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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Mannschaft des Patrouillenboots trug er die Uniform der Heerestruppen, und an seiner Hüfte hing ein Revolver. Das gelangweilte Gesicht des Wachpostens war in dem weichen Licht deutlich zu erkennen. Jetzt kam die andere Streife aus dem Schatten zur Linken, vielleicht fünfzig Meter entfernt. Die beiden Soldaten gingen aufeinander zu wie zwei Roboter und begegneten sich höchstens zehn Meter vor Havelock.
    »Hat dich jemand informiert?« fragte der Soldat zur Rechten. »Ja, so' n Ruderboot mit Außenbordmotor ist mit der Flut von Savannah herübergetrieben worden, das ist alles. Niemand drin.« »Hat jemand den Motor überprüft?« »Was meinst du?«
    »Das Öl. Das Öl bleibt längere Zeit warm, wenn er gelaufen ist. Wie in jedem Motor.«
    »Hör schon auf. Wer, zum Teufel, könnte hier schon rein?« »Das meine ich nicht. Ich hab' nur gesagt, daß man es so feststellen kann.«
    »Vergiß es! Die machen immer noch eine dreiundsechziger Suche .. für den Fall, daß einer Flügel hat, schätze ich. Die Typen hier spinnen doch alle.« »Würdest du das nicht auch?«
    Der Posten zur Linken sah auf die Uhr. »Da hast du auch wieder recht. Wir sehen uns drinnen.«
    »Wenn Jackson auftaucht. Letzte Nacht kam er eine halbe Stunde zu spät. Kannst du das glauben? Er hat gesagt, er wollte sich so 'n lausigen Fernsehfilm bis zu Ende ansehen.«
    »Das macht er öfter. Willis ha t ihm neulich gesagt, irgendwann wird der vor ihm einfach weggehen und sagen, Jackson hätte ihn abgelöst. Man sollte ihn wirklich mal hängenlassen.«
    »Der würde sich schon rausreden.«
    Die beiden Männer machten kehrt und setzten ihre Streife fort. Aus den Bruchstücken, die er gehört hatte, fügte sich Michael das Wesentliche ihres Gesprächs zusammen. Ein Suchtrupp kämmte die Insel durch, und die Wache der beiden Posten war so gut wie vorbei ... eine Wache, die offenbar ziemlich locker gehandhabt wurde, wenn die Ablösung sich eine halbe Stunde verspäten durfte. Das paßte nicht; die Insel glich einer Festung, und trotzdem wurde der Wachdienst so betrieben, als wäre er nicht mehr als eine notwendige, wenn auch sinnlose Übung. Warum?
    Die Antwort, vermutete Michael, lag vielleicht in einer immer wiederkehrenden Beobachtung. Soldaten im Kasernendienst und ihre Vorgesetzten waren gewöhnlich die ersten, die die Sinnlosigkeit eines Dienstbefehls erkannten. Und das konnte nur bedeuten, daß es auch hinter dem Palisadenzaun Alarmanlagen gab. Es gehörte wenig Phantasie dazu, um sich die verschiedenen Sicherheitseinrichtungen hinter der neuen Holzwand vorzustellen. Und dann bemerkte Michael, daß der Zaun eine Kurve beschrieb, genauso wie die Betonstraße - zu beiden Seiten. Weiter hinten mußte es bewachte Tore geben, die einzigen Punkte, wo ein Eindringen möglich war. Eine »dreiundsechziger Suche«: Soldaten mit Taschenlampen, vielleicht ein Dutzend Männer, durchkämmten den Strand und das Wäldchen. Sie hatten direkt hinter ihm begonnen, an einem Küstenstreifen, der sich Sektor vier nannte. Und sobald sie einen Kreisbogen beschrieben hatten, würden sie ohne Zweifel wieder an der Stelle auftauchen, wo sie begonnen hatten ... und die Nacht war finster, eine dichte Wolkenwand hatte den Mond verdeckt. Die Suchaktion zu seinem Vorteil einzusetzen, war eine entfernte Möglichkeit - die einzige, die ihm in den Sinn kam -, aber damit seine Taktik funktionierte, mußte er jetzt handeln. Jetzt! Der Soldat zu seiner Rechten war kaum mehr zu sehe n, er ging gerade um die Biegung der Straße und verschwand hinter dem Zaun. Havelock richtete sich auf, lief über die Straße und eilte das sandige Bankett hinunter, wobei ihn das Geräusch ärgerte, das seine mit Wasser durchtränkten Stiefel verursachten. Jetzt hatte er die Biegung erreicht; vor ihm waren die Lichter des Tors zu sehen, vielleicht noch zweihundert Meter entfernt. Er rannte schneller und verringerte den Abstand zu dem langsam dahintrottenden Soldaten. Er hoffte, daß der Wind das Knirschen seiner Schritte übertönen würde.
    Er war noch vier Meter von dem Posten entfernt, als der erschreckt stehenblieb und den Kopf zur Seite neigte. Havelock hechtete sich auf ihn und preßte die rechte Hand auf den Mund des Soldaten, während seine linke ihn hinten am Kopf packte und damit ihren Sturz etwas abbremste. Er hielt den jungen Mann fest und stieß ihm das Knie in den Rücken.
    »Keinen Laut!« flüsterte er. »Das ist nur eine Sicherheitsübung .. wie im Manöver, kapiert? Die Hälfte der

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