
»Das würde eine Panik auslösen. Das ganze State Department wäre demoralisiert«, sagte Brooks. »Außer es gibt vielleicht tatsächlich eine Clique, die Matthias besonders nahesteht.« »Sie begreifen diesen Mann nicht.« Bradford stützte das Kinn auf beide Hände und suchte nach Worten. »Er ist in erster Linie Geisteswissenschaftler, ein Intellektueller. Er ist der Sokrates am Potomac und schart seine Verehrer um sich, wo immer er sie finden kann. Die Mitarbeiter, die ihn anhimmeln, fördert er, während die Skeptiker seinen grausame n Zynismus zu spüren bekommen. Er ist ein brillanter Formulierer, der Worte wie Waffen gebraucht. Sticht ihm eine Abteilung positiv ins Auge, sind diese Leute eine Weile die Auserwählten, bis eine andere Gruppe kommt und ihm im richtigen Augenblick schmeichelt. Im letzten Jahr ist es schlimmer mit ihm geworden ... aber es war schon immer so.« Bradford gestattete sich den Anflug eines gequälten Lächelns. »Natürlich ist es möglich, daß ich ein Vorurteil gegen ihn habe. Ich selbst hatte nie Zugang zu einer jener Elitegruppen.«
»Warum, glauben Sie, hat man Sie ausgeschlossen?« fragte Brooks. »Ich weiß nicht, ich hatte selbst einen gewissen Ruf, vielleicht war ihm das nicht geheuer. Vielleicht kommt es daher, daß ich ihn immer schon sehr scharf beobachtet habe. Einige von uns sind selbstbewußter geworden, und ich glaube nicht, daß Dr. Matthias darüber sehr erfreut war. Mit zunehmendem Selbstbewußtsein geht auch eine kritischere Haltung einher. Blinder Glaube kann den klaren Blick verstellen.« Bradford beugte sich vor und sah Halyard an. »Es tut mir wirklich leid, General. Die Antwort, die ich Ihnen und Mr. Brooks geben muß, ist, daß es keine bestimmte Gruppe gibt, auf die wir uns bei der Suche nur zu konzentrieren brauchten. Wir haben keine Garantie, daß wir unseren Maulwurf fangen, ehe die Unruhe ihn aufschreckt und dazu veranlaßt, die Flucht zu ergreifen. Und das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen ihn finden, denn er kann uns zu dem Mann führen, den wir Parsifal nennen. Er mag ihn gelegentlich aus dem Auge verloren haben, aber er weiß, wer Parsifal ist.«
Der General runzelte die Stirn, und seine klaren Augen blickten fragend. Der Präsident nickte langsam mit dem Kopf und griff sich mit der rechten Hand an die Wange, den Zeigefinger ausgestreckt, und sah den Staatssekretär aus dem Außenministerium an. Schließlich begann der weißhaarige Botschafter zu sprechen. »Ich muß Sie loben, Mr. Bradford. Darf ich versuchen, die neue Situation zu umreißen? Aus Gründen, die wir nicht kennen, brauchte Matthias belastende Beweise gegen die Karras, die dazu führten, daß Havelock den Dienst quittierte. Mittlerweile - das zeigt sein Verhalten - ist Matthias zu Parsifals Marionette geworden. Parsifal erkennt aber auch, daß es in seinem
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