Das Parsifal-Mosaik
ist meine Bedingung, sonst platzt das Geschäft.« »Ihr Kommunisten seid alle so argwöhnisch.« »Das haben wir in den Bergen gelernt.« »Cechu!«
»Wo ist die Frau?« »In einem Hintergebäude. Gestern abend hat sie das Essen verweigert und unserem Kubaner das Tablett ins Gesicht geworfen. Aber sie ist eben eine gebildete Frau; das ist nicht immer von Vorteil, wenn es auch später einen höheren Preis einbringt. Zuerst muß ihr Trotz gebrochen werden, vielleicht hat der Kubane r damit schon angefangen. Er ist ein heißblütiger macho, mit Eiern, die ihm bis zum Boden hängen. Auf ihren Typ steht er besonders.« Michael lächelte; das war das schwierigste Lächeln, das er in seinem ganzen Leben zuwege gebracht hatte. »Haben Sie Wanzen in den Zimmern?«
»Wozu? Was können die denn alleine schon für Pläne aushecken?« »Ich will sie sehen. Und dann will ich weg von hier.« »Warum nicht? Wenn ich die fünftausend Dollar gesehen habe.« Kohoutek hörte auf zu schaukeln, drehte sich nach links und schrie auf englisch: »Bring unseren Gast im Lastwagen zu seinem Auto. Er soll fahren, du hältst ihm die Pistole an den Kopf.« Sechzehn Minuten später blätterte Havelock dem Tschechen das Geld in die Hand. »Gehen Sie zu der Frau, priteli«, sagte Kohoutek.
Er ging über den eingezäunten Hof links am Silo vorbei, hinter ihm der Mann mit der spanischen Llama. »Dort, rechts von Ihnen«, sagte der Mann.
Am Waldrand war eine Scheune zu sehen, aber es war mehr als eine Scheune. Hinter mehreren Fenstern brannte Licht; jetzt konnte Michael erkennen, daß der Bau sogar ein zweites Stockwerk hatte, wo ebenfalls Licht brannte. Die Fenster waren mit Gitterstäben gesichert. Wie im Konzentrationslager.
Michael spürte den Druck der Lederscheide im Kreuz; das Messer steckte immer noch dort. Er wußte, daß er den Posten trotz seiner Llama überwältigen konnte. Aber noch war der Zeitpunkt nicht gekommen. Vorher mußte er Jenna überzeugt haben, daß sie beide Opfer einer Verschwörung waren. Und wenn er das nicht schaffte, würden sie beide sterben. Der eine würde sein Leben verlieren, der andere in einer Hölle gefangen sein, die ihn langsam umbringen würde.
»Klopfen Sie an die Tür«, sagte der Mann hinter ihm. Havelock schlug gegen das Holz. Eine Stimme antwortete. »Ja? Was gibt es?«
»Aufma chen, Befehl von Mr. K. Hier ist Ryan. Schnell!« Ein drahtiger Mann in einem Bolerohemd und Jeans öffnete die Tür einen Spaltbreit. Er starrte zuerst Michael an, sah dann den Aufpasser und öffnete die Tür ganz.
»Niemand hat angerufen«, sagte er.
»Wir dachten, du wärst vielleicht beschäftigt«, sagte der Mann hinter Havelock mit einem schmierigen Grinsen. »Womit denn? Mit zwei Schweinen und einem verrückten Weib?« »Die ist es auch, die wir sehen wollen. Er will sie sehen.« »Dann wünsche ich ihm nur, daß er einen pene wie Stein hat, das ist keine Lüge! Ich hab' vor zehn Minuten reingeschaut. Sie ist eingeschlafen. Ich glaube, die hat ein paar Tage nicht geschlafen.« »Dann kann er sie anspringen«, sagte der Wachmann und stieß Michael durch die Tür.
Sie gingen die Treppe hinauf, bis sie einen schmalen Korridor erreichten. Die Stahltüren zu beiden Seiten hatten einen Schlitz in der Mitte und darunter eine Klappe, die man wegschieben konnte. »Sie ist in diesem Raum«, sagte der Kubaner und blieb an der Tür stehen. »Wollen Sie hineinsehen?«
»Machen Sie die Tür auf!« sagte Havelock. »Und warten Sie unten.« »Ich hoffe ...«
»Befehl von Mr. K.«, unterbrach ihn der Mann in der Lederjacke. »Tu, was der Mann sagt.«
Der Kubaner nahm einen Schlüssel vom Gürtel, schloß die Zellentür auf und trat beiseite. »Verschwinden Sie hier«, sagte Michael. Die zwei Männer gingen den Korridor hinunter. Havelock öffnete die Tür.
Der kleine Raum war finster, durch das Fenster fiel nur wenig Licht herein. Die Schneeflocken prallten von der Fensterscheibe und den Gitterstangen ab. Er sah sie auf dem Bett liegen, es war eher eine Pritsche als ein Bett. Sie lag mit dem Gesicht nach unten, ihr blondes Haar fiel ihr über die Schultern. Der Arm hing schlaff herunter, so daß ihre Hand den Boden berührte. Sie war völlig bekleidet und lag auf der Decke, die Kleider zerwühlt. Ihre Körperhaltung und ihr tiefer Atem verrieten, wie erschöpft sie war. Ihr Anblick erfüllte ihn mit Schmerz. Wie sehr hatte sie gelitten und wie viel Leid hatte er ihr getan! Das Vertrauen hatte sie verlassen, ihre Instinkte hatten
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