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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sie getrogen, ihre Liebe war zurückgewiesen worden; er hatte sich ebenso wie ein Tier verhalten, wie die Menschen, die ihr das angetan hatten ... er schämte sich so. Und war voller Liebe.
    Neben dem Bett konnte er die Umrisse einer Stehlampe erkennen, wenn er sie einschaltete, würde ihr Licht auf sie fallen. Eine kalte Furcht ergriff ihn und schnürte ihm die Kehle zu. Es war weiß Gott nicht das erste Mal, daß er einer riskanten Situation ausgesetzt war, aber noch nie einer Gefahr wie dieser, noch nie hatte er einen Augenblick erlebt, der ihm so viel bedeutete. Wenn er seine Chance verspielte, sie verlor, wenn das Band zwischen ihnen endgültig zerriß, gab es nichts mehr, das für ihn wichtig war, nur noch den Tod der Lügner. Er hätte Jahre seines Lebens dafür gegeben, diesen Augenblick für immer festzuhalten, das Licht nicht einschalten zu müssen - einfach nur leise ihren Namen zu rufen, so, wie er ihn unzählige Male gerufen hatte, zu spüren, wie ihre Hand die seine berührte, ihre Gesichter sich nahe kamen. Aber auch das Warten war eine Folter, die er sich selbst auferlegte. Er ging lautlos zum Bett. Da schoß ein Arm in der Finsternis hoch. Bleiche Haut blitzte im schwachen Licht auf, und eine Hand bohrte sich in seinen Leib. Er spürte, wie ein scharfer, spitzer Gegenstand sein Hemd zerriß und ins Fleisch drang. Er sprang zurück, packte die Hand, drehte sie ein wenig herum, nicht richtig ... er brachte es nicht über sich, ihr weiteren Schmerz zuzufügen. Er konnte ihr nicht weh tun! Sie wird Sie töten, wenn sie kann. Regine Broussac. Jenna rollte sich vom Bett, das linke Bein gebeugt, und stieß ihr Knie in seine Nieren, ihre scharfen Fingernägel bohrten sich in seinen Hals, gruben sich tief in die Haut. Er konnte nicht nach ihr schlagen, er konnte es nicht! Sie zerrte an seinem Haar, zog sein Gesicht herunter; ihr rechtes Knie schoß hoch, schmetterte gegen sein Nasenbein. Weiße Lichtblitze zuckten in der Finsternis. »Cune!« schrie sie.
    Er begriff; er hatte sie gut ausgebildet. Sie hatte fliehen wollen; das erklärte die zerwühlten Kleider. Den hochgezogenen Rock, so daß man ihren Schenkel sehen konnte. Er hatte das alles der Erschöpfung zugeschrieben, aber er hatte unrecht gehabt; das war der Anblick, den sie dem Aufpasser zugedacht hatte, der durch den Schlitz in der Zellentür blickte.
    »Stuj!« flüsterte er heiser, während er sie festhielt. »Tesime!« Er befreite seine linke Hand und zog ihren sich krümmenden Finger zur Lampe. Dann beugte er sich über sie, fand den Schalter und knipste die Lampe an.
    Sie starrte ihn an, ihre großen braunen Augen traten aus den Höhlen. In ihrem Blick war wieder die gleiche seltsame Mischung aus nackter Angst und Abscheu wie am Col des Moulinets, als sie aus dem Fenster des kleinen Flugzeugs zu ihm heruntergesehen hatte. Der kehlige Schrei, der sich ihren Lippen entrang, kam aus der Tiefe ihrer Seele und wollte nicht enden. Eine Frau, die die Wiederkehr unendlicher Schmerzen erlitt. Sie trat nach ihm, riß sich los, befreite ihre linke Hand und warf sich über das Bett gegen die Wand. Ihre Hand zuckte vor und zurück, wie eine Irre schlug sie um sich, während die Falle sich schloß. In ihrer Hand hielt sie eine Gabel, deren Zinken von seinem Blut gefärbt waren.
    »Hör mir zu!« flüsterte er. »Man hat es uns beiden angetan! Ich bin gekommen, um dir das zu sagen, was ich dir schon am Col des Moulinets erklären wollte!«
    »Mir hat man es angetan! Du hast versucht, mich zu töten ... wie viele Male? Wenn ich sterben soll, dann sollst du ...« Er warf sich vor und preßte sie gegen die Wand. »Die Broussac hat dir geglaubt ... aber dann hat sie mir geglaubt. Versuch doch zu verstehen. Sie wußte, daß ich ihr die Wahrheit sagte.«
    »Du kennst die Wahrheit nicht. Lügner, Lügner!« Sie spuckte ihm ins Gesicht, trat um sich, wand sich unter seinem Griff. »Die wollten, daß ich aussteige, und du warst ihr Werkzeug! Ich weiß nicht, warum, aber ich weiß, daß Männer getötet worden sind ... auch eine Frau, und ich sollte glauben, daß du diese Frau warst! Jetzt wollen sie uns beide töten, das müssen sie!« »Lügner!«
    »Ja, es sind Lügen, aber ich bin keiner von ihnen.« »Doch, das bist du, das bist du! Du hast dich an die zviräta verkauft. Kurva!«
    »Nein!« Er verdrehte ihre Hand, die die blutige Gabel immer noch festhielt. Sie zuckte vor Schmerz zusammen, als er ihr Handgelenk nach unten bog. Dann ließ ihr Druck plötzlich nach,

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