Das Parsifal-Mosaik
eindeutig sein. Ich werde veranlassen, daß man Sie rund um die Uhr beschützt. Ein Killer, der Staatsgeheimnisse an den Feind ve rkauft hat, macht Jagd auf Sie. Das werden die Worte sein, die ich gebrauchen werde. Sie werden es anders ausdrücken. Sie werden die Sprache von Consular Operations gebrauchen: Havelock ist nicht zu retten. Jede weitere Stunde, die er lebt, bedeutet Gefahr für unsere Männer draußen im Einsatz.« »Ich verstehe.« »Emory?« »Sir?«
»Bevor dies alles geschehen ist, habe ich Sie nie wirklich gekannt, über Ihre privaten Verhältnisse weiß ich kaum etwas. Wie ist Ihre Situation zu Hause?« »Zu Hause?«
»Dort wird er Ihnen auflauern, früher oder später. Haben Sie Kinder zu Hause?«
»Kinder? Nein, nein. Mein älterer Sohn ist auf dem College, der jüngere auf einem Intenat.« »Ich dachte, Sie hätten Töchter.« »Zwei. Sie leben bei ihrer Mutter. In Wisconsin.« »Ich verstehe. Das wußte ich nicht. Haben Sie wieder geheiratet?«
»Ja. Zweimal. Aber keine der beiden Ehen hat gehalten.« »Dann leben also keine Frauen in Ihrem Haus?«
»Doch, häufig, aber im Augenblick nicht. In den letzten vier Monaten nur ganz selten.« »Ich verstehe.«
»Ich lebe allein. Die Umstände sind optimal, Mr. President .« »Ja, ich denke schon.«
Mit Seilen, die sie auf der Pritsche fanden, fesselten sie den Aufseher ans Steuer und Kohoutek an die Bank.
»Sieh zu, ob du etwas findest, mit dem du ihm die Hand verbinden kannst«, sagte Michael. »Ich möchte, daß er lebt, damit jemand ihm Fragen stellen kann.«
Jenna fand ein großkariertes Taschentuch im Handschuhfach. Sie zog das Messer aus der Pranke des alten Bergbullen, riß den Stoff in zwei Teile und stillte die Blutung.
»Das hält drei, vielleicht vier Stunden«, sagte sie. »Wenn er aufwacht und es zerreißt, könnte er verbluten.«
»Jemand wird ihn rechtzeitig finden. In einer guten Stunde wird es hell, und der Fourforks Pike ist eine Landstraße. Setz dich einen Augenblick hin.« Havelock ließ den Motor an, schob seinen Fuß über das Bein des Aufsehers, drückte die Kupplung nieder und legte den Gang ein. Dann manövrierte er das Fahrzeug so, daß es längs zur Straße stand. »Okay, gehen wir.«
»Sie können mich nicht einfach so hierlassen«, jammerte der Aufseher.
»Waren Sie auf der Toilette?« »Was?«
»Ich hoffe es für Sie.« »Mikhail?« »Ja?«
»Das Sprechfunkgerät. Jemand könnte vorbeikommen und ihn befreien. Dann wird er es benützen. Wir brauchen jede Minute.«
Havelock nahm die Pistole vom Beifahrersitz und schmetterte den dicken Kolben ein paarmal gegen den Kasten. Schließlich riß er das Mikrofon heraus und schnitt die Drähte ab; dann öffnete er die Tür und wandte sich Jenna zu. »Wir lassen die Scheinwerfer eingeschaltet, damit keiner draufbrummt«, sagte er. »Jetzt müssen wir noch eines erledigen. Komm.«
Wegen des kräftigen Winds lag der Schnee auf dem Fourforks Pike weniger als zwei Zentimeter hoch, sah man einmal von den kleinen Schneewehen ab, die sich an einigen Stellen am Rand gebildet hatten. Michael reichte Jenna Kohouteks Pistole und nahm selbst die Llama in die rechte Hand. »Die macht zu viel Lärm«, meinte er. »Der Wind könnte das Geräusch bis zum Haus tragen. Bleib hier.«
Er rannte zum hinteren Wagenende, hielt die Waffe schräg nach unten und gab zwei Schüsse auf die beiden Hinterreifen ab. Dann rannte er nach vorne und zielte auf die Vorderreifen. Der Lastwagen schwankte etwas, während die Luft ausströmte. Michael steckte die Llama in die Tasche. »Gib mir die Fünfundvierziger.« »Was hast du vor?«
»Sie sauberwischen. Nicht daß es viel nützen wird, innen sind überall unsere Fingerabdrücke. Aber vielleicht suchen sie dort nicht; nur die Waffe sehen sie sich bestimmt an.« »Und?«
»Ich rechne damit, daß unser Fahrer im eigenen Interesse behaupten wird, daß die Waffe nicht ihm gehört, sondern deinem Gastgeber Kohoutek.«
»Ganz gewiß«, sagte Jenna und nickte.
»Man wird jeden Winkel der Farm durchsuchen, und dann könnte man anfangen, auf dem Grundstück herumzugraben. Es könnte auch Morde geben, die nicht aktenkundig sind.« Havelock hielt die Automatic mit dem Hemdzipfel, öffnete die Tür des Lkw und warf die Waffe über den Vordersitz auf die Pritsche. »Hey, kommen Sie schon. Um Gottes willen!« schrie der Fahrer und bäumte sich auf. »Lassen Sie mich hier raus. Ich hab' Ihnen nichts getan! Die verknacken mich auf mindestens zehn Jahre!« »Zu
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